Ilium

betrachten, die den Himmel zerschnitten – ein Überschallknall nach dem anderen erscholl über den bewaldeten Hügeln und dem Flusstal –, und blieb einfach dort stehen, während die schreienden Gäste und Jünger Tische umwarfen und in panischer Flucht die Straße zum fernen Faxpavillon entlangliefen.
    Odysseus gesellte sich zu ihr, und sie standen im Gras, eine Zwei-Personen-Insel der Reglosigkeit in einem Meer des Chaos.
    »Was ist das?«, flüsterte Ada. »Was geht hier vor?« Nie zogen sich weniger als ein Dutzend feuriger Streifen über den Abendhimmel; manchmal war er richtiggehend verdeckt von Meteoren.
    »Ich bin nicht sicher«, sagte der Barbar.
    »Hat es etwas mit Savi, Harman und Daeman zu tun?«
    Der bärtige Mann mit dem Kittel sah sie an. »Vielleicht.«
    Die meisten der brennenden Spuren versengten den Himmel und verschwanden dann wieder, aber nun brannte sich eine, die heller war als die anderen, mit dem vernehmlichen Kreischen von tausend über Glas gezogenen Fingernägeln ihren Weg zum östlichen Horizont und schlug dort ein. Eine wogende Feuerwolke stieg empor. Eine Minute später rollte ein schreckliches Geräusch über sie hinweg – ein Donnergrollen, um so vieles lauter und tiefer als das Fingernagelkratzen des vorbeifliegenden Meteoriten, dass Adas Backenzähne schmerzten –‚ und dann erhob sich ein stürmischer Wind, riss Blätter von der alten Ulme und warf die meisten Zelte um, die auf der Wiese gleich jenseits des Wendeplatzes der Auffahrt aufgebaut worden waren.
    Ada klammerte sich an Odysseus’ kräftigen Unterarm und grub ihre Fingernägel so tief hinein, dass Blutstropfen hervorquollen, ohne dass sie es bemerkte oder Odysseus etwas sagte.
    »Willst du ins Haus?«, fragte er schließlich.
    »Nein.«
    Sie betrachteten das Himmelsschauspiel eine weitere Stunde lang. Die meisten Gäste waren zu Fuß geflüchtet, als sie keine verfügbare Droschke oder Karriole und auch keinen Voynix fanden, der sie zog, aber ungefähr siebzig Jünger waren geblieben und standen zusammen mit Ada und Odysseus auf der sanft abfallenden Rasenfläche. Etliche weitere Objekte trafen die Erde; der letzte Einschlag war noch heftiger als der erste. Sämtliche Fenster auf der Nordseite von Ardis Hall zerbrachen, Scherben regneten im Abendlicht herab.
    »Ich bin so froh, dass Hannah in der Klinik in Sicherheit ist«, sagte Ada.
    Odysseus sah sie schweigend an.
    Bei Sonnenuntergang kam der Mann namens Petyr aus dem Herrenhaus und teilte ihnen mit, dass die Servitoren unten seien.
    »Was soll das heißen, ›unten‹?«, fragte Ada.
    »Unten«, wiederholte Petyr. »Auf dem Boden. Außer Betrieb. Kaputt.«
    »Unsinn«, sagte Ada. »Servitoren gehen nicht kaputt.« Obwohl der Meteoritenschauer jetzt, wo die Sonne unterging, noch heller war, kehrte sie dem Anblick den Rücken und ging nach Ardis Hall zurück, gefolgt von Odysseus und Petyr. Vorsichtig stieg sie über die Glasscherben und den zerbrochenen Gips hinweg.
    In der Küche lagen zwei Servitoren auf dem Fußboden, ein dritter lag oben im Schlafzimmer. Ihre Kommunikatoren waren stumm, ihre Manipulatoren schlaff, die kleinen, weiß behandschuhten Hände baumelten herab. Sie reagierten weder auf Befehle noch auf Stöße oder Tritte. Die drei Menschen gingen in den Garten hinter dem Haus und fanden dort zwei weitere zu Boden gestürzte Servitoren.
    »Hast du jemals einen Servitoren ausfallen sehen?«, fragte Odysseus.
    »Noch nie«, sagte Ada.
    Einige Jünger gesellten sich zu ihnen. »Ist dies das Ende der Welt?«, fragte die junge Frau namens Peaen. Es war nicht klar, an wen ihre Frage gerichtet war.
    Schließlich sprach Odyseus über das Getöse am Himmel hinweg. »Es kommt darauf an, was herunterfällt.« Er zeigte mit seinem kräftigen, kurzen und dicken Finger zu den Ringen, die sich undeutlich hinter dem Feuerwerk des Meteoritensturms abzeichneten. »Wenn es nur ein paar der großen Beschleuniger und Quantengeräte dort oben sind, sollten wir es überleben. Wenn es aber einer der vier großen Asteroiden ist, auf denen die NMs gelebt haben … nun, dann könnte es sehr wohl das Ende der Welt sein … zumindest der Welt, wie wir sie kennen.«
    »Was ist ein Asteroid?«, fragte Petyr, stets der neugierige Jünger.
    Odysseus schüttelte den Kopf und tat die Frage mit einer Handbewegung ab.
    »Wann werden wir es wissen?«, fragte Ada.
    Odysseus seufzte. »In ein paar Stunden. Fast mit Sicherheit bis morgen Abend.«
    »Ich habe mir eigentlich noch nie