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Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Titel: Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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(2:30 am nächsten Morgen), und die Zeit in seinem Heimatort Carbondale, Illinois (3:30 am Morgen des vorangegangenen Tages). Im nachmittäglichen Paris drängten sich ganze Scharen von jungen Leuten durch die Menschenmassen und verteilten Flugblätter, die mit glühenden Worten der Welt grösstes Rock-Festival und Kosmisches Fest der Liebe ankündigten, das Ende des Monats am Ufer des Totenkopfsees, in der Nähe von Ingolstadt, Bayern, stattfinden sollte. In Sunderland, England, erhob sich ein junger Psychiater vom Esstisch und eilte in die geschlossene Abteilung, um dem seltsamen Gebrabbel eines Patienten zuzuhören, der bereits seit einem Jahrzehnt kein Wort von sich gegeben hatte: «In der Walpurgisnacht wird es geschehen... dann wird Seine Macht am grössten sein... dann werdet Ihr Ihn sehen... Punkt Mitternacht.» Irgendwo im Atlantik begegneten Howard der Delphin und ein paar seiner Freunde, die in der vormittäglichen Sonne dahineilten, einigen Haien und hatten einen grässlichen Kampf durchzustehen. In New York City rieb sich Saul Goodman seine müden Augen, als der Morgen über den Fenstersims gekrochen kam, und studierte ein Memo über Karl den Grossen und den Hofstaat der Illuminierten; Rebecca Goodman las unterdessen, wie die eifersüchtigen Priester von Bel-Marduk Babylon an die einfallende Armee des Cyrus verrieten, weil ihr junger König, Belshazar, den Liebeskult der Göttin Ishtar angenommen hatte. In Chicago lauschte Simon Moon unterdessen den Vögeln und wartete auf die ersten, zimtfarbenen Strahlen des anbrechenden Tages; neben ihm schlief Mary Lou Servix; sein Gehirn arbeitete lebhaft und er dachte über Pyramiden und Regengötter nach, über Yoga und Sex und fünfdimensionale Geometrie; am meisten beschäftigte ihn jedoch das Ingol-städter Rock-Festival, und er fragte sich, ob alles wirklich so eintreffen würde, wie Hagbard Celine es vorausgesagt hatte.
    (Zwei Blocks nördlich, und zeitlich über vierzig Jahre zurück, hörte Simons Mutter Pistolenschüsse, als sie die Wobbly Hall verliess - Simon war Anarchist in der zweiten Generation - und folgte der Menge, die sich vor dem Bograph Theater versammelte, wo ein Mann in einer schmalen Seitengasse lag und verblutete. Und am nächsten Morgen - am 23. Juli 1934 - erfuhr Billie Freschette von einer Aufseherin diese Nachricht in ihrer Zelle im Cook County Jail. In diesem Land des Weis sen Mannes bin ich die Niedrigste der Niedrigen, unterjocht, weil ich nicht weiss bin, und noch einmal unterjocht, weil ich kein Mann bin. Ich bin die Verkörperung alles Ausgestossenen und Verachteten - die Frau, die Farbige, der Stamm, die Erde - von alldem, was keinen Platz in der Welt der weissen Technologie hat. Ich bin der Baum, der abgeholzt wurde, um Raum für die Fabrik zu schaffen, die die Luft verpestet. Ich bin der Fluss voller schmutziger Abwässer. Ich bin der Körper, den die Seele verachtet. Ich bin die Niedrigste der Niedrigen, der Dreck unter Ihren Füssen. Und dennoch erwählte John Dillinger mich zu seiner Braut. Er tauchte tief in mein Innerstes. Ich war seine Braut, nicht so wie Ihre weisen Männer und Kirchen und Regierungen die Ehe kennen, wir waren ehrlich verheiratet. Wie der Baum mit der Eide vermählt ist, der Berg mit dem Himmel, die Sonne mit dem Mond. Ich hielt seinen Kopf an meine Brust und verwuschelte seine Haare, als sei es süss wie frisches Gras, und ich nannte ihn «Johnnie». Er war mehr als nur ein Mann. Er war wahnsinnig, aber nicht wahnsinnig, nicht wie ein Mann wahnsinnig werden kann, der seinen Stamm verlässt und unter feindseligen Fremden lebt und grob behandelt und verachtet wird. Er war nicht so wahnsinnig wie alle anderen weissen Männer wahnsinnig sind, weil sie niemals das Leben in der Sippe kennengelernt haben. Er war wahnsinnig, wie ein Gott wahnsinnig sein kann. Und jetzt erzählt man mir, er sei tot. «Nun», fragte die Aufseherin schliesslich, «wollen Sie denn gar nichts dazu sagen ? Seid Ihr Indianer denn überhaupt Menschen ?» Sie hatte ein wirklich böses Glimmen im Blick; den Blick einer Klapperschlange. Sie will mich weinen sehen. Sie steht da, wartet und starrt mich durch die Gitterstäbe an. «Hast du überhaupt keine Gefühle? Bist du wirklich ein Tier?» Ich sagte nichts. Ich verziehe keine Miene. Kein Weisser wird jemals die Tränen einer Menominee sehen. Am Biograph Theater wendet sich Molly Moon voller Abscheu ab, als Souvenirjäger ihre
    Taschentücher ins Blut tauchen. Ich wende mich von der

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