Iloo - Die andere Welt (German Edition)
ihn.
»Aber was wäre geschehen, wenn er angenommen hätte?«, fragte Rainer.
»Wahrscheinlich hättest du gewinnen können. Du bist größer und stärker als er. Außerdem treibst du seit Jahren Kampfsport im Gildesportkreis.«
»Ja, Inolak hat das getan, aber gilt das auch für Rainer Kornmänger, den Menschen, der auf mysteriöse Weise in diese Welt verschlagen wurde? Ich hab als Mensch nie Sport getrieben und kenne keine Kampfsportarten.«
»Vielleicht erinnert sich dein Körper an die Kampftechniken. Du solltest es herausfinden.«
Als sie den Aufzug verließen, befanden sie sich auf der Ebene von Inolaks Labor. Man sah deutlich, dass man sich in einem Turm befand. Der Vorraum der Aufzüge besaß keine Fenster und wurde nur durch ein Deckenlicht erhellt. Zwei Gänge mündeten nach links und rechts. Alles in allem wirkte die Konstruktion recht eng.
»Mein Labor befindet sich hier in diesem Turm?«, fragte Rainer. »Dann kann es ja nicht sonderlich groß sein.«
»Oh, das täuscht«, antwortete Innilu. »Die Türme sind unten an der Basis recht breit. Unter den Wissenschaftlern gibt es daher immer einen Wettkampf um die am tiefsten gelegenen Labors, da es die größten sind. Ich glaub, deines war eines der geräumigsten, wenn nicht gar das geräumigste.«
Sie zeigte ihm den Weg. Er wollte sich ein Bild von der Explosion machen, die in dieser Welt mitverantwortlich für seine Seelenwanderung sein musste. Auf dem Weg zum Labor trafen sie auf Loomak, den Gildeältesten. Für Innilu bestand keine Zeit mehr, Rainer Informationen über diesen Mann zu geben.
»Inolak«, sagte Loomak. »Schön, dich wieder munter zu sehen.«
Er schien es ernst zu meinen, wenn man seinem Augenausdruck Glauben schenken konnte.
»Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet, als wir dich aus den Trümmern deines Labors geholt hatten. Du zeigtest nicht mehr die geringsten Lebenszeichen. Ich denke, die Heiler werden uns für das Wunder, das sie hier erbracht haben, eine gesalzene Rechnung präsentieren.«
Rainer wusste nicht recht, wie er mit dieser Äußerung umgehen sollte, und sah Loomak fragend an.
Loomak schlug Rainer mit der Hand auf die Schulter und lachte: »Ich bin wirklich glücklich, dass du wieder da bist. Bring dein Labor wieder auf Vordermann und melde dich dann bei mir. Solltest du Ersatz für deine Gerätschaften benötigen, lass es mich wissen. Es gibt immer noch diesen Fond für besondere Anlässe...«
Mit diesen Worten ließ er sie stehen und ging zu seinem Büro.
»Wer war das?«, wollte Rainer wissen.
»Das war Loomak, unser Ältester. Du verstehst dich im Allgemeinen recht gut mit ihm. Ihr steht politisch auf derselben Seite. Loomak unterstützt deine Bestrebungen auf einen Sitz im zentralen Rat und gilt auch als einer der Verfechter des Disziplinierungsgesetzes.«
Rainer wiegte seinen Kopf. »Dann werde ich mich in Zukunft wohl nicht mehr ganz so gut mit ihm verstehen, was?«
Innilu lächelte. »Wenn du alles - was du mir gesagt hast - ernst gemeint hast, dann nicht.«
Als sie an Inolaks Labor angekommen waren, verstand Rainer, warum man an ein Überleben Inolaks zunächst nicht geglaubt hatte. Das Glas in der Labortür war zerbrochen und nach außen gewölbt. Die schwere Metalltür hatte sich verzogen. Drinnen sah es noch viel schlimmer aus: Überall lagen Glassplitter und verbogene Metallteile herum. Die Schränke waren weitgehend zerschmettert und deren Inhalt zerstört. Hier half nur eines - den Müll entsorgen und ganz neu anfangen.
»Womit hat Inolak experimentiert, dass es zu so einer gewaltigen Explosion kommen konnte? Hast du eine Ahnung Innilu? Du warst doch fast ständig in seiner Nähe.«
»Als es zur Explosion kam, hatte er mich gerade hinausgeschickt, um einen Kanister Säure von den Chemikern zu holen, aber Inolak war auf eine Neuerung bei den Datenverarbeitungsanlagen aus. Er meinte, dass es einfach nicht sein kann, in den Gildetürmen Tausende von Glasröhren in diese Anlagen einzubauen. Sie verbrauchen Unmengen von elektrischem Strom, um dann noch mit demselben Aufwand gekühlt werden zu müssen. Inolak träumte von kalten Rechenanlagen - wie er es nannte.«
»Ihr nutzt in Eurer Welt also bereits Computer?«
»Was ist ein Computer?«, fragte Innilu.
»Ich meine automatisierte Datenverarbeitung. Was du mir beschrieben hast, ist eine Datenverarbeitungsanlage oder Rechenanlage, die ihre Rechenleistung aus riesigen Batterien von Röhren mit Kathoden und Annoden bezieht. Das benötigt
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