Iloo - Die andere Welt (German Edition)
war offen und ehrlich. Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Herr, ich hab mich schon immer für Technik interessiert, aber ich bin ein Mädchen – und deshalb durfte ich mich nicht damit beschäftigen.«
»Jetzt lassen wir noch das Herr weg – wenigstens hier, wenn wir unter uns sind. Aber es trifft sich gut, dass du Interesse für unser Gilde-Geschäft hast. Du wirst ab jetzt eine Menge zu lernen haben. Du wirst eine Technikerin werden.«
Ibeelu strahlte ihn. »Das ist ernst gemeint, ja? Dann wirst Du eine fleißigere Schülerin haben, als Du sie je hattest.«
Eluak rief zu Inetak hinüber: »Hast Du es mitbekommen? Wir haben ab jetzt Verstärkung bekommen. Zeig Ibeelu doch bitte, wie sie die Messgeräte am Versuchsaufbau anschließen muss.«
Dann zeigte Eluak Rainer, was er bisher auf die Beine gestellt hatte. Zwei parallele Versuchsaufbauten waren installiert – einmal unter Verwendung der üblichen Röhren und einmal nur mit Prototypen eines einfachen Transistortyps. Noch sahen die Transistoren sehr ungefüge und klobig aus – sie schienen fast größer zu sein, als die im anderen Versuchsaufbau verwendeten Röhren. Trotzdem gab es einen entscheidenden Unterschied: Während die Röhren über einen Transformator mit einer hohen Eingangsspannung versorgt wurden, waren an den Transistoranschlüssen nur kleine Batterien angeschlossen, die nur eine geringe Spannung erzeugten. Noch einmal wurde alles kontrolliert, dann schaltete Eluak die Röhrenapparatur ein. Nach kurzer Vorwärmphase begannen die Messinstrumente auszuschlagen. Inetak führte genau Buch über sämtliche Ergebnisse, wie Leistungswerte, Stromverbrauch, Stromstärke, Magnetfelder und Temperatur. Als er fertig war, schaltete er die Anlage aus. Nun war der wichtige zweite Versuchsaufbau an der Reihe. Inetak schaltete mit skeptischem Gesicht die Batteriespannung auf die improvisierten Transistoren. Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. »Das gibt es doch überhaupt nicht! Eluak, sieh dir das an: Die Leistung übersteigt sogar die Röhrenwerte – und das mit dieser geringen Ausgangsspannung!«
»Wie hoch ist die Temperatur?«, wollte Rainer wissen.
»Warten Sie – es steigt nicht über 25 Grad an. Das ist sensationell.«
Rainer nickte zufrieden. »Ich hab es doch gesagt. Nun müssen die Transistoren nur noch von der Größe her optimiert werden. Mit entsprechenden Werkzeugen und Fabrikationsanlagen sollte es möglich sein, die Dinger auf die Größe einer Tablette zu bringen.«
»So klein?«, fragte Eluak. »Das wird aber eine ordentliche Frickelei.«
»Dafür könnt ihr aber bei eurer Datenverarbeitungsanlage – wenn Ihr sie auf Transistoren umstellt – ein paar Stockwerke Platz und die gesamte Kühlung einsparen. Denk mal darüber nach.«
Eluak versuchte sich das Ganze vorzustellen und fragte ungläubig: »Und das willst du uns in Lizenz anbieten? Dir ist klar, dass es die Datenverarbeitung revolutionieren wird? Wenn die Techniker-Gilde das kauft – und wir werden es kaufen – wirst du der reichste Felide auf Iloo.«
»Das mag wohl sein, aber ich hab andere Pläne mit den Mitteln, die ich von euch bekomme. Schau dir doch mal das hier an.«
Rainer zog ein paar Bögen mit komplizierten Zeichnungen hervor, die er vor Eluak ausbreitete. Die Anderen stellten sich hinter ihn und versuchten zu ergründen, was sie da sahen.
»Was ist das?«, wollte Eluak wissen. »Ich verstehe nicht, was du mir da zeigst.«
»Du wirst es gleich verstehen. Das ist ein Schaltplan.«
Rainer deutete auf die einzelnen Elemente der Zeichnung. »Das hier ist das Symbol für einen Transistor, hier siehst du einen Schalter – das dort ist eine Diode – ich hab in der Dokumentation genau beschrieben, wie du sie baust. Und das letzte hier sind Widerstände.«
Eluak war ganz in seinem Element. Ständig machte er sich Notizen oder diktierte Ibeelu etwas, die sich vorsichtshalber einen Schreibblock und einen Stift besorgt hatte. Nach einiger Zeit meinte Eluak: »Wenn es das ist, was ich vermute, wird dies hier eine völlig neue Datenverarbeitungsanlage mit Möglichkeiten, die weit über die heutigen Modelle hinausgehen. Nur sehe ich ein gravierendes Problem: Dieses System hier erfordert eine ganz andere Steuerung als die bekannten Anlagen. Wer kann dafür eine Steuerung konstruieren?«
Rainer lächelte. »Ich kann das. Ich kann Anwendungen programmieren, die dieses Ding zum Leben erwecken. Es wird nicht einfach sein, da ich bei null anfangen muss, aber das bekomme
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