Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Heiler-Gilde mit ihren Operations- und Genesungseinrichtungen, doch es hatte sich nicht so angehört, als wenn er sich dort befinden würde. Überhaupt, wo war Innilu? Sie befand sich doch auf einem Botengang. Wieso war sie nicht bei ihm? Es war doch die Pflicht der Dienerin, ihm nun beizustehen und ihn zu versorgen. Fragen über Fragen. Trotz der Schmerzen brannte er nun darauf, dass ihm jemand die Augenbinde abnahm und er sich besser orientieren konnte.
    Es dauerte jedoch noch über eine Woche, bis eine der Dienerinnen der Heiler – ihr Name war Schwester Vanessa – ihm erzählte, dass Dr. Falk angedeutet habe, dass sein Kopfverband abgenommen werden sollte. Den eigenartigen Schlauch hatte man ihm bereits vor Tagen gezogen – Dr. Falk nannte ihn eine ›Magensonde‹ – sodass er mittlerweile wenigstens sprechen konnte.
    »Nimm mir den Verband ab, Schwester Vanessa!«, befahl er.
    »Wir wollen doch nun nicht aufsässig werden, Herr Kornmänger«, sagte sie. »Sonst erzähle ich Ihnen in Zukunft überhaupt nichts mehr. Der Verband wird von Dr. Falk persönlich abgenommen. Da werden Sie sich schon noch etwas gedulden müssen.«
    Dann ging sie hinaus und schloss die Tür. Was bildete sich diese Dienerin nur ein? Auch wenn er nicht ihr unmittelbarer Herr war, so musste sie doch einen direkten Befehl eines Mannes beachten. Er beschloss, mit Dr. Falk darüber zu sprechen. Aus seiner Sicht war eine Züchtigung durchaus angebracht.
    Später am Tag kam Dr. Falk zu ihm. »Herr Kornmänger, heute ist es so weit – wir werden Ihren Kopfverband entfernen. Zu diesem Zweck werden wir das Zimmer ein wenig abdunkeln, damit sich die Augen langsam an das Licht gewöhnen können.«
    »Schwester Vanessa, bitte ziehen Sie die Vorhänge zu«, sagte er weiter. »Danke.«
    Inolak konnte es kaum fassen. Dr. Falk befahl nicht – er bat seine Dienerin, etwas zu erledigen – und bedankte sich auch noch dafür. Was waren das nur für Leute?
    »Bitte richten Sie sich etwas auf, Herr Kornmänger«, sagte Schwester Vanessa. »Warten Sie, ich werde das Kopfende Ihres Bettes etwas anheben – dann ist es etwas bequemer.«
    Dr. Falk begann, die Klebestreifen am Kopfverband zu lösen und wickelte ganz langsam die Bahnen vom Kopf Inolaks ab. Als der Verband entfernt war, blieben nur noch die Augenklappen, die seine Augen gegen den Verband geschützt hatten. Inolak empfand eine irritierende Kühle an seinem Kopf. Dr. Falk nahm vorsichtig die Augenklappen ab. Inolak musste blinzeln. Nach der völligen Dunkelheit schien selbst der abgedunkelte Raum etwas zu hell. Inolak registrierte lediglich, dass er nicht blind war und wurde von einer Woge der Freude erfasst.
    »Iloo sei Dank, ich kann sehen«, rief er. Dann ließ er seinen Blick umherschweifen und stutzte. Das Zimmer, in dem er sich befand, hatte so gar nichts vom Charakter der Räumlichkeiten auf Iloo. Dann blieb sein Blick an Dr. Falk hängen, der direkt neben ihm stand und er schrie laut auf. Was war das für ein Wesen? Sein Gesicht war vollkommen nackt und sein Körper war fast vollständig mit einem weißen Schutzanzug überzogen.
    »Wer sind Sie?«, fragte er entsetzt.
    »Ich bin Dr. Falk – Ihr behandelnder Arzt«, sagte Dr. Falk verblüfft. »Sehe ich so schrecklich für Sie aus, Herr Kornmänger?«
    »Was sind Sie?«, fragte Inolak. »Sie sind kein Felide.«
    Dr. Falk warf Schwester Vanessa einen kurzen Blick zu. »Holen Sie doch bitte Dr. Tieserhoff. Ich glaube, wir könnten seine Hilfe gebrauchen.«
    Als Vanessa gegangen war, wandte sich Dr. Falk an Inolak: »Ich habe Sie vorhin nicht richtig verstanden. Was bin ich nicht? Ein Felide? Was soll das sein?«
    »Feliden, die Herren von Iloo. Ich hab noch nie ein Wesen wie Sie gesehen.«
    »Herr Kornmänger, Sie hatten einen sehr schweren Unfall. Sie sind vermutlich noch etwas verwirrt, das ist gar nicht so selten nach einem längeren Koma. Ich darf Ihnen versichern, dass alles in Ordnung ist. Sie sind immer noch auf der Erde und die ist noch immer von Menschen bewohnt.«
    »Menschen? Erde? - Bin ich auch ein ... Mensch?«
    Dr. Falk musste lachen. »Das will ich doch hoffen, dass Sie ein Mensch sind, Herr Kornmänger.«
    »Warum nennen Sie mich immer Kornmänger, mein Name ist Inolak.«
    »Laut Ihren Papieren – die wir in dem Autowrack gefunden haben - lautet Ihr Name Rainer Kornmänger.«
    »Autowrack? Was ist ein Autowrack? Sagen Sie, warum bin ich hier? Was ist geschehen?«
    »Nun, nach unseren Unterlagen hatten Sie einen schweren