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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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war komplizierter als erwartet«, verteidigte sich Zenturio Mep Ahoo. »Unsere Gruppen sind offenbar in einen der bereits vorhandenen Tunnels der UMWs geraten, über den Mars hinausgeschossen und … hier angekommen.« Die chitinöse Onyx-Gestalt schaute sich um. Ihre Soldaten hoben ihre schweren Waffen, als rund hundert Trojaner auf dem Kamm des Hügels eintrafen.
    »Schießt nicht auf sie«, sagte Mahnmut. »Das sind unsere Verbündeten.«
    »Verbündete?«, sagte der Steinvec-Soldat, das glänzende Visier zu der herankommenden Mauer aus Schilden und Speeren gewandt. Aber schließlich nickte er, informierte seine Soldaten per Engstrahl, und die komplizierten Waffen wurden gesenkt.
    Die Trojaner senkten ihre Waffen nicht.
    Glücklicherweise erkannte Mahnmut den trojanischen Befehlshaber von den langen Vorstellungen der Hauptleute früher an diesem Tag wieder. Er rief auf Griechisch: »Perimos, Sohn des Megas, greif nicht an. Diese schwarzen Burschen sind unsere Freunde und Verbündeten.«
    Die Lanzen und Schilde blieben oben. Bogenschützen in der zweiten Reihe hatten ihre Bogen gesenkt, aber Pfeile eingelegt und die Sehnen halb gespannt, bereit, sie auf Befehl zu heben und abzuschießen. Die Steinvecs mochten sich vor meterlangen, mit Widerhaken versehenen, in Gift getauchten Pfeilen sicher fühlen, aber Mahnmut wollte die Widerstandsfähigkeit seiner eigenen Körperdecke lieber nicht auf diese Weise testen.
    »›Freunde und Verbündete‹«, sagte Perimos spöttisch. Unter dem polierten Bronzehelm des Mannes – Nasenschutz, Wangenklappen, runde Augenlöcher und bis zum Nacken heruntergezogener Helmbusch – waren nur sein zorniger Blick, die schmalen Lippen und das starke Kinn zu sehen. »Wie können sie ›Freunde und Verbündete‹ sein, kleine Maschine, wenn sie nicht einmal Menschen sind? Und was das betrifft, kleines Spielzeug, wie kannst du einer sein?«
    Darauf hatte Mahnmut keine gute Antwort. Er sagte: »Du hast mich heute Morgen mit Hektor gesehen, Sohn des Megas.«
    »Ich habe dich auch mit dem Männertöter Achilles gesehen«, rief der Trojaner. Die Bogenschützen hatten ihre Bogen jetzt erhoben; mindestens dreißig Pfeile waren auf Mahnmut und die Steinvecs gerichtet.
    Wie kann ich das Vertrauen dieses Burschen gewinnen?, fragte Mahnmut Orphu auf Engstrahl.
    Perimos, Sohn des Megas, grübelte der Ionier. Wenn wir den Dingen gemäß der Ilias ihren Lauf gelassen hätten, wäre Perimos übermorgen tot – von Patroklos in einem wilden Handgemenge getötet, zusammen mit Autonoos, Echeklos, Adrastos, Elasos, Mulios und Plyartes.
    Und wenn schon, sendete Mahnmut. Wir haben keine zwei Tage Zeit, die meisten Trojaner, die du erwähnt hast – Autonoos, Mulios und die anderen – stehen uns jetzt mit erhobenen Schilden und wurfbereiten Lanzen gegenüber, und wenn Hockenberry die Wahrheit sagt, glaube ich nicht, dass Patroklos uns aus der Klemme helfen wird, außer wenn Achilles’ Freund von Indiana hierher zurückgeschwommen ist. Irgendeine Idee, was wir jetzt tun können?
    Sag ihnen, die Steinvecs seien Gehilfen, geschmiedet von Hephaistos und von Achilles herbeigerufen, damit wir im Krieg gegen die Götter siegen.
    »Gehilfen?«, sagte Mahnmut und wiederholte das Wort auf Griechisch. Ich kenne dieses Substantiv nicht – es heißt weder »Diener« noch »Sklave« und…
    Sag es einfach, knurrte Orphu, bevor Perimos Befehl gibt, dir einen Speer durch die Leber zu jagen.
    Mahnmut hatte keine Leber, aber er verstand, worauf Orphu hinauswollte.
    »Perimos, edler Sohn des Megas«, rief Mahnmut, »diese dunklen Gestalten sind Gehilfen, geschmiedet von Hephaistos, aber hierher gebracht von Achilles, damit wir in diesem Krieg gegen die Götter siegen.«
    Perimos sah ihn finster an. »Dann bist du also auch ein Gehilfe?«, fragte er gebieterisch.
    Sag ja, sendete Orphu.
    »Ja.«
    Perimos bellte seine Männer an, und die Bogen wurden gesenkt, die Pfeile von der Sehne genommen.
    Homer zufolge, sendete Orphu, sind »Gehilfen« eine Art Androiden, die in Hephaistos Schmiede aus menschlichen Körperteilen erschaffen und von den Göttern und einigen Sterblichen wie Roboter benutzt wurden.
    Willst du mir erzählen, dass es in der Ilias Androiden und Moravecs gibt?, sagte Mahnmut.
    In der Ilias gibt es alles, sagte Orphu. Zum Anführer der Steinvecs gewandt, blaffte Orphu: »Zenturio Ahoo, habt ihr Kraftfeld-Projektoren in diesem Schiff?«
    Der hoch gewachsene Onyx-Steinvec richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

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