Illuminati
andere als verrückt. Ihr Ton war drängend, doch vernünftig. Überlegt und effizient. Befremdet lauschte er ihrer Bitte.
»Il Camerlengo?«, fragte der Telefonist, während er immer noch versuchte herauszufinden, woher der Anruf kam. »Ich kann sie unmöglich mit dem Camerlengo verbinden… ja, ich weiß, dass er sich im Amtszimmer des Papstes aufhält, aber… Wer sagen Sie, sind Sie?… und Sie wollen ihn warnen wegen…« Er lauschte immer nervöser. Alle sind in Gefahr? Wie? Und von wo rufst du an? »Vielleicht sollte ich die Schweizergarde…« Der Telefonist hielt inne. »Wo, sagen Sie, befinden Sie sich? Wo?«
Er lauschte schockiert, dann traf er eine Entscheidung. »Bitte bleiben Sie am Apparat«, sagte er und legte die Frau in eine Warteschleife, bevor sie antworten konnte. Dann wählte er die Direktverbindung zu Oberst Olivetti. Diese Frau nimmt mich auf den Arm. Sie kann unmöglich direkt aus dem Büro…
Die Verbindung kam augenblicklich zustande.
»Per l’amore di Dio!«, zeterte eine vertraute Frauenstimme. »Stellen Sie endlich das verdammte Gespräch durch!«
Die Tür des Sicherheitszentrums glitt zischend auf. Die Wachen wichen auseinander, als Kommandant Olivetti in den Raum schoss wie eine Rakete. Er stürmte in Richtung seines Büros und sah mit einem Blick, dass der Posten am Walkie Talkie die Wahrheit gesagt hatte – Vittoria Vetra stand an seinem Schreibtisch und telefonierte auf der internen Leitung.
Che coglioni ehe ha questa!, dachte er. Die Pest an ihren Hals!
Fuchsteufelswild stapfte er zur Tür und rammte den Schlüssel ins Schloss. Er riss die Tür auf und brüllte: »Was machen Sie da?«
Vittoria ignorierte ihn völlig. »Ja«, sagte sie in den Hörer. »Und ich muss Sie warnen…«
Olivetti riss ihr den Hörer aus der Hand und hob ihn ans Ohr. »Wer, zur Hölle, ist da?«
Für einen winzigen Augenblick vergaß der Kommandant seine starre Haltung. »Jawohl, Camerlengo…«, sagte er.» Correct, Monsignore… aber Sicherheitsfragen verlangen… selbstverständlich nicht… Ich habe sie hier eingesperrt, weil… Selbstverständlich, aber…« Er lauschte. »Jawohl, Monsignore«, sagte er schließlich. »Ich werde sie augenblicklich zu Ihnen bringen.«
39.
Der Apostolische Palast war eine Ansammlung von Gebäuden in der Nähe der Sixtinischen Kapelle und lag in der nordöstlichen Ecke der Vatikanstadt. Er beherrschte den Petersplatz und beherbergte sowohl die päpstliche Unterkunft als auch das Amtszimmer des Papstes.
Vittoria Vetra und Robert Langdon folgten dem Kommandanten schweigend durch einen lang gestreckten Rokoko-Korridor. Olivettis Halsmuskeln pulsierten vor Zorn. Sie marschierten drei Treppen hinauf und gelangten in eine breite, schwach erleuchtete Halle.
Langdon traute seinen Augen nicht, als er die Kunstwerke an den Wänden sah – fantastisch erhaltene Büsten, Wandteppiche, Friese – Arbeiten, die Millionen von Dollar wert waren. Als sie zwei Drittel des Weges durch die Halle hindurch waren, passierten sie einen Springbrunnen aus Alabaster. Olivetti bog nach links in einen Alkoven ein und blieb vor einer der größten Türen stehen, die Langdon jemals gesehen hatte.
»Ufficio di Papa«, erklärte der Kommandant der Schweizergarde und bedachte Vittoria mit einem vernichtenden Blick. Vittoria zuckte nicht mit einer Wimper. Sie drängte sich an Olivetti vorbei und klopfte.
Das Amtszimmer des Papstes, dachte Langdon. Er hatte Mühe zu begreifen, dass er unvermittelt vor einem der heiligsten Räume der Welt stand.
»Avanti!«, rief eine Stimme von drinnen.
Die Tür öffnete sich, und Langdon musste die Augen abschirmen. Das Sonnenlicht war blendend hell. Langsam kam der Raum vor ihm in Sicht.
Das Amtszimmer des Papstes sah eher nach einem Ballsaal als nach einem Büro aus. Roter Marmor erstreckte sich zu allen Seiten bis zu Wänden voller lebendiger Fresken. An der Decke hing ein kolossaler Kronleuchter, und dahinter bot eine Reihe hoher Fenster einen atemberaubenden Ausblick auf den sonnenüberfluteten Petersplatz.
Mein Gott, dachte Langdon. Das nenne ich ein „Zimmer mit Aussicht.
Am anderen Ende des Saals, an einem geschnitzten Schreibtisch, saß ein Mann und schrieb hektisch etwas nieder. »Avanti!«, rief er erneut, legte seinen Stift ab und winkte sie zu sich.
Olivetti führte sie mit militärischer Steifheit nach vorn. »Monsignore«, sagte er entschuldigend, »no ho potuto…«
Der Mann winkte ab. Er stand auf und musterte seine beiden
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