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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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dich nämlich etwas fragen: Was machen Harold und Eilat hier? Seit wann sind sie mit den Varulf verbündet?«
    Statt zu antworten, sah Yadia Jana tief in die Augen. Dann lachte er schallend. »Erwartest du im Ernst, dass ich dir diese Frage beantworte? Sämtliche Reichtümer deines Klans würden nicht ausreichen, um so eine Information zu bezahlen.«
    Jana nickte finster. »Keine Antwort ist auch eine Antwort. Ich glaube aber, du unterschätzt die Macht der Agmar. Wenn ich wollte, könnte ich viel mehr für dich tun als die Varulf.«
    Yadias Blick wurde nachdenklich. »Da irrst du dich«, widersprach er. »Das, was ich will, kann mir nur Glaukos geben. Er hat mir versprochen, wenn ich diese Mission erfolgreich zu Ende führe, nimmt er mich bei den Varulf auf. Das ist der Klan meines Vaters, verstehst du? Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt, von ihnen akzeptiert zu werden.«
    »Damit gewinnst du noch lange nicht die Liebe deines Vaters«, entgegnete Jana grausam.
    Yadia nickte. »Darauf kommt es im Grunde nicht mehr an. Mein Vater ist vor sechs Monaten gestorben. Meine Pläne sind unabhängig von ihm.«
    »Glaukos kann man nicht trauen. Ich an deiner Stelle würde seine Versprechungen mit Vorsicht genießen.«
    »Ich habe nichts zu verlieren. Unser Verhältnis ist rein geschäftlich, eine Hand wäscht die andere. Und ich bin nicht so dumm, mich reinlegen zu lassen. Zuerst die Aufnahmezeremonie in den Klan, dann erzähle ich ihm alles, was ich mit dir zusammen herausfinde.«
    Alarmiert richtete Jana sich auf. »Was soll das heißen? Du hast doch gehört, was Argo gesagt hat. Du weißt genauso viel wie ich und wahrscheinlich noch mehr. Es gibt nichts weiter herauszufinden.«
    Yadia gähnte, als wäre ihm langweilig, ließ Jana aber nicht aus den Augen. »Ist das dein Ernst? Ich dachte, du willst den Ort sehen, den Argo genannt hat. Aber anscheinend muss ich mich allein auf den Weg machen.«
    »Warte.« Jana hatte das Gefühl, in eine Falle gelockt zu werden, aber im Moment konnte sie nichts anderes tun, als Yadias Spiel mitzuspielen. »Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht hingehen will – ich will nur nicht mit dir hingehen. Argo hat diese Information mir gegeben, sie gehört also mir.«
    »Ach komm, Jana, mach dich nicht lächerlich. Argo weiß, dass ich alles gehört habe, das ist Teil der Abmachung. Er durfte nur mit dir reden, wenn ich dabei bin. Meine Pflicht ist es, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich muss herausfinden, was hinter dieser Adresse steckt, und einen Bericht für Glaukos schreiben. Und das werde ich auch tun, ob es dir passt oder nicht. Aber wenn wir an einem Strang ziehen, wird alles leichter. Schließlich wissen wir beide nicht, was da auf uns zukommt. Vielleicht lockt Argo uns dorthin, um sich an uns zu rächen. Es ist weniger gefährlich, wenn wir zu zweit sind.«
    Jana überlegte einen Moment, den Blick fest auf Yadias junges Gesicht gerichtet. »Na gut«, sagte sie schließlich. »Es ist mir lieber, du begleitest mich, als dass du dort allein irgendwas anstellst oder mir dazwischenfunkst. Außerdem kenne ich mich in Venedig nicht besonders gut aus.«
    »Ich schon«, sagte Yadia schnell. Seine Augen strahlten. »Gehen wir, Prinzessin, nach dir! Ich führe dich an diesen Ort, wir sehen ihn uns zusammen an und anschließend bist du mich wieder los.«

Kapitel 6
    Y adia band seine alte Gondel an einem Pfosten am Ufer fest und sprang geschickt an Land. Anstatt Jana beim Aussteigen zu helfen, spähte er in die Gasse, die sich auf der anderen Seite des schmalen Kanals auftat, zwischen einem alten ziegelroten Palazzo und einem baufälligen Lagerraum, an dem sich Efeu emporrankte.
    »Das ist also die Calle dei Morti«, sagte er. »Sieht nicht gerade vielversprechend aus …«
    Ohne etwas zu erwidern, ging Jana bis zu der kleinen Eisenbrücke, die die Anlegestelle mit der Gasse verband. Sie bildete den einzigen Zugang. Mitten darauf blieb Jana über dem grün schimmernden Wasser stehen und blickte sich um. Alle Gebäude sahen marode und verlassen aus, hier und da blitzten die antiken Fensterscheiben in der Sonne auf.
    Die Calle dei Morti am anderen Ende der Brücke lag ganz im Schatten und war in türkisgrünen Dunst getaucht. Als Yadia bei ihr angelangt war, machte Jana den ersten Schritt in diese Dunkelheit hinein. Bald wurde ihr klar, dass es sich um eine Sackgasse handelte. Auf beiden Seiten reihten sich die rückwärtigen Fassaden von drei alten Palazzi aneinander und am Ende versperrte

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