Iloo - Die andere Welt (German Edition)
zu verändern. Versuche ich nicht, aus Iloo eine zweite Erde zu machen? Und was ist, wenn ich damit Erfolg habe? Es ist ja nicht so, dass meine Heimatwelt perfekt wäre. Auch dort hat man Probleme - und es sind keine kleinen. Ich weiß nicht, ob es nicht besser wäre, alles hinzuschmeißen.«
Innilu fasste ihn an den Handgelenken und sah ihm fest in die Augen. »Hey, Geliebter! Du solltest aufhören, dich mit solchen Gedanken zu quälen. Wer verlangt denn, dass du uns ins Paradies führst? Denk lieber daran, was du - was wir - schon geschafft haben. Hier in Synergie fühlen sich Frauen wohl, fühlen sich ernstgenommen. Und denk an Synergie selbst. Kaum jemand, der hier lebt, ist unzufrieden mit den Verhältnissen hier. Sogar Mitglieder fremder Gilden empfinden dieses System der kleinen Wege - wie du es immer nennst - angenehm. Ich habe mit vielen Frauen anderer Gilden gesprochen und dabei erfahren, dass kaum jemand das Verlangen hat, wieder in die alte Tretmühle zurückzukehren. Es kann doch unter diesen Umständen nicht falsch sein, was du tust. Natürlich machst auch du Fehler, aber wir haben zumindest die Chance, etwas zu verbessern. Vielleicht gelingt es ja auch, das Beste aus zwei Welten zu kombinieren.«
Er drückte sie sanft an sich. »Du bist einfach toll, Innilu. Manchmal frage ich mich, womit ich dich verdient habe.«
Sie schnurrte kurz und rieb ihre Nase an seiner. »Vielleicht hast du mich ja gar nicht verdient. Aber jetzt lauf zum Landefeld. Du kommst sonst noch zu spät.«
Rainer beeilte sich, um dort zu sein, bevor das Luftschiff ankam. Noch immer war das Landefeld eine einzige Baustelle. Die Baumeister waren zwar noch immer befremdet über Rainers Wunsch nach einem riesigen Landefeld mit seiner langen breiten Piste, doch hatten sie seinem Wunsch entsprochen, zumal er ja die hohen Kosten der Anlage übernommen hatte. Atok hatte mehrfach versucht, Rainer zu überzeugen, dass er statt dessen lieber einen Turm bauen lassen sollte, doch Rainer hatte das stets abgelehnt. Lediglich einem metallenen Mast hatte er zugestimmt, da er einsah, dass man den Transportschiffen der Händler die enormen Umstände einer Bodenlandung nicht zumuten konnte. Rainer legte den Kopf in den Nacken und spähte in den Himmel. Er konnte das große Luftschiff bereits mit bloßem Auge erkennen. Er musste gestehen, dass er sich auch darauf freute, Sinnu und Keetok wiederzusehen, die er seit ihren gemeinsamen Aktionen als Freunde betrachtete.
Er musste noch etwa eine halbe Stunde warten, bis das Schiff endlich am Mast von Synergie festgemacht hatte. Sogleich machte sich das Bodenpersonal von Synergie daran, die Treibstoffvorräte der Komet zu ergänzen und die für Synergie bestimmte Ladung zu löschen. Die Besatzung ergriff die Gelegenheit, sich einmal die Füße auf festem Boden zu vertreten. Rainer sah, wie der Drahtkäfig des Aufzugs sich in Bewegung setzte und langsam nach unten fuhr. Unten angekommen stieg Moderak zusammen mit Sinnu und Keetok aus dem Käfig. Sinnu lief sofort auf Rainer zu, als sie ihn entdeckt hatte. Sie drückte sich an ihn. »Na Inolak, wie geht es Innilu? Sind eure Kinder schon da?«
»Nein, sie sind noch nicht geboren«, antwortete Rainer. »Sie sollten es aber bald tun, denn sie machen es Innilu langsam schwer. Sie wollte euch eigentlich selbst begrüßen, hat aber Probleme, längere Strecken zu laufen. Sie würde sich freuen, wenn ihr mich gleich nach Hause begleiten würdet.«
»Natürlich kommen wir mit, nicht wahr?«, sagte Sinnu und drehte sich zu Keetok um.
Moderak war nun auch bei Rainer angekommen.
»Hat der Herr Älteste auch einen Moment Zeit für einen kleinen Unterhändler?«, meinte er grinsend.
Rainer mochte die schnodderige Art Moderaks. Er hatte ihn noch als Söldner kennengelernt. Auch da war er ihm bereits durch seine leicht aufsässige Art aufgefallen. Allerdings hatte er ein besonderes Talent, seine Kollegen zu überzeugen, wenn ihm etwas wichtig war. Rainer hatte ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, dieses Talent einzusetzen, um mit anderen Gilden zu verhandeln. Nach anfänglichem Zögern hatte er zugestimmt, und wie es schien, hatte Rainer mit Moderak einen guten Griff getan, denn schon oft war er mit Zusagen anderer Gilden nach Synergie zurückgekehrt.
»Sicher habe ich Zeit für dich, Moderak«, sagte er. »Ich hoffe, du kommst mit guten Nachrichten zurück.«
»Das kann man wohl sagen«, antwortete Moderak, nicht ohne einen gewissen Stolz. »Die Ölkocher haben
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