Iloo - Die andere Welt (German Edition)
zugesagt, dass sie bereit sind, hier vor Synergie eine Verarbeitungsanlage zu bauen, wenn wir es schaffen, die Bauern für die weiten Felder in der Ebene zu begeistern. Wenn dort Kalit angebaut würde, würden die hohen Transportkosten entfallen, die entstehen, wenn die Händler die Rohstoffe erst zu den Ölkochern transportieren müssen. Ich hab den Ölkochern versprochen, dass sie die Ersparnisse aus den Transporten behalten können, wenn sie uns dafür einen günstigen Treibstoffpreis machen. Sie waren sehr interessiert.«
»Aber was ist mit den Bauern?«, fragte Rainer. »Erst einmal müssen sie hier siedeln und in den Ebenen Kalit-Felder anlegen, sonst können wir uns das mit dem günstigen Treibstoff abschminken.«
»Die Ebenen sind für uns doch nicht so wichtig, oder?«, fragte Moderak. »Also habe ich mir erlaubt, mich direkt an die Gilde der Bauern zu wenden und ihnen Felder für die Landwirtschaft anzubieten. Als Bedingung habe ich verlangt, dass sie Kalit in ausreichender Menge anbauen und darüber hinaus Nahrungsmittel, die wir ihnen direkt abkaufen würden. Ich hab angeboten, ihnen die Hälfte der eingesparten Transportkosten zusätzlich zu zahlen. Das hat den Ausschlag gegeben. Eine Delegation der Bauern-Gilde wird in Kürze hier erscheinen und will den Vertrag mit uns abschließen. Ich fürchte, das wird über kurz oder lang zu Ärger mit den Händlern führen. Wir müssen uns dringend etwas einfallen lassen, wie wir dieses Problem umgehen können.«
Sinnu hatte die ganze Zeit über erst interessiert, dann immer entgeisterter zugehört.
»Das könnt Ihr doch nicht machen, Inolak!«, sagte sie. »Transport ist die Domäne der Händler. Wenn Ihr dieses Monopol beschneidet, wird sich meine Gilde das nicht gefallen lassen.«
»Sinnu, ich verstehe dich«, sagte Rainer. »Aber du musst auch uns verstehen. Die Händler sind die einzige Gilde, die sich konsequent weigert, uns auch nur einen kleinen Schritt entgegen zu kommen. Im Gegenteil, sie behindern unsere Entwicklung, wo immer sie es können. Ich habe inzwischen mit vielen Gilden Verträge geschlossen und beherberge viele Außenstellen der unterschiedlichsten Gilden hier in Synergie. Dadurch haben wir eine Kommunikation der kleinen Wege. Du brauchst einen Techniker – er wohnt um die Ecke. Du brauchst einen Heiler – er wohnt ein Haus weiter. Du brauchst einen Elektriker – er wohnt gleich nebenan. Selbst die Mitglieder fremder Gilden stellen fest, dass unser System zu funktionieren beginnt. Man arbeitet hier Hand in Hand und alle Beteiligten verdienen dabei. Nur die Händler weigern sich, mitzumachen. Erst kürzlich erhöhten sie die Kosten für Kalit- und Treibstofftransporte nach Synergie. Sie wollen uns melken. Ich weiß, dass du keinen Einfluss darauf hast, Sinnu. Es ändert auch nichts an unserer Freundschaft, aber gegen deine Gilde, Sinnu, muss ich etwas unternehmen.«
»Aber das kannst du doch nicht machen, in dem du die Transporte selbst durchführst«, sagte Sinnu.
»Das tu ich doch gar nicht«, erklärte Rainer. »Ich setze den Hebel woanders an. Ich will Transporte vermeiden. Bauern sollen gleich hier in der Ebene anbauen und Ölkocher sollen gleich daneben die Rohstoffe verarbeiten. Den fertigen Treibstoff erhalten wir zum Vorzugspreis und können ihn gleich vor unserer Haustür bekommen. Wenn die Ölkocher mehr produzieren und ihren Treibstoff auf dem Markt verkaufen wollen, können sie dies tun. Dann kommen die Händler wieder zum Zuge. Wo also untergrabe ich das Monopol der Händler?«
Sinnu war sprachlos. Sie konnte es noch nicht fassen, dass Rainer so raffiniert gegen ihre Gilde vorging.
»Ich bin trotzdem der Meinung, dass ihr mit unserem Ältesten reden solltet«, meinte Sinnu.
»Das haben wir längst getan, Sinnu«, sagte Rainer. »Euer Ältester Dlutok hat sich geweigert, meinen Unterhändler zu empfangen. Er musste mit einem Stellvertreter reden, der ihm zu verstehen gab, dass es nicht zur Politik der Händler zähle, mit anderen Gilden Verträge abzuschließen, die dazu geeignet seien, die bestehenden Transportverträge zu beeinflussen. Man hat uns zwar nicht gedroht, uns nicht mehr zu beliefern, aber man kündigte an, die Preise für Transporte zu uns neu kalkulieren zu müssen, wenn wir weiterhin versuchen, andere Gilden zu beeinflussen. Du musst zugeben, dass ich mir das nicht gefallen lassen kann.«
Sinnu machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wenn es sich so verhält, kann ich dich verstehen, Inolak. Auch ich bin
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