Iloo - Die andere Welt (German Edition)

viel elektrischen Strom und erzeugt eine gewaltige Hitze, die man wieder loswerden muss. Wir nennen solche Geräte in meiner Welt Computer, aber unsere Computer sind viel weiter entwickelt, als die Maschinen, die du mir beschrieben hast.«
    Innilu staunte. »Du kennst so etwas? Sie sind die neuste Errungenschaft unserer Gilde. Fast alle Türme haben bereits solche Anlagen bekommen. Mit Hilfe von Pappkarten, in die dann an bestimmten Stellen Löcher gestanzt werden, können dann Daten gespeichert und später wieder gelesen werden. Leider ist das Verfahren ungeheuer teuer.«
    Rainer lachte. »Ich glaub es einfach nicht. Die Geschichte geht denselben Weg, wie in meiner Welt. Die ersten Rechenanlagen bei uns waren ganz genau so. Die Revolution kam erst, als die kalten Rechenanlagen kamen.«
    »Dann war die Idee Inolaks gar nicht so verrückt?«
    »Oh nein, in dieser Welt war er ein Visionär. Vermutlich war er nur einen kleinen Schritt von der Lösung entfernt. Was mich nur wundert, ist diese Diskrepanz in allem hier in dieser Welt.«
    »Was meinst Du?«
    »Es erscheint mir alles in sich nicht schlüssig. Ihr seid in Gilden organisiert. Ihr kennt keine Gleichberechtigung. Ihr fliegt in haarsträubend unsicheren Flugapparaten durch die Gegend. Andererseits besitzt Ihr bereits die ersten Rechenanlagen, habt Benzinmotoren, betreibt wissenschaftliche Forschung. Wo kommt das Benzin her, oder die Werkzeuge und Gerätschaften, die Ihr benutzt?«
    »Es wird uns von der Handelsgilde geliefert«, sagte Innilu. »Sie haben das Monopol dafür.«
    »Ich meine - wo wird das alles produziert?«, fragte Rainer. »Es muss doch Fabriken geben, Minen, Raffinerien für das Benzin und so fort. Wird das auch von Gilden betrieben? Wer koordiniert das? Es muss doch eine Instanz geben, die dieses Räderwerk in Betrieb hält.«
    »Sicher«, sagte Innilu. »Es sind die Gilden. Wir haben die Gilde der Minenleute, die Ölgilde, die Techniker-Gilde. Jede Gilde leistet ihren Anteil und liefert, was sie kann. Die Nachfrage regelt die Produktion und den Absatz. Natürlich gibt es Fabriken. Einige werden von der Techniker-Gilde betrieben, Andere von den Minenleuten. Der zentrale Rat kümmert sich um Schlichtung, wenn es zu Problemen zwischen den Gilden kommt. So war es immer und so wird es wahrscheinlich immer bleiben.«
    Rainer konnte sich zwar nicht so recht vorstellen, dass dieses System auf Dauer funktionierte, doch war es auch keine Gesellschaft von Menschen, sondern von Feliden, die eine durchaus andere Sichtweise ihrer Welt hatten. Solange er nicht wusste, wie er in diese Welt gelangt war und ob er irgendwann wieder nach Hause kommen würde, hatte er keine andere Wahl, als sich hier anzupassen und einzuleben. Seine Gedanken kehrten zum Problem der kalten Rechenanlagen zurück. Rainer empfand es als Wink des Schicksals, dass der Wissenschaftler, in dessen Körper er nun lebte, sich ausgerechnet mit den Dingen beschäftigt hatte, mit denen er als Mensch gearbeitet hatte.
    »Ich werde die Arbeit Inolaks beenden«, sagte er. »Ich werde die kalte Datenverarbeitungsanlage bauen.«
    »Aber wie soll es denn gehen?«, fragte Innilu. »Die Röhren brauchen eine hohe Spannung und heizen sich ungeheuer auf. Man kann keine kalten Röhren produzieren.«
    »Du scheinst eine Menge von der Technik zu verstehen, Innilu. Sagtest du nicht, du hättest keinen so hohen Bildungsstand?«
    »Ich musste Inolak häufig zur Hand gehen. Er erklärte gern, was er tat. Es half ihm dabei, selbst zu verstehen. Ich hab dadurch eine Menge gelernt.«
    »Pass auf, Innilu, wir gehen dieses Projekt gemeinsam an. Ich bin der Wissenschaftler, Du bist ab jetzt meine Assistentin und nicht mehr meine Dienerin. Ich werde diesen Status notfalls gegen alle Widerstände verantworten.«
    »Aber Du bist doch nicht wirklich ein Wissenschaftler, Inolak. Wie sollen wir es schaffen? Das kann doch nicht funktionieren.«
    »In meiner alten Welt war ich Informatiker. Ich habe mit Rechenanlagen gearbeitet. Ich habe sie bedient und - was wichtiger ist - ich habe die Programme entwickelt, die sie am Laufen halten. Ich mag nicht so ein Wissenschaftler sein, wie man sie hier in der Gilde versteht, aber ich hab mich mit genau den Dingen beschäftigt, mit denen Inolak hier experimentiert hat. Ich weiß nicht, ob das alles Zufall ist, aber er spielt uns jedenfalls in die Hände. Ich denke, dass ich durchaus einen glaubwürdigen Wissenschaftler abgeben kann. Ihr habt doch hier auf Iloo eine Gilde der Techniker.