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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Achseln. »Nur eine verdammt große Katze mit verdammt großen Säbelzähnen. Sie fraßen Terrorvögel zum Frühstück und säuberten sich die Säbelzähne mit den übrig gebliebenen Krallen. Die dämlichen ERNisten haben auch die Säbelzahntiger wieder zum Leben erweckt, aber nicht hier. In Indien. Weiß auch nur einer hier, wo das ist … war? Sein sollte? Die Nachmenschen haben es von Asien abgetrennt und einen gottverdammten Archipel draus gemacht.«
    Die fünf sahen sie an.
    »Danke für die Erinnerung«, sagte Odysseus mit seinem gestelzten Akzent, stand auf und ging zum Tresen. »Nächster Gang: Terrorvogel.« Er trug die große Servierplatte zum Tisch. »Ich warte schon eine ganze Weile darauf, dass ich diese Köstlichkeit probieren kann, hatte aber bis heute keine Zeit, einen zu jagen. Möchte noch jemand?«
    Alle außer Daeman und Savi wollten ein Stück. Sie alle schenkten sich Wein nach. Das Gewitter war nun genau über ihnen; Blitze zuckten um die Brückenkonstruktion herum, erhellten den Sattel und die Ruinen tief unten wie auch die Wolken und die gezackten Gipfel zu beiden Seiten.
    Ada, Harman und Hannah probierten jeder einen Happen von dem hellen Fleisch und tranken dann reichlich Wasser und Wein. Odysseus biss ein Stück nach dem anderen von dem Fleisch auf seiner Messerspitze ab.
    »Es erinnert mich an … Hähnchen«, sagte Ada in die Stille hinein.
    »Ja«, sagte Hannah. »Hähnchen. Eindeutig.«
    »Hähnchen mit einem seltsamen, kräftigen, bitteren Geschmack«, meinte Harman.
    »Geier«, erklärte Odysseus. »Mich erinnert es an Geier.« Er nahm einen weiteren großen Bissen, schluckte und grinste. »Wenn ich noch einmal einen Terrorvogel zubereite, dann mit sehr viel Soße.«
     
    Fünf von ihnen aßen schweigend ihren in der Mikrowelle erwärmten Reis, während Odysseus sich weitere Portionen von seinem Terrorvogel und dem Macrauchenia genehmigte und sie mit großen Schlucken Wein hinunterspülte. Das Schweigen hätte unbehaglich sein können, wenn das Gewitter nicht gewesen wäre. Der Wind hatte aufgefrischt, fast unablässig zuckten Blitze herab und überschütteten die in gedämpftes Licht getauchte Speiseblase mit weißen Lichtexplosionen, und der Donner hätte ohnehin die meiste Konversation übertönt. Die grüne Speiseblase schien ganz leicht zu schwanken, wenn der Wind aufheulte, und die vier Gäste sahen einander mit kaum verhohlener Nervosität an.
    »Keine Angst«, sagte Savi. Sie klang nicht mehr zornig oder übermäßig betrunken; es war, als hätten ihre vorherigen schroffen Worte etwas von dem Druck aus ihrer Bitterkeit genommen. »Das Pariglas leitet keine Elektrizität, und wir sind gut befestigt – solange die Brücke steht, stürzen wir nicht ab.« Savi trank ihren Wein aus und lächelte humorlos. »Die Brücke ist natürlich älter als Gottes Zähne, daher kann ich nicht garantieren, dass sie stehen bleibt.«
    Als das ärgste Unwetter vorbei war und Savi in seltsam aussehenden Glasbehältern erhitzten Kaffee und Chai anbot, sagte Hannah: »Du hast versprochen, uns zu erzählen, wie du hierher gekommen bist, Odysseus Uhr.«
    »Ihr wollt, dass ich euch die Taten des vielgewanderten Mannes sage, welcher so weit geirrt nach der heiligen Troja Zerstörung?«, erwiderte er mit leiser Stimme.
    »Ja«, sagte Hannah.
    »Das werde ich«, sagte Odysseus, »aber ich glaube, vorher hat Savi Uhr noch etwas mit euch zu besprechen.«
    Sie sahen die alte Frau an und warteten.
    »Ich brauche eure Hilfe«, sagte Savi. »Jahrhundertelang habe ich mich von eurer Welt fern gehalten – von den Voynixen und den anderen Wächtern, die mir Böses wollen –‚ aber Odysseus ist aus einem bestimmten Grund hier, und was er will, ist auch in meinem Interesse. Ich bitte euch, ihn mitzunehmen – in eines eurer Häuser, wo er Besuch bekommen, eure Freunde kennen lernen und mit ihnen reden kann.«
    Ada, Harman, Daeman und Hannah wechselten Blicke.
    »Warum faxt er nicht einfach, wohin er will?«, fragte Daeman.
    Savi schüttelte den Kopf. »Odysseus kann ebenso wenig faxen wie ich.«
    »Unsinn«, erwiderte Daeman. »Jeder kann faxen.«
    Savi seufzte und schenkte sich den letzten Rest Wein ein. »Mein Junge«, sagte sie, »weißt du, was Faxen ist?«
    Daeman lachte. »Natürlich. Die Methode, mit der man von dort, wo man ist, dorthin kommt, wohin man sein möchte.«
    »Aber wie funktioniert es?«, fragte Savi.
    Daeman schüttelte den Kopfüber die Beschränkheit der alten Frau. »Was meinst du mit:

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