Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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auf dem Tisch. »Ich habe Tee hier, wenn ihr wollt. Oder sehr starken Wein. Ich werde einen Schluck Wein trinken.« Sie schenkte sich mit leicht zitternden Händen ein und deutete auf ihre Becher. Daeman schüttelte den Kopf. Hannah und Ada nahmen Tee. Harman ließ sich ein Glas Rotwein geben.
    »Harman«, begann sie erneut, diesmal gefasster, »du hast mir zwei Fragen gestellt, bevor ich von meiner Antwort abgeschweift bin. Erstens, weshalb du mir aufgefallen bist. Zweitens, wie ich es geschafft habe, so lange am Leben zu bleiben.
    Die Antwort auf deine erste Frage lautet, dass ich mich für alles interessiere, was die Voynixe interessiert und alarmiert, und die interessiert und alarmiert dein Verhalten während der letzten Jahrzehnte …«
    »Aber weshalb sollten die Voynixe Notiz von mir nehmen oder sich für mich interessieren …«, begann Harman.
    Savi hob einen Finger. »Zu deiner zweiten Frage kann ich sagen, dass ich in den letzten Jahrhunderten am Leben geblieben bin, indem ich einen Großteil der Zeit schlafe und mich verstecke, wenn ich wach bin. Wenn ich reise, dann entweder per Sonie – ihr habt heute das Vergnügen gehabt, mit einem zu fliegen – oder zu Fuß; ich wandere zwischen den Faxknoten-Pavillons umher.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Ada. »Wie kann man zwischen Faxknoten umherwandern?«
    Savi stand auf. Die anderen erhoben sich mit ihr. »Ich weiß, es war ein anstrengender Tag für euch, meine jungen Freunde, aber vieles liegt noch vor euch, wenn ihr beschließt, mir zu folgen. Wenn nicht, bringt das Sonie euch zum nächsten Faxknoten-Pavillon zurück … im früheren Afrika, glaube ich. Ihr habt die Wahl.« Sie sah Daeman an. »Jeder Einzelne von euch muss sich entscheiden.«
    Hannah trank ihren Tee aus und stellte den Becher hin. »Und was wirst du uns zeigen, wenn wir dir folgen, Savi Uhr?«
    »Viele Dinge, mein Kind. Als Erstes zeige ich euch, wie man fliegt und an Orte gelangt, von denen ihr noch nie gehört habt … Orte, von denen ihr noch nicht einmal geträumt habt.«
    Die vier sahen sich an. Harman und Ada nickten einander zu und einigten sich, der Frau zu folgen. Hannah sagte: »Ja, ich bin auch dabei.«
    Daeman schien die Entscheidung einen Moment lane stumm abzuwägen. Dann sagte er: »Ich komme mit. Aber vorher hätte ich doch noch gern einen Schluck von diesem starken Wein.«
    Savi füllte sein Glas.


14
Niedriger Marsorbit
    Mahnmut setzte seine Systeme auf null und nahm eine rasche Schadensanalyse vor. Nichts, was seine organischen oder cybernetischen Komponenten unbrauchbar machte. Die Explosion hatte bei drei vorderen Ballasttanks einen sofortigen Druckverlust verursacht, aber zwölf waren noch intakt. Er schaute auf interne Uhren; vor dem Reset war er keine dreißig Sekunden bewusstlos gewesen, und er war auf allen üblichen Bandbreiten noch immer virtuell mit seinem U-Boot verbunden. Die Dark Lady meldete wilde Taumelbewegungen, einen geringfügigen Rumpfschaden, Überlastung des Monitorsystems, Hüllentemperaturen über dem Siedepunkt und eine Reihe weiterer Beschwerden – alles keine Dinge, um die Mahnmut sich unverzüglich kümmern musste. Er startete die Videoverbindungen neu, sah jedoch nur das rot glühende Innere der Ladebucht des Raumschiffs, deren offenen Tore und – durch diese Tore – rotierende Sternenfelder.
    Orphu?
    Weder auf dem öffentlichen Kanal noch auf einem der Engstrahl- oder Maserkanäle kam eine Antwort. Nicht einmal statische Störungen.
    Die Luftschleuse war noch offen. Mahnmut schnappte sich ein Düsenaggregat und ein paar Rollen reißfestes Mikrofaserseil und zog sich zur Luftschleusentür hinaus. Er kämpfte gegen die Vektorkräfte der Taumelbewegung an, indem er sich an Handgriffen festhielt, die er von seiner jahrzehntelangen Arbeit in der Tiefsee kannte. Er vergewisserte sich, dass die Laderaumtüren seines U-Boots vollständig geöffnet waren, schätzte ab, wie viel Platz er brauchen würde, griff sich dann aufs Geratewohl einige von Koros’ sorgfältig zusammengeklappten Maschinen und warf sie aus seinem U-Boot und dem in Auflösung begriffenen Raumschiff, sodass sie durch die Klumpen geschmolzenen Schiffsmetalls und das glühende Plasma davonflogen. Mahnmut wusste nicht, ob er die Massenvernichtungswaffen abwarf, die Koros auf den Mars hatte mitnehmen wollen – in meinem Schiff, dachte Mahnmut mit derselben Empörung wie zuvor –, oder ob es Ausrüstungsgegenstände waren, die er zum Überleben benötigen würde, falls