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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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päpstliche Schlafzimmer, Il Passetto, die Nekropole, das Grab des heiligen Petrus… Er hatte die Antimaterie auf das Grab des heiligen Petrus gestellt – einen Ort, den kaum jemals ein Mensch zu Gesicht bekam. Anschließend hatte er seine Leute dadurch abgelenkt, dass er sie lediglich in den öffentlich zugänglichen Bereichen hatte suchen lassen. Rocher hatte gewusst, dass niemand den Behälter finden würde.
    Aber Rocher hat nicht damit gerechnet, dass der Camerlengo eine Botschaft von Gott erhält.
    Die Botschaft. Das war der große Sprung in der Logik, das Wunder, das zu glauben Vittorias Verstand sich immer noch weigerte. Hatte Gott tatsächlich mit dem Camerlengo gesprochen? Vittorias Instinkte sagten Nein, obwohl ihr Fachgebiet die Physik der Abhängigkeiten war. Das Studium der Verkettungen. Sie beobachtete jeden Tag Formen von Kommunikation, die an das Wunderbare grenzten – Zwillingseier von Seeschildkröten, die getrennt und in Labors ausgebrütet wurden, die Tausende von Kilometern voneinander entfernt lagen und trotzdem in genau der gleichen Sekunde schlüpften… Quadratkilometer voller Quallen, die wie eine einzige in perfektem Rhythmus pulsierten… Es gibt unsichtbare Formen von Kommunikation, überall um uns herum, dachte sie.
    Doch zwischen Gott und den Menschen?
    Vittoria sehnte sich nach ihrem Vater. Er hätte sie in ihrem Glauben stärken können. Einmal hatte er ihr in wissenschaftlichen Begriffen erklärt, wie man sich göttliche Kommunikation vorzustellen hatte – und sie hatte ihm geglaubt. Sie erinnerte sich noch immer an den Tag, als sie ihn beim Beten gesehen und gefragt hatte: »Vater, warum machst du dir die Mühe zu beten? Gott kann dir nicht antworten.«
    Leonardo Vetra hatte mit väterlichem Lächeln zu ihr aufgeblickt. »Meine Tochter, die Skeptikerin. Also glaubst du nicht, dass Gott zu den Menschen spricht? Lass es mich mit deinen Worten erklären.« Er hatte das Modell eines menschlichen Gehirns aus dem Regal genommen und es vor Vittoria hingestellt. »Wie du wahrscheinlich sehr gut weißt, benutzen menschliche Wesen nur einen sehr kleinen Teil ihres Verstandes. Wenn man sie jedoch in emotional angespannte Situationen versetzt – beispielsweise ein Verletzungstrauma, extreme Angst oder Freude oder tiefe Meditation – fangen die Neuronen unvermittelt an, wie verrückt zu feuern, was in einer massiven Erweiterung des Bewusstseins resultiert.«
    »Na und?«, hatte Vittoria geantwortet. »Nur weil man klarer denkt, heißt das noch lange nicht, dass man mit Gott spricht!«
    »Aha!«, hatte Leonardo Vetra ausgerufen. »Und doch fallen dem Menschen nicht selten in genau diesen Momenten bemerkenswerte Lösungen zu scheinbar unmöglichen Problemen ein. Das ist es, was Gurus ›höhere Bewusstseinsebene‹ nennen. Biologen sagen ›angeregter Zustand‹ dazu. Psychologen nennen es das ›Über-Ich‹. Und Christen nennen es…« Er zögerte. »Sie nennen es ein erhörtes Gebet.« Mit breitem Lächeln fügte er hinzu: »Manchmal ist göttliche Erleuchtung nichts weiter als ein Justieren des Verstandes auf etwas, das das Herz längst weiß.«
    Jetzt, als sie die steile Treppe hinunter ins Ungewisse hinabstieg, spürte Vittoria, dass ihr Vater vielleicht Recht gehabt hatte. War es so schwer zu glauben, dass das Trauma des Camerlengos sein Bewusstsein in einen Zustand versetzt hatte, in dem er das Versteck der Antimaterie einfach »erkannt« hatte?
    Jeder von uns ist ein Gott, hatte Buddha gesagt. Jeder von uns ist allwissend. Wir müssen lediglich unser Bewusstsein öffnen, um unserer eigenen Weisheit zu lauschen.
    In jenem Augenblick der Klarheit, während sie tiefer und tiefer in die Erde hinunterstieg, spürte Vittoria, wie sich ihr eigenes Bewusstsein weitete… wie ihre eigene Weisheit ans Licht kam. Sie wusste nun, welche Absicht der Camerlengo hegte. Es gab nicht den geringsten Zweifel. Und mit dieser Erkenntnis stieg eine Angst in ihr auf, die größer war als alles, was sie bisher erfahren hatte.
    »Monsignore, nein!«, rief sie nach unten. »Sie verstehen nicht!« Vittoria stellte sich die unzähligen Menschen vor, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten, die Menschen, die rings um die Vatikanstadt lebten. Das Blut schien ihr in den Adern zu gefrieren. »Wenn Sie die Antimaterie nach oben bringen, werden alle sterben!«
    Langdon nahm drei Stufen auf einmal und kam langsam näher. Der Gang war eng und niedrig, doch er spürte keinerlei Klaustrophobie. Seine Angst wurde

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