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Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Titel: Illuminatus 2 - Der goldene Apfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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Geldwirtschaft und die Höhe der Zinssätze kontrollierte oder daß ein Bandit der dreißiger Jahre in gewissem Sinne der Erlöser des verkümmerten menschlichen Geistes war. Daß es in diesen bizarren Ideen Elemente von Wahrheit hatte, kam ihm nie in den Sinn. Kurz gesagt war Naismith, auch wenn er in Texas geboren worden war, von jenem Pulsieren, jener Poesie und Tiefe amerikanischer Emo-tionalität soweit entfernt wie jeder New Yorker Intellektuelle. Doch leistete ihm sein Zynismus gute Dienste, als er sich, kurz nachdem er dem Hotelarzt ein paar äußerst merkwürdige Symptome aufgezählt hatte, in einer vermeintlichen Station des Öffentlichen Gesundheitsdienstes der Vereinigten Staaten, die von Individuen bemannt waren, die er sehr schnell als Gesetzer erkannte, wiederfand. Das ist ein altes Wort in Texas, wahrscheinlich eine Abkürzung von Gesetzesmann oder Mann des Gesetzes (Texaner wissen im allgemeinen nicht viel von Abkürzungen) und ist derartig mit etwas geladen, das Mißtrauen und Achtsamkeit auslöst, wenn auch nicht von soviel Wut begleitet wie das bevorzugte Wort der Linken, Bulle. Bonnie Parker hatte es kunstvoll in ihrer letzten Ballade verwendet:
    Eines Tages werden sie gemeinsam untergehn Man wird sie begraben, Seite an Seit' Für die einen wird's sein Bekümmerung Für die Gesetzer Erlösung Aber's bedeutet Tod für Bonnie und Clyde.
    So konnte man es ungefähr zusammenfassen: die Gesetzer waren nicht unbedingt faschistische Gestapo-Rassisten-Schweine (Vokabeln, die im großen und ganzen in Texas unbekannt sind), aber sie waren Leute, die es als eine große Erleichterung empfanden, würde störender und rebellischer Individualismus wieder verschwinden, wie blutig das Verschwinden auch immer vonstatten gehen würde. War man störrisch genug, würden die Gesetzer einen eiskalt umlegen — ohne eine Chance sich zu ergeben, würden sie einen aus dem Hinterhalt abknallen, so wie es Miss Parker und Mister Barrow widerfuhr - aber wenn man nur ein leicht übertreibender Gerüchteverbreiter wie Dr. Naismith war, würde es ihnen schon unendlich Spaß machen, einen irgendwohin zu schaffen, von wo aus man keine weitere Entropie ins Räderwerk jener Maschine werfen konnte, der sie dienten. Und so, indem er die Gesetzer erkannte, ließ Dr. Naismith seine Augen zu schmalen Schlitzen werden, dachte gründlich und konzentriert nach, und als sie schließlich mit ihrem Verhör einsetzten, log er, wie nur ein verderbter, texanischer Vertrauensmann der alten Schule lügen kann. «Sie haben's von jemandem, mit dem Sie Körperkontakt hatten. Also waren Sie entweder in einem überfüllten Fahrstuhl oder Sie haben's von einer Prostituierten. Welche der beiden Möglichkeiten kommt in Betracht ?»
    Naismith dachte an jenen Zusammenstoß mit dem Midget auf dem Trottoir, mit dem Midget und jenem wieselgesichtigen Kerl
    mit dem riesigen Koffer; gleichzeitig dachte er aber auch, daß der Fragesteller besonders zur zweiten Möglichkeit neigte. Sie waren also hinter einer Frau her; und wenn man den Gesetzern das erzählt, was sie hören wollen, kommen sie nicht immer wieder darauf zurück, mehr persönliche Fragen zu stellen. «Ich war mit einer Prostituierten zusammen», sagte er und versuchte dabei, ein wenig geniert zu klingen. «Können Sie sie beschreiben?»
    Er ließ die Prostituierten, die er mit anderen VSR-Delegierten gesehen hatte, noch einmal auf seiner inneren Leinwand vorüberziehen und dabei fiel ihm eine besonders auf. Er war ein gutmütiger Mann, er wollte nicht, daß eine unschuldige Prostituierte in dieses Durcheinander verwickelt werden sollte, so kombinierte er sie also mit einer anderen Frau, der ersten, die er, in den fünfziger Jahren, in seiner lange vergangenen Jugend, als erste erfolgreich penetriert hatte.
    Dr. Naismiths guten Absichten zum Trotz erwarten Gesetzer niemals, daß Augenzeugenbeschreibungen in allen Punkten stimmen, und als seine Angaben in den IBM-Computer eingegeben worden waren, kamen drei Karten heraus. Jede von ihnen wies mehr Ähnlichkeiten mit der von ihm beschriebenen fiktiven Person auf und sie kamen aus einem Kartenspeicher, in dem mehrere hundert Prostituierte, deren Beschreibungen in den vergangenen 2.4 Stunden gesammelt und gespeichert worden waren, enthalten waren. Nachdem die drei Karten verschiedene Sortierschemata, die auf besonders herausragende Körpereigenschaften programmiert waren, die gemeinhin gut behalten werden konnten, durchlaufen hatten, kamen die Techniker

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