Illuminati
Generaldirektor von CERN, Maximilian Kohler, die Augen. Er atmete wieder normal. Er lag in einem privaten Zimmer auf der Krankenstation von CERN. Der Rollstuhl stand neben seinem Bett.
Er musterte seine Umgebung und untersuchte das Papierhemd, in das man ihn gesteckt hatte. Seine Kleidung lag säuberlich gefaltet auf dem Rollstuhl neben ihm. Draußen auf dem Gang hörte er eine Krankenschwester, die ihre Runde machte. Eine lange Minute blieb er liegen und lauschte. Dann zog er sich so leise zur Bettkante, wie er konnte, und nahm seine Kleidung, um sich mühsam anzuziehen. Schließlich stemmte er sich vom Bett in seinen Rollstuhl.
Er unterdrückte ein Husten und rollte lautlos zur Tür. Er verzichtete auf den Elektromotor, um keinen Lärm zu machen. An der Tür angekommen, spähte er in den Gang hinaus. Er war leer.
Leise verließ Maximilian Kohler die Krankenstation.
58.
Neunzehn Uhr sechsundvierzig und dreißig Sekunden – jetzt!« Selbst beim Sprechen in das Walkie-Talkie klang Olivettis Stimme nicht lauter als ein Flüstern.
Langdon saß schwitzend im Fond des Alfa Romeo. Sie standen mit laufendem Motor drei Blocks vom Pantheon entfernt auf der Piazza della Concorde. Vittoria saß neben ihm und beobachtete fasziniert Olivetti, der die letzten Befehle erteilte.
»Wir werden von acht Punkten aus gleichzeitig vorrücken«, erklärte der Oberst. »Vollständiges Einschließungsmanöver mit Schwerpunkt auf den Eingang. Das Zielobjekt könnte Sie erkennen, also machen Sie sich unsichtbar. Keine tödlichen Schüsse. Wir brauchen jemanden, der das Dach im Auge behält. Das Zielobjekt hat oberste Priorität. Die Geisel ist sekundär.«
Mein Gott, dachte Langdon. Die kalte Effizienz, mit der Olivetti seinen Leuten mitteilte, dass der Kardinal entbehrlich war, jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken. Die Geisel ist sekundär.
»Ich wiederhole. Keine tödlichen Schüsse. Wir brauchen das Zielobjekt lebendig. Los.« Olivetti schaltete sein Walkie-Talkie ab.
Vittoria schaute ihn fassungslos an. »Oberst, wollen Sie denn niemanden hinein schicken?«, fragte sie ärgerlich.
Olivetti drehte sich zu ihr um. »Hinein?«
»In das Pantheon! Was glauben Sie, wo der Mord geschehen soll!«
»Attento!«, sagte Olivetti scharf, und sein Blick wurde hart, »Attentos die Garde tatsächlich infiltriert wurde, wird der Täter meine Leute vielleicht beim ersten Anblick erkennen. Ihr Kollege hat mich gerade gewarnt, dass dies hier unsere einzige Chance ist, das Zielobjekt zu fassen. Ich beabsichtige nicht, irgendjemand zu verscheuchen, indem ich meine Leute im Pantheon aufmarschieren lasse.«
»Aber was, wenn der Mörder schon im Pantheon ist?«
Olivetti sah auf seine Uhr. »Die Zielperson war sehr deutlich. Punkt acht. Uns bleiben also fünfzehn Minuten.«
»Er sagte, er würde den Kardinal Punkt acht Uhr umbringen. Aber vielleicht hat er sein Opfer schon ins Pantheon geschafft. Was ist, wenn Ihre Männer den Mörder herauskommen sehen, ohne zu wissen, dass er es ist? Irgendjemand muss dafür sorgen, dass er nicht schon im Pantheon wartet.«
»Zu riskant. Dazu ist es zu spät.«
»Nicht, wenn er die Person nicht kennt.«
»Verkleidung kostet Zeit und…«
»Ich meinte mich«, sagte Vittoria.
Langdon starrte sie an.
Olivetti schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht.« »Er hat meinen Vater ermordet.«
»Genau, und deswegen weiß er wahrscheinlich auch, wer Sie sind.«
»Sie haben ihn selbst am Telefon gehört. Er wusste nicht einmal, dass Leonardo Vetra eine Tochter hat. Und ganz bestimmt weiß er nicht, wie ich aussehe. Ich könnte als Touristin hinein. Wenn ich etwas Verdächtiges sehe, komme ich wieder nach draußen und gebe Ihnen und Ihren Männern ein Signal.«
»Es tut mir Leid, aber das kann ich nicht erlauben.«
»Comandante?« Olivettis Walkie-Talkie knackte. »Wir haben hier oben ein Problem, Herr Oberst. Der Brunnen versperrt uns die Sicht. Wir können den Eingang nicht beobachten, es sei denn, wir geben uns selbst auf der Piazza zu erkennen. Was sollen wir tun?«
Vittoria hatte offensichtlich lange genug gewartet. »Das reicht. Ich gehe rein.« Sie öffnete die Tür und stieg aus. Olivetti ließ sein Walkie-Talkie fallen und sprang aus dem Wagen. Er rannte um die Kühlerhaube herum und zu Vittoria. Auch Langdon stieg aus.
Was glaubt sie, was sie da tut, verdammt?
Olivetti versperrte Vittoria den Weg. »Signorina Vetra, ich kann nicht zulassen, dass eine Zivilistin sich
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