Iloo - Die andere Welt (German Edition)
Ende der gesellschaftlichen Skala auf Iloo. Angenommen, es käme jemand daher und bietet euch an, wieder einen angesehenen Status innerhalb der felidischen Gesellschaft zu bekommen. Wie würde es mit eurer Loyalität aussehen?«
Rainer ließ die Worte einen Moment wirken. Er konnte sehen, wie es im Gesicht Gumaks arbeitete.
»Einem solchen Feliden würde unsere volle Loyalität gehören«, sagte Gumak. »Doch ist diese Frage doch sicher nur rhetorisch, oder wie hast du es gemeint? Schließlich sind wir Söldner und ihr habt einen absolut anderen Berufsstand. Wir könnten niemals zusammenkommen.«
Nun hatte Rainer ihn genau dort, wo er ihn haben wollte, und war überrascht, wie leicht ihm bisher alles gefallen war.
»Ich habe dir gesagt, dass ich der Älteste der neuen Gilde der Informatiker bin, Gumak. Ich brauche Gebäude, ich brauche Mitarbeiter und ich brauche Schutz. Ihr seid hier und könnt für Schutz sorgen. Ich denke, Ihr habt derzeit nichts Besseres vor, oder? Ich biete euch die Mitgliedschaft in meiner Gilde an, wenn ihr bleibt und die Sicherung der Gildehäuser übernehmt.«
Nun war Gumak sprachlos. Auch seine Leute wussten nicht recht, was sie davon halten sollten. Sie waren – solange sie denken konnten – die Parias der felidischen Gesellschaft, und nun kam ein Fremder daher und bot ihnen die Mitgliedschaft in seiner Gilde an.
»Wo ist der Haken?«, wollte Gumak wissen.
Rainer verstand sein Misstrauen. »Kein Haken, Gumak. Bleibt hier und helft, die Gilde aufzubauen. Dann seid ihr dabei und habt eine neue Heimat. Was sagt ihr?«
»Du meinst das wirklich ernst, nicht wahr?«, fragte Gumak. »Doch wie soll das gehen? Wir sind Söldner, ihr seid Informatiker oder was auch immer. Niemals kann ein Söldner in eine andere Gilde, als in die der Söldner eintreten.«
»Wenn das bisher so war, muss es ja nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben«, sagte Rainer. »Ist es nicht so, dass der Älteste einer Gilde deren Regeln festlegt? Ich bestimme hiermit, dass ich auch gildefremde Feliden aufnehme – als Vollmitglieder. Ich will nicht dieses totale Spezialistentum. Ich will eine Bündelung aller Bereiche, um mehr erreichen zu können, als es die traditionellen Gilden bisher erreicht haben.«
Rainer hatte sich leidenschaftlich ereifert und bekam erst jetzt mit, dass ihn inzwischen alle Anwesenden anstarrten – einschließlich Innilu, die überrascht war, wie viel Initiative ihr Partner entwickeln konnte.
»Wenn du es so siehst und meinst, Inolak – dann wollen wir gern deiner Gilde beitreten«, sagte Gumak.
Rainer trat vor und reichte ihm feierlich die Hand, die von Gumak ergriffen wurde. Die übrigen Söldner gaben laut Beifall, nachdem sie begriffen hatten, dass sie nun wieder echte Mitglieder der Gesellschaft waren.
»Gumak, du bist nun Chef meines Sicherheitsdienstes und deine Leute sind unser Sicherheitsdienst«, sagte Rainer.
»Müssen alle meine Leute Sicherheitsleute bleiben?«, wollte Gumak wissen. »Ich meine: Wenn es unter uns jemanden gibt, der Interesse und die Fähigkeit hätte, für den eigentlichen Zweck der Gilde zu arbeiten – hätte er eine Chance, das auch zu tun?«
»Aber selbstverständlich!«, bekräftigte Rainer. »Ich bin für jeden Feliden dankbar, der sich für eine Betätigung im Bereich der Informatik qualifizieren kann. Wir alle sind nun Informatiker.«
Sinnu hatte das Gespräch interessiert verfolgt.
»Sie haben also vor, Feliden aus allen Bereichen bei den Informatikern aufzunehmen?«, fragte sie.
»Ja Sinnu, ich will nicht nur Informatiker – auch wenn es die Bezeichnung der Gilde ist. Ich werde den Standort hier Synergie nennen. In meiner alten Heimat war das der Begriff für ›Gegenseitige Förderung durch Zusammenschluss‹. Ich will eine ganz neue Art von Gilde erstellen, in der alle Fachrichtungen zusammenarbeiten können, um sich gegenseitig zu unterstützen.«
»Aber wird das nicht dazu führen können, das System der Gilden zu zerstören?«, fragte Keetok skeptisch.
»Vielleicht hast du Recht, Keetok – aber wäre das so schlimm? Ich bin überzeugt davon, dass es dem felidischen Volk gut tun würde, etwas Veränderung zu erfahren.«
Gumaks Miene verfinsterte sich, als sein Blick den Innilus traf. Er trat auf sie zu, und sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
Er hob beschwichtigend eine Hand und deutete eine Verneigung an. »Nicht. Ich will Ihnen nichts tun. Ich hätte Ihnen auch vorhin nichts angetan. Ich möchte mich in aller Form dafür
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