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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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du nicht.« Ich behielt den Leitfaden, und er hat ihn niemals von mir zurückverlangt.

 
5. Kapitel
       
    Die Farmer im Mittelwesten Amerikas brauchen gutes Land, damit ihre Arbeit gedeiht. Genauso geht es zigeunernden Fliegern. Sie müssen nahe bei ihrer Kundschaft bleiben, müssen sich Felder suchen, die am Stadtrand liegen, Landeplätze auf einer Wiese oder im Heu oder im Hafer oder auf einem Weizenstoppelfeld. Es dürfen keine Kühe in der Nähe sein, die die Stoffbespannung der Maschinen abfressen können. Der Landeplatz muß neben einem Fahrweg liegen, es muß ein Tor in der Umzäunung sein für die Fluggäste, das Feld muß so ausgerichtet sein, daß ein Flugzeug nicht zu niedrig über ein Haus fliegen muß, es darf nicht holprig sein, damit die Maschinen nicht auseinanderfallen, wenn sie mit fünfundsiebzig Stundenkilometern über den Boden rumpeln, das Rollfeld muß lang genug sein, damit man an einem heißen, ruhigen Sommertag gefahrlos landen und starten kann, der Besitzer des Feldes muß einverstanden sein, daß es einen Tag lang als Flugplatz benutzt wird.
    Alles das ging mir durch den Kopf, als wir am Samstag in nördlicher Richtung weiterflogen, der Messias und ich. Das Grün und Gold der Erde glitt gute dreihundert Meter unter uns sanft vorbei. Donald Shimodas Travel Air schwebte geräuschvoll rechts von mir und warf das Sonnenlicht von seiner spiegelglatten Farbschicht in alle Himmelsrichtungen. Wahrhaftig ein Bild von einer Maschine, aber zu groß für schwieriges Gelände. Gewiß, sie hat Platz für zwei Passagiere, aber ihr Gewicht ist doppelt so groß wie das einer Fleet, und sie braucht deshalb eine viel längere Start-und-Lande-Bahn. Ich hatte selbst einmal eine Travel Air gehabt, aber ich habe sie dann gegen eine Fleet eingetauscht. Die Fleet kann auf einem handtuchgroßen Feld landen, auf Feldern, wie man sie am Stadtrand findet. Mit der Fleet konnte ich bequem auf einem knapp zweihundert Quadratmeter großen Feld niedergehen, aber die Travel Air brauchte den doppelten, ja dreifachen Platz. Wenn du dich an diesen Menschen bindest, dachte ich, bindest du dich auch an die Grenzen seiner Maschine.
    Und siehe da, im gleichen Augenblick erspähte ich eine kleine, saubere Kuhweide am Rande der Stadt, die wir gerade überflogen. Es war ein ganz normales, etwa vierhundert Meter langes, in der Mitte geteiltes Feld, von dem die eine Hälfte als Baseballfeld an die Stadt verkauft worden war.
    Ich wußte, daß Shimodas Maschine dort nicht landen konnte, und riß meine kleine Maschine über die linke Tragfläche himmelwärts, nahm das Gas auf Leerlauf zurück und sank darauf mit einem Riesenslip wie ein Geldschrank auf den Baseballplatz zu. Ich und meine Maschine landeten gleich neben der Umzäunung des linken Außenfeldes und hatten noch genügend Platz übrig, als wir zum Halten kamen. Ich wollte eigentlich nur ein wenig angeben und ihm zeigen, was eine Fleet kann, wenn man sie zu fliegen weiß.
    Kurzes Gasgeben ließ mich wieder in die Startposition herumschwenken; aber als ich gerade starten wollte, da hing dort plötzlich die Travel Air im Endanflug. Den Schwanz nach unten und die rechte Tragfläche nach oben gehalten, sah sie wie ein herrlicher, gewaltiger Kondor aus, der probiert, auf einem Reisigbesen zu landen.
    Er flog so niedrig und langsam, daß sich mir das Nackenhaar sträubte, denn jeden Moment mußte er bruchlanden, das war klar. Eine Travel Air muß man mit mindestens neunzig Stundenkilometern über den Zaun bringen, um landen zu können. Fliegt man langsamer mit einer Maschine, die schon bei fünfundsiebzig Stundenkilometern überzieht, gibt es unweigerlich einen großen Trümmerhaufen. Aber was ich sah, war, daß dieser goldene und schneeweiße Doppeldecker mitten in der Luft stehenblieb. Nun ja, vielleicht nicht stehenblieb, aber doch kaum über fünfzig flog. Ein Flugzeug, das mit fünfundsiebzig normalerweise abschmiert und dann so ohne weiteres einfach in der Luft stehenbleibt und sich dann wie hingehaucht in einer Dreipunktlandung im Gras niederläßt! Bei diesem Manöver brauchte er die Hälfte, höchstenfalls drei Viertel der Strecke, die ich für meine Fleet als Rollfeld benutzt hatte.
    Ich blieb in meinem Cockpit sitzen und starrte ihn an, als er neben mich rollte und den Motor abschaltete.
    Dann stellte ich auch meinen Motor ab und sah ihn immer noch ganz verblüfft an. Er rief mir zu: »Da hast du dir ein schönes Feld ausgesucht! Nahe genug am Stadtrand, was?« Unsere

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