Iloo - Die andere Welt (German Edition)
bestand aus einem Gitterrost, dass den Blick auf den hundertfünfzig Meter unter ihnen liegenden Boden Iloos ermöglichte. Auch zu den Seiten war die Gondel offen und hing nur durch einige - vermutlich aus Stahl bestehende - Seile an der Gaszelle. Im Gegensatz zu Zeppelinen der Erde waren die Motoren mit den Propellern direkt am Rumpf der Gaszelle befestigt. Drei Motoren, die ein Navigieren in alle Richtungen ermöglichten. Dazu waren noch Höhen- und Querruder vorhanden, wie auch bei irdischen Luftschiffen. Sorgen machte Rainer nur diese absolut offene Konstruktion. Ein Seitenblick auf Innilu zeigte ihm, dass sie offensichtlich seine Sorgen nicht teilte. Ruhig hatte sie sich angeschnallt und blickte sich interessiert um. Wenige Minuten später kam der Pilot, den sie zunächst für einen Sicherheitsmann gehalten hatten und überreichte ihnen je einen Helm mit transparenter Sichtscheibe. »Setzen Sie den bitte auf«, sagte er. »Der Wind ist heute recht unangenehm und die Motoren verursachen eine Menge Lärm.«
Er nahm auf dem Pilotensitz Platz und schnallte sich ebenfalls an. Eine winzige Konsole mit wenigen Bedienelementen war alles, was dieses Luftschiff steuern sollte. Der Pilot drückte nacheinander drei Knöpfe, worauf die Motoren zu donnerndem Leben erwachten. Damit war klar, dass die Propeller von Verbrennungsmotoren angetrieben wurden. Schnell zogen Innilu und Rainer ihre Helme über den Kopf, was den entstehenden Lärm auf ein erträgliches Maß reduzierte. Auf ein Zeichen des Piloten wurden die Leinen gelöst, die das Schiff noch auf der Plattform hielten, und die ›Heilerschwinge‹ war frei. Eine Windböe erfasste das Schiff und ließ es viele Meter zur Seite driften, bevor der Pilot es unter Kontrolle bekam und stabilisierte. Er flog das Schiff nur mittels zweier Hebel für die Hände und dreier Gaspedale - einen für jeden Motor - die er virtuos mit seinen Füßen bediente. Rainer war es bereits jetzt schlecht, obwohl sie noch keinen Kilometer zurückgelegt hatten. Das Schiff schüttelte sich bei jeder weiteren Windböe und sie verdankten es nur dem Können ihres Piloten, dass sie die Richtung überhaupt halten konnten. Früher liebte Rainer das Fliegen, doch es machte einen Unterschied, ob man bequem in einem Airbus 310 saß oder auf der wackeligen Gondel eines tanzenden Luftschiffs. Innilu sah immer wieder zu ihm hinüber. Obwohl der Helm keinen Blick auf sein Gesicht zuließ, musste sie ahnen, was in ihm vorging, denn sie griff zu ihm hinüber und drückte mitfühlend seine Hand. Es tat ihm gut und er ließ die Hand Innilus erst los, als der Pilot sich zu ihnen umblickte, um zu sehen, ob bei seinen Passagieren noch alles in Ordnung war. Als sie fast die Hälfte der Strecke zu ihrem Ziel zurückgelegt hatten, ließ der Wind plötzlich nach und der Flug wurde ruhiger. Schon seit einiger Zeit sahen sie ein anderes Luftschiff, das ihren Weg kreuzte. Es war um Einiges größer als ihr Fahrzeug und verfügte über eine große geschlossene Passagierzelle. Es gab also auch komfortablere Luftschiffe auf dieser Welt. Nach über zwei Stunden erreichten sie endlich den Turm der Wissenschaftler-Gilde. Noch immer blies der Wind nur schwach, sodass das Luftschiff einen sehr präzisen Landeanflug machen konnte. Rainer fühlte sich erst besser, als er wieder den festen Boden des Turmes unter seinen Füßen hatte. Er nahm den Helm ab und gab ihn an den Piloten der Heiler-Gilde zurück.
»Sie sind ein verdammt guter Pilot«, sagte er ihm zum Abschied und sah, dass ihn dieses Kompliment des Wissenschaftlers mit Stolz erfüllte. Wieder straffte er sich und legte seine Hand an die Brust, dann wandte er sich ab und bestieg wieder sein Fluggerät.
»Willkommen daheim, Inolak!«, rief ein Mann aus dem Hintergrund der Plattform.
* * *
Rainer und Innilu drehten sich um und Innilu beeilte sich, Rainer eine Information zuzuflüstern: »Das ist Kebrak. Ebenfalls Wissenschaftler. Er ist nicht besonders begabt und versucht daher, durch diverse Intrigen seine Vorteile zu wahren. Er versuchte seit Langem, an deine Forschungsunterlagen zu gelangen. Du kannst ihn nicht leiden und zeigst ihm das normalerweise deutlich. Außerdem lässt er keine Gelegenheit aus, mich zu begrapschen.«
»Er begrapscht dich? Ich denk, du bist meine Dienerin.«
»Das Leben einer Dienerin ist nicht immer einfach ...«
»Danke«, erwiderte Rainer. »Ich werde versuchen, mich entsprechend zu verhalten.«
Kebrak kam mit einem strahlenden
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