Iloo - Die andere Welt (German Edition)
baut.«
Rainer hätte lieber viel mehr Zeit für das Flugzeugprojekt gehabt, das sich zu einem regelrechten Hobby entwickelte. Doch leider ließ die Verwaltung Synergies das nicht zu. Rainer hätte sich niemals träumen lassen, dass er einmal seine ganze Zeit investieren musste, seine Gilde zu organisieren. Ständig mussten Entscheidungen getroffen werden. Er fühlte, dass ihm die Sache über den Kopf zu wachsen begann. Rainer hatte sich vorgestellt, dass seine Gilde ganz langsam und allmählich wachsen würde. Darin hatte er sich geirrt. Aus den paar Gebäuden, die er ursprünglich geplant hatte, waren inzwischen über ein Dutzend geworden, da der Platz für die Zureisenden schnell zu eng wurde. Atok und Adurak von den Baumeistern hatten bald begriffen, dass hier etwas bisher Einzigartiges auf Iloo entstand, und hatten eine komplette Außenstelle der Baumeister-Gilde bei Synergie errichtet. Damit hatten sie sich eine Basis geschaffen, um die vielen Baustellen auf kurzem Wege mit dem nötigen Material zu versorgen.
Das vordringlichste Problem, die Energieversorgung, war vor Kurzem endlich gelöst worden, als die Baumeister-Gilde den Elektrikern die Genehmigung gab, ihre eigene Hochspannungsleitung zu teilen und zum nahe gelegenen Synergie weiterzuleiten. Zwar hätte Rainer es lieber gesehen, eine stärkere eigene Leitung zu besitzen, doch sollte es für’s Erste reichen. Außerdem konnte dieses Abkommen mit den Baumeistern ihre beiden Gilden zusammenschweißen. Obwohl die Informatiker nun selbst eine Gilde darstellten, empfand Rainer das System der Gilden mehr und mehr als Hemmschuh der weiteren Entwicklung. Er konnte nichts selbst in die Hand nehmen, für das die Monopole bereits bei einer der Gilden lagen. Immer musste er die Hilfe einer Gilde für Kleinigkeiten in Anspruch nehmen. Immer, wenn er eine Entscheidung für interne Angelegenheiten von Synergie traf, kam seine Organisatorin Idalu zu ihm und belehrte ihn, dass er dazu erst eine Fachkraft dieser oder jener Gilde beauftragen müsse. Idalu hatte sich von einer kleinen Söldnerfrau innerhalb kurzer Zeit zu einer äußerst kompetenten Organisatorin gemausert. Rainer musste zugeben, dass er ohne ihre Hilfe nicht mehr zurechtkommen würde, zumal Innilu nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung stand. Rainer hatte sich zu offensivem Verhalten entschlossen. Er hatte Moderak, einen begabten Söldner zu seinem Unterhändler gemacht. Mit zwei oder drei weiteren Mitarbeitern bereiste er alle wichtigen Gilden und trat dort in Verhandlungen mit den Ältesten, um ihnen die Vorteile einer lokalen Außenstelle in Synergie näherzubringen. In den meisten Fällen konnten die Gilden in kurzer Zeit davon überzeugt werden, dass eine solche Zusammenarbeit für beide Seiten gewinnbringend sein konnte. Leider zeigte ausgerechnet die Gilde, die derzeit für Synergie am wichtigsten war, kein Interesse daran, eine Außenstelle einzurichten. Die Händler bestanden weiterhin darauf, Aufträge nur von ihrem Gildensitz aus auszuführen.
»Rainer, die Späher haben die Komet am Horizont ausgemacht«, riss Innilu ihn aus seinen Gedanken. »Ich dachte, du solltest es wissen. Moderak war mit der Komet bei den Ölkochern. Ich bin gespannt, ob er Erfolg mit seinen Verhandlungen hatte.«
»Das wüsste ich auch gerne«, sagte Rainer. »Danke Schatz. Ich werde gleich zum Landefeld gehen. Kommst Du mit?.«
Innilu deutete auf ihren inzwischen doch recht dicken Bauch und meinte:
»Sei mir nicht böse, aber ich laufe nicht mehr gerne weitere Strecken. Die Vier machen mir mittlerweile ordentlich zu schaffen. Es wird langsam Zeit, dass die Racker rauskommen.«
Rainer nahm Innilu in den Arm.
»Das ist schon in Ordnung, Innilu. Ich möchte auch nicht, dass du dich überanstrengst. Wichtig ist nur, dass du und unsere Kinder gesund seid. Ich gehe schon allein zum Landefeld hinüber. Ich geb dir nachher Bescheid, was es gegeben hat.«
Er zögerte einen Moment.
»Was ist mit dir?«, fragte Innilu. »Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin nicht krank. Ich bekomme nur Kinder.«
»Das ist es nicht. Ich frage mich manchmal, ob es überhaupt richtig ist, was ich tue.«
Sie sah ihn fragend an. »Was meinst du?«
»Du weißt, dass ich nicht von dieser Welt stamme. Auch, wenn ich in diesem Körper stecke, der einmal Inolak gehört hat, bin ich immer noch ein Kind der Erde, meiner Heimatwelt. Manchmal plagen mich Zweifel, ob es richtig ist, wenn ich versuche, die gesellschaftlichen Strukturen Iloos
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