Iloo - Die andere Welt (German Edition)
hältst du davon, erst einmal einen Auftrag zum Abschluss zu bringen? Ihr solltet Inolak daran hindern, einen Sitz im zentralen Rat zu bekommen. Was hat euch daran gehindert, ihn zu töten, als es mir nicht gelungen war, Idomak zu überzeugen? Was ist mit eurem Ehrenkodex?«
Neetok verneigte sich kurz.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung dafür, dass wir den ursprünglichen Auftrag nicht erfüllen konnten, Kebrak«, sagte er. »Doch ist unser Ehrenkodex vielschichtiger, als Sie ihn kennen. Wenn wir einen Auftrag akzeptieren, verfolgen wir ihn konsequent und ohne Rücksicht auf unser eigenes Leben. Wenn aber das Wohl der Gilde auf dem Spiel steht, muss jeder Auftrag zurückgestellt werden. Idomak hätte sich zu Sanktionen gegen die Söldner-Gilde hinreißen lassen, wenn wir nicht nachgegeben hätten. Das musste unter allen Umständen verhindert werden. Doch sehen auch wir unseren Auftrag noch als unerledigt an. Es gilt nun, einen neuen Weg zu finden, ihn abzuschließen.«
»Du glaubst allen Ernstes, dass Ihr auch jetzt noch eine Chance habt, Inolak auszuschalten?«, fragte Kebrak skeptisch. »Du übersiehst dabei, dass Inolak nun auch noch Ältester einer Gilde geworden ist und irgendwo am Rande des Gintham-Ozeans lebt. Wie stellst du dir das vor?«
»Das kann ich noch nicht sagen, Kebrak. Vielleicht muss auch der ursprüngliche Auftrag erweitert werden, um einen Gildeeinsatz der Söldner einzuleiten. Sprechen Sie mit Ihrem Ältesten. Wenn die Wissenschaftler einen Kriegseinsatz gegen die neue Gilde finanzieren, sehe ich keine Probleme bei der Lösung Ihres privaten Problems.«
»Da wären wir bei der nächsten Frage: Wann werde ich endlich nach Hause gebracht?«
Neetok überlegte. Im Grunde konnte er diesen Wissenschaftler nicht ausstehen, doch er hatte sein Geld akzeptiert und stand mit seiner gesamten Untergruppe in seiner Schuld. Söldner lebten von Mord- und Kriegsaufträgen anderer Gilden oder Privatleute. Es war nur ein Geschäft. Er hatte nichts gegen Inolak. Trotzdem würde er ihn ohne zu zögern töten, wenn er eine Gelegenheit dazu erhalten würde, weil er den Auftrag von Kebrak angenommen und noch nicht ausgeführt hatte.
Er fragte sich, ob seine Aktionen im Turm der Elektriker noch Konsequenzen nach sich ziehen würden. Die Gefahr von Sanktionen gegen seine Gilde hatte er abwenden können, aber die Befreiungsaktion Kebraks stand auch noch im Raum. Während der Sitzung war Kebrak zusammen mit den anwesenden Söldnern abgeführt und in einen Sicherheitsbereich gebracht worden. Was die Polizeikräfte der Elektriker nicht gewusst hatten, war, dass nur ein Teil der Söldner im Sitzungssaal gewesen war. Der restliche Teil war im Turm der Elektriker untergetaucht. In einer spektakulären Aktion hatten die freien Söldner aus Neetoks Gruppe die Wachen überwältigt und Kebrak, sowie ihre Kameraden befreit. Gegen diese professionellen Söldner hatten die Wachen der Elektriker keine Chance gehabt. Neetok kämpfte sich bis zum Dach des Turmes durch und entkam in den dort bereit stehenden Luftschiffen der Söldner. Jetzt waren sie im Turm der Söldner-Gilde und bereiteten die Rückreise Kebraks zum Turm der Wissenschaftler vor.
»Morgen fliegen wir Sie nach Hause«, sagte Neetok. »Wir werden es mit unseren kleinen Schiffen machen, damit die Händler nichts davon mitbekommen. Sie sind oft sehr schwatzhaft, wenn der zentrale Rat sie befragt. Und der zentrale Rat ist an der Angelegenheit sehr interessiert. Es liegt bereits eine offizielle Protestnote bei unserm Ältesten.«
»Das interessiert mich nicht!«, rief Kebrak aus. »Die beruhigen sich auch wieder, so wie sie sich immer beruhigt haben. Fliegt mich nur nach Hause, dann werde ich mich darum kümmern, meinen Ältesten zu überzeugen, dass die neue Gilde der Informatiker eine Gefahr für die Wissenschaftler und die Ordnung überhaupt darstellt.«
Zwei Tage später traf Kebrak am Turm der Wissenschaftler ein. In seiner Begleitung war die komplette Gruppe der von ihm angeheuerten Söldner.
Der diensthabende Leiter der Landeplattform war entsetzt, als er die vielen Luftschiffe der Söldner anlegen sah.
»Kebrak, was soll dieser Aufmarsch?«, herrschte er ihn an. »Seit wann dürfen fremde Schiffe hier ohne Genehmigung festmachen?«
»Blase dich hier nicht so auf«, gab Kebrak arrogant zurück. »Halte einen echten Wissenschaftler nicht mit solchen wichtigtuerischen Fragen auf.«
Mit diesen Worten lief er an seinem Gilden-Bruder vorbei und verschwand
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