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Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Titel: Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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das nicht in der Bibelstunde gelehrt? Oder hat man Ihnen nichts weiter als all diesen monogamen jiddischen Shit eingetrichtert?» Die meisten Hypnotiker achteten darauf, langsam zu sprechen, sie aber erzielte hypnotische Effekte, indem sie unendlich rasch sprach. «Sie dachten, sie würden ein totes Tier verspeisen, was schon recht abscheulich ist, selbst wenn unsere Gesellschaft das als ganz normal akzeptiert; Sie aber werden stattdessen eine begehrenswerte Frau verspeisen (und sie anschliessend ficken), was ganz normal ist, selbst wenn die Gesellschaft es als abscheulich betrachtet. Saul, Sie sind einer der Illuminaten, Sie wussten es nur nicht. Noch heute Nacht werden Sie es begreifen. Sie werden Ihr wahres Selbst finden, so wie es war, lange bevor Ihr Vater und Ihre Mutter an Sie dachten. Und ich rede nicht von Inkarnation. Ich spreche von etwas sehr viel Wunderbarerem.»
    Saul fand seine Stimme wieder. «Ihr Angebot ehrt mich, wird aber abgelehnt», sagte er. «Offen gesagt, ich finde Ihren kitschigen Mystizismus um vieles unreifer als Ihr sentimentales Vegetariertum und Ihre unumwundene Lüsternheit. Das was den Illuminaten wirklich abgeht, ist das Gefühl für feinsinnige Dramaturgie, wie überhaupt jegliches Feingefühl.»
    Ihre Augen weiteten sich, während er so sprach, aber nicht vor Erstaunen wegen seines Widerstandes... entweder war sie wirklich bestürzt und er tat ihr leid oder sie war eine erstklassige Schauspielerein. «Zu schade», sagte sie traurig. «Sie haben den Himmel verweigert, so müssen Sie den steinigen Weg durch die Gefilde der Hölle nehmen.»
    Saul registrierte eine Bewegung hinter sich, aber bevor er sich umdrehen konnte, prickelte es in seinem Nacken: eine Nadel... eine weitere Droge. Im selben Moment, in dem er vermutete, sie hätten ihm ein noch stärkeres Psychedelikum verabreicht, um den bisherigen Effekt weiter zu steigern, fühlte er sein Bewusstsein schwinden. Es war ein Narkotikum oder ein Gift.
    Der Wagen fuhr mit einem heftigen Ruck an: wir waren unterwegs zum Hexenmeister, dem wundervollen Hexenmeister des Hinterns. Was war es doch gleich gewesen, was Hagbard mir erzählte, als wir uns das erste Mal begegnet waren? Irgendwas über gradlinige Verbindungen, Gerichtssäle und Scheisse? Ich konnte mich nicht erinnern, meine Seele driftete dahin, während Joseph K. die Gesetzbücher öffnete und pornografische Abbildungen darin fand (Kafka wusste, worum es geht); de Sade führte unterdessen eine präzise mathematische Strichliste im Bordell; wieviele Male hatte er die Huren gegeisselt, wieviele Male geisselten sie ihn; die Nazis zählten jede Goldfüllung in den Leichen von Auschwitz, Shakespeare-Gelehrte debattierten über jene Zeile aus Macbeth (war es Sitzbank oder Bank der Zeit?), der Gefangene mag sich der Strafbank nähern, man kann drauf scheissen, Kumpel, scheiss drauf... SCHWEINE FRESSEN SCHEISSE, SCHWEINE FRESSEN SCHEISSE... und Pound schrieb «die Unzuchtbank», Freud lehnte er ab, aber trotzdem bekam er noch einen Hauch des wirklichen Geheimnisses mit... wie ein Homo auf ominöse Weise einem anderen Schlingen legt...
    «Mein Gott», sagte der Engländer. «Wann kommen wir aus der Tränengaszone raus?»
    «Wir sind schon raus», sagte ich erschöpft. «Das ist jetzt ganz normale Chicagoer Luft. Mit Genehmigung von Commonwealth Edison und U.S. -Steel drüben in Gary.»
    Die McCarthy-Frau weinte still vor sich hin, obwohl die Wirkung des MACE inzwischen nachgelassen hatte. Die übrigen von uns zogen still dahin, eine kleine Karawane aus trockenem Rotz und Tränen, der Parmesan-Geruch von abgestandener Kotze, ab und zu noch Reste von ätzenden MACE-Dämpfen in der Luft, der Urin von einem, der sich in die Hosen gepisst hatte, und das Schwefeldioxyd- und Schlachthausklima im südlichen Chicago. Die Qualität der Gnade ist sehr gestreckt; sie tröpfelt wie Eiter. Legt die Hoffnung ab, alle, die ihr hier eintretet. Der Vorsitzende Mao tauchte auf und sprach: «Ho ist nichts als ein kümmerlicher Dichterling. Also, wenn Ihr mal ein paar echte sozialistische Verse hören wollt, dann hört Euch mal meine letzte Komposition an:
    Es gab mal 'ne Lady aus Queens Die liebte nur Bohnen, so schien's Wenn die Bohnen fermentierten Und ihre Därme traktierten Gab's peinliche Geräusche in ihrn Jeans!
    Bezieht sich auf die anale Orientierung der kapitalistischen Gesellschaft», erklärte er und verschwand in einer Blutlache am Boden, gleich neben dem Typen mit dem gebrochenen Arm.
    * *

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