Illuminati
eine Stelle hinter ihm, auf den Eingang zur Basilika. Ihre Gesichter waren weiß. Einige fielen auf die Knie. Andere wurden ohnmächtig. Wieder andere schluchzten unkontrolliert.
»Seht nur! Seht nur!«
Mortati drehte sich verwirrt um und folgte den ausgestreckten Händen. Sie deuteten nach oben, zum Dach der Fassade, der großen Terrasse, wo gewaltige Statuen von Christus und den Aposteln über die Menge wachten.
Und dort, zur Rechten Jesu Christi, mit weit zur Welt hin ausgebreiteten Armen, stand Camerlengo Carlo Ventresca…
125.
Robert Langdon fiel nicht mehr.
Er spürte kein Entsetzen mehr, keine Angst. Keinen Schmerz. Nicht einmal mehr das laute Rauschen des Windes. Nichts außer dem leisen Plätschern von Wasser, als schliefe er in einer warmen Nacht an einem Strand.
Robert Langdon spürte mit Gewissheit, dass er tot war. Er war froh darüber. Er ließ sich von der trägen Taubheit erfassen, ließ sie von ihm Besitz ergreifen, ließ sich von ihr tragen. Sein Schmerz und seine Angst waren betäubt, und er wollte um keinen Preis, dass sie zurückkehrten. Seine letzte bewusste Erinnerung konnte nur direkt aus der Hölle gekommen sein…
Nimm mich zu dir…
Doch das Plätschern, das ihn die ganze Zeit eingelullt und ihm ein entferntes Gefühl von Frieden vermittelt hatte, zerrte gleichzeitig an ihm. Es zerrte ihn zurück, versuchte, ihn aus einem Traum zu wecken. Robert wollte nicht aufwachen. Er spürte, wie sich Dämonen am Rand seines Zufluchtsortes sammelten, um seine Glückseligkeit zu zerstören. Verschwommene Bilder wirbelten durch seinen Kopf. Stimmen riefen. Wind pfiff. Nein, bitte nicht! Je mehr er kämpfte, umso heftiger drang die Wut zu ihm durch.
Und dann durchlebte er alles noch einmal, jedes einzelne Detail.
Der Helikopter stieg mit Schwindel erregendem Tempo höher. Robert war darin gefangen. Jenseits der offenen Luke, tief unter ihm, schimmerten die Lichter Roms und entfernten sich mit jeder Sekunde weiter. Sein Selbsterhaltungstrieb sagte ihm, dass er den Kanister jetzt über Bord werfen sollte. Langdon wusste, dass er in zwanzig Sekunden fast einen Kilometer tief fallen würde. Doch er wusste auch, dass unten eine Stadt voller Menschen war…
Höher! Höher!
Er fragte sich, wie hoch sie inzwischen waren. Kleine Propellerflugzeuge, so wusste er, flogen in einer Höhe von sechs oder sieben Kilometern. Wie hoch war der Helikopter inzwischen? Drei Kilometer? Vier? Noch gab es eine Chance. Wenn sie den Behälter im letzten Augenblick abwarfen, würde er nur einen Teil des Weges nach unten zurücklegen, bevor er in sicherer Entfernung vom Boden und dem Helikopter explodierte.
»Und wenn Sie sich verrechnen?«, entgegnete der Camerlengo.
Langdon wandte sich verblüfft zu dem Geistlichen um. Der Camerlengo hatte nicht einmal den Kopf gewandt; offensichtlich hatte er Langdons Gedanken aus seinem geisterhaften Spiegelbild in der großen Windschutzscheibe gelesen. Merkwürdigerweise war er nicht mehr mit den Kontrollen der Maschine beschäftigt. Er berührte sie nicht einmal. Der Hubschrauber flog, wie es schien, mit dem Autopiloten, während er unablässig weiter stieg. Der Camerlengo griff an die Decke der Kanzel und zog hinter einem Kabelkanal einen Schlüssel hervor, der dort mit einem Streifen Klebeband versteckt befestigt war.
Langdon beobachtete mit zunehmender Verwirrung, wie der Camerlengo rasch die große metallene Bordkiste aufschloss, die sich zwischen den Sitzen befand. Er klappte den Deckel auf und entnahm etwas, das wie ein großer, schwarzer Nylonrucksack aussah. Er legte ihn neben sich auf den freien Sitz. Langdons Gedanken wirbelten. Die Bewegungen des Camerlengos schienen zielgerichtet, als hätte er eine Lösung gefunden.
»Geben Sie mir den Behälter«, sagte der Camerlengo mit ernster Stimme.
Langdon wusste nicht, was er von alledem halten sollte. Er schob dem Camerlengo den Behälter hin. »Uns bleiben nur noch neunzig Sekunden, Vater!«
Was als Nächstes geschah, traf Langdon völlig unvorbereitet. Der Camerlengo hielt den Antimaterie-Behälter vorsichtig in den Händen und legte ihn in die Bordkiste. Dann schloss er den Deckel und sperrte das Schloss ab.
»Was tun Sie da?«, fragte Langdon.
»Ich erlöse uns von der Versuchung.« Der Camerlengo warf den Schlüssel aus dem offenen Fenster.
Der Schlüssel taumelte in die Nacht, und Langdon hatte das Gefühl, als taumelte seine Seele mit ihm.
Dann nahm der Camerlengo den Nylonrucksack und schob die Arme
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