Ilias
Verlangen:
Laß uns wenigstens selber errettet sein und entfliehen
Und nicht so hinsinken vor Trojas Macht die Achaier!
Jener sprach’s, da jammerte Zeus des weinenden Königs,
Und er winkt’ ihm Errettung der Danaer, nicht ihr Verderben.
Schnell den Adler entsandt er, die edelste Vorbedeutung;
Dieser trug in den Klauen ein Kind der flüchtigen Hindin,
Und vor Zeus’ Altar, den prangenden, warf er das Hirschkalb,
Wo dem enthüllenden Zeus die Danaer pflegten zu opfern.
Jene, sobald sie gesehn, wie von Zeus herschwebte der Vogel,
Drangen gestärkt in der Troer Gewühl und entbrannten vor Streitlust.
Keiner rühmte sich nun, so viel auch Danaer waren,
Daß vor Tydeus’ Sohn er gelenkt die hurtigen Rosse,
Vorgesprengt aus dem Graben, und kühn entgegen gekämpfet;
Sondern zuerst den Troern ermordet’ er einen der Kämpfer,
Phradmons Sohn Agelaos; zur Flucht dort wandt’ er die Rosse.
Doch dem Gewendeten stieß der Tydeide den Speer in den Rücken
Zwischen der Schulterbucht, daß vorn aus dem Busen er vordrang;
Und er entsank dem Geschirr, und es rasselten um ihn die Waffen.
Hinter ihm Atreus’ Söhn’ Agamemnon und Menelaos,
Drauf die Ajas zugleich, mit trotzigem Mute gerüstet,
Dann Idomeneus selbst und Idomeneus’ Kriegesgenoß auch,
Held Meriones, gleich dem männermordenden Ares,
Auch Eurypylos dann, der glänzende Sohn des Euämon;
Teukros auch kam der neunte, gespannt den schnellenden Bogen,
Hinter des Ajas’ Schilde gestellt, des Telamoniden.
Oft daß Ajas den Schild ihm hinweghob, aber der Held dort
Schaut’ umher, und sobald sein Todesgeschoß im Getümmel
Traf, dann taumelte jener dahin, sein Leben verhauchend;
Doch er eilte zurück, wie ein Kind an die Mutter sich schmieget,
Nah an Ajas gedrängt, der mit strahlendem Schild ihn bedeckte.
Wen nun traf von den Troern zuerst der untadlige Teukros?
Erst den Orsilochos traf er und Ormenos, auch Ophelestes,
Dätor und Chromios auch und den göttlichen Held Lykophontes,
Auch Polyämons Sohn Hamopaon, auch Melanippos:
All aneinander gestürzt zur nahrungsprossenden Erde.
Ihn nun sah mit Freude der Völkerfürst Agamemnon,
Wie er mit starkem Geschoß die troischen Reihen vertilgte.
Nahe trat er hinan und sprach zu jenem die Worte:
Teukros, edelster Freund, Telamonier, Völkergebieter,
Triff so fort und werde der Danaer Licht und des Vaters
Telamon auch, der in Liebe dich nährete, als du ein Kind warst,
Und, der Dienerin Sohn, dich pflegt’ in seinem Palaste;
Ihn, den Entferneten nun, erhebe zu glänzendem Ruhme!
Denn ich verkündige dir, und das wird wahrlich vollendet:
Wenn mir solches gewährt der Donnerer Zeus und Athene,
Ilios auszutilgen, die Stadt voll prangender Häuser,
Werd ich zuerst nach mir die geehrteste Gabe dir reichen,
Ob es ein Dreifuß sei, ob ein rasches Gespann mit dem Wagen
Oder ein blühendes Weib, das dir dein Lager besteige.
Jener sprach’s, ihm erwiderte schnell der untadlige Teukros:
Atreus’ Sohn, Ruhmvoller, warum, da ich selber ja strebe,
Treibst du mich an? Nichts wahrlich, so viel die Kraft mir gewähret,
Zauder ich, sondern seitdem gen Ilios jene wir drängen,
Hab ich feindliche Männer mit zielendem Bogen getötet.
Acht schon hab ich versandt der langgespitzten Geschosse,
Und sie hafteten all in streitbarer Jünglinge Leibern.
Jenen nur nicht vermag ich, den wütenden Hund, zu erreichen!
Sprach’s und sandt ein andres Geschoß von der Senne des Bogens,
Grad auf Hektor dahin, mit herzlichem Wunsch, ihn zu treffen.
Und er verfehlt’ ihn zwar, doch den edlen Gorgythion traf er,
Priamos’ tapferen Sohn, ihm die Brust mit dem Pfeile durchbohrend,
Welchen ein Nebenweib, aus Äsyme gewählt, ihm geboren,
Kastianeira die Schön, an Gestalt den Göttinnen ähnlich.
So wie der Mohn zur Seite das Haupt neigt, welcher im Garten
Steht, von Wuchs belastet und Regenschauern des Frühlings,
Also neigt’ er zur Seite das Haupt, vom Helme beschweret.
Teukros sandt ein andres Geschoß von der Senne des Bogens
Grad auf Hektor dahin, mit herzlichem Wunsch, ihn zu treffen.
Aber auch jetzt verfehlt’ er; denn seitwärts wandt es Apollon.
Archeptolemos nur, dem mutigen Lenker des Hektor,
Als er sprengt’ in die Schlacht, durchschoß er die Brust an der Warze:
Und er entsank dem Geschirr, und zurück ihm zuckten die Rosse
Fliegenden Laufs; ihm aber erlosch der Geist und die Stärke.
Hektors Seele durchdrang der bittere Schmerz um den Lenker,
Dennoch ließ er ihn
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