Iloo - Die andere Welt (German Edition)
wenn wir euch gehen lassen, sind vermutlich bald die Söldner hier, um uns zu vertreiben. Wir haben schon genug gelitten.«
»Niemand will, dass ihr leiden müsst«, sagte Rainer. »Wir haben jedoch auch nicht vor, wieder zu gehen. Diese Gebäude hier gehören nun zur Gilde der Informatiker - ob euch das gefällt oder nicht. Wir werden uns einigen müssen.«
»Wie soll so eine Einigung wohl aussehen?«, sagte der Fremde sarkastisch.
»Mach meine Fesseln los«, forderte Rainer. »Dann können wir darüber reden.«
Der Fremde überlegte einige Augenblicke, griff zu seinem Messer und deutete auf Rainer. »Dreh dich um.«
Zögernd wandte Rainer ihm den Rücken zu. Er spürte einen Ruck, dann waren seine Hände wieder frei.«
Er wandte sich wieder dem Fremden zu. »Gut. Wer bist du? Meinen Namen kennst du ja schon.«
»Ich heiße Gumak und bin keiner Gilde zugehörig, wie du dir denken kannst.«
»Gumak, jetzt lass alle meine Freunde frei, und wir reden weiter. Und fass Innilu nicht grob an.«
Gumak lachte. »Es ist schon kurios, wie sich ein Ältester für eine kleine Dienerin einsetzt.«
»Lass ... sie ... frei! Oder fürchtest du dich etwa vor einer kleinen Gruppe Unbewaffneter?«
Jetzt hatte er den richtigen Ton getroffen. Gumak schnaubte ärgerlich und gab seinen Leuten ein Zeichen. »Macht sie los!«
Sowie Innilu wieder frei war, eilte sie an Rainers Seite.
Rainer deutete nacheinander auf die Mitglieder seiner Gruppe. »Innilu, meine Partnerin. Sinnu und Keetok aus der Gilde der Händler, Atok und Adorak von den Baumeistern sowie Eluak und Inetak von den Technikern und Noodok von der Gilde der Elektriker.«
Gumak war verblüfft. »Du hast das vorhin wirklich ernst gemeint?«
Rainer nickte. Nachdem nun ein Gespräch in Gang kam, fühlte Rainer sich etwas sicherer.
»Meine Gilde – die Informatiker – ist eine neue Gilde«, erklärte er. »Mir wurde die Nutzung der alten Schreiber-Gildehäuser angeboten. Wir sind gekommen, um uns anzusehen, was hier noch getan werden muss, um die Gebäude wieder zu nutzen. Doch wer seid Ihr?«
Gumak war nach den Erklärungen Rainers etwas umgänglicher. Er gab den anderen ein Zeichen, die daraufhin die Waffen senkten.
»Unsere Eltern waren einst Mitglieder der Söldner-Gilde. Sie wurden wegen eines Verstoßes gegen den Gilde-Kodex aus der Gilde ausgeschlossen. Seitdem zogen sie herum und versuchten sich durch billige Aufträge der anderen Gilden am Leben zu halten. Meine Gruppe trennte sich von den Familien und zog hierher, um hier ein neues Leben zu beginnen. Ich sag dir ganz offen, dass wir nicht bereit sind, diesen Platz freiwillig zu räumen, Ältester der Informatiker-Gilde. Was ist das überhaupt? Ich habe noch nie etwas von einer Informatiker-Gilde gehört.«
»Ich werde dir das gern später erklären, Gumak«, sagte Rainer. »Wie stark ist deine Gruppe?«
»Was soll die Frage?«, ereiferte sich Gumak. »Willst du uns aushorchen, um entsprechend Verstärkung anzufordern? Das kannst du vergessen. Wir wissen uns zu wehren.«
Rainer machte eine beschwichtigende Geste mit der Hand. »Nein, Gumak. Ich will ganz offen sein. Es gibt keine Verstärkung. Es gibt nur uns, die ihr hier vor euch seht. Aber ich sehe keinen Grund, warum wir uns nicht gegenseitig helfen sollten.«
Gumak hatte sein Misstrauen noch nicht ganz abgelegt, war aber doch interessiert. Er entschied, dass seine Position im Moment sicher genug war. Warum sollte er nicht etwas wagen.
»Wir sind insgesamt fast hundert Feliden, ein Drittel davon Frauen.«
»Und ihr seid ein Söldnerverband ohne Gildezugehörigkeit – Freiwild für jeden, der euch etwas Böses will?«
Gumak presste seine Kiefer aufeinander. »So ist es. Wir haben bereits zehn Männer durch sinnlose Geplänkel verloren. Wir wollen das nicht mehr. Ihr seid sicher auch erst die Vorhut, oder? Wann kommt euer Rest mit den Söldnern, um uns hier rauszuwerfen? Ich kann dir nicht recht glauben, dass ihr wirklich allein seid.«
Rainer hatte eine Idee und hoffte, dass sie gelang. »Ich mach euch einen Vorschlag, Gumak.«
»Einen Vorschlag?«, fragte Gumak interessiert.
»Ja. Meine Gilde besteht im Grunde zurzeit nur aus mir, meiner Partnerin und Ibeelu. Wir werden noch viele Mitglieder brauchen, um alles zu tun, was ich plane. Wir werden dafür sicher auch Schutz benötigen. Nicht alle Feliden sind mir wohlgesonnen. So wie ich es beurteile, seid ihr eine Gruppe von Söldnern, die unabhängig ist, quasi vogelfrei und rangiert am unteren
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