Iloo - Die andere Welt (German Edition)
Kebrak wischte den Einwand beiseite.
»Die Kosten spielen doch nur eine untergeordnete Rolle, Loomak. Es geht um unsere Ehre, um unsere Glaubwürdigkeit und letztlich um unsere Geschäfte in der Zukunft.«
»Bist du sicher, dass du nicht nur deine eigene private Rache siehst?«, fragte Loomak.
»Sicher sehe ich auch meine Rache«, gab Kebrak zu. »Aber sie kommt nur noch dazu. In erster Linie sehe ich das Wohl der Wissenschaftler-Gilde – im Gegensatz zu Anderen, die nur die eigenen Interessen im Auge haben, wie Inolak. Lassen Sie mich mit den Söldnern verhandeln, Loomak. Ich werde dafür sorgen, dass niemand mehr die Wissenschaftler-Gilde verhöhnt.«
Loomak rang mit sich selber. Dann traf er eine Entscheidung:
»Kebrak, es bleibt dabei. Ich werde die Fakten prüfen. Sollte es sich tatsächlich so verhalten, wie du es mir berichtet hast, werde ich dir die erforderlichen Vollmachten geben, die Söldner für einen offiziellen Krieg zu verpflichten. Bis dahin nimmst du deine normale Arbeit wieder auf.«
Kebrak war nicht wirklich zufrieden. Er hatte gehofft, Loomak sofort auf seine Seite ziehen zu können, doch er wollte sich noch nicht entscheiden.
»Wie Sie wünschen, Loomak«, sagte er. »Ich werde bereit sein, wenn Sie zu einer Entscheidung kommen.«
Kebrak zog sich bis zur Tür zurück und wollte eben den Raum verlassen, als Loomak ihn noch einmal ansprach:
»Kebrak, ich bin dir sehr dankbar, dass du dich so für unsere Sache einsetzt. Ich will das gern honorieren. Fahr zur Dienerinnen-Ebene hinunter und such dir eine hübsche Dienerin aus. Sag dem Wächter, ich hätte es angeordnet.«
Kebrak war erst verblüfft, doch dann lächelte er. Im Geiste sah er bereits eine große Karriere als Wissenschaftler vor sich. Zwar war er sich bewusst, dass er nicht die brillanten geistigen Fähigkeiten eines Inolak besaß, doch dafür hatte er andere Stärken. Er bedankte sich bei Loomak und fuhr gut gelaunt mit dem Aufzug zur Ebene der Dienerinnen. Endlich würde er nicht mehr andere Gilde-Brüder bitten müssen, wenn er etwas Vergnügen haben wollte. Ab jetzt besaß er eine eigene Dienerin.
18. Ein Blick auf Iloo
Inolak war mehr als beeindruckt, als Eva ihn in die Katakomben der Teilchenbeschleuniger-Anlage führte. Niemals zuvor hatte er eine Versuchsanlage von solch immensen Ausmaßen gesehen. Allerdings verstand er noch immer nicht genau, wozu dieses Maschinenmonstrum gut war. Er vermutete, dass ihm dazu einfach einige Jahrzehnte an Wissenschaft und Forschung fehlten.
Eva sprach mit einem Mann, der in einem kahlen Raum, der mit technischen Kontrollgeräten vollgestopft war, saß und in einer Zeitung las.
»Dr. D'Onofrio, was führt Sie denn noch so spät hierher?«, fragte er. »Ihre Kollegen sind bereits gegangen.«
»Ich brauche die Anlage für ein eigenes Experiment. Deshalb habe ich bis jetzt gewartet. Ich wollte nicht, dass ich anderen Forschungen in die Quere komme.«
»Wie lange werden Sie brauchen? Ich meine – ich muss bleiben, bis das Zyklotron heruntergefahren ist.«
»Wenn alles klappt, brauche ich nicht länger, als etwa eine Stunde. Würde das von Ihrer Zeit her noch gehen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar.«
Der Mann sah Inolak skeptisch an.
»Wer ist dieser Mann?«, fragte er. »Sie wissen, dass die Anlage nur von angemeldeten Anwendern betreten werden darf.«
»Ich verbürge mich für ihn«, sagte Eva. »Gleich morgen werden wir einen Ausweis für den Kollegen Kornmänger beantragen. Sie könnten ja für heute Abend eine Ausnahme machen.«
»Gut, aber kümmern Sie sich bitte um den Berechtigungsausweis. Ich habe auch meine Vorschriften. Übrigens: Welches Programm soll ich denn für Sie laufenlassen?«
»Mir kommt es nur auf ein maximales Magnetfeld an. Sorgen Sie bitte dafür, dass ich für mindestens fünfzehn Minuten konstante fünf Millionen Gauß bekomme.«
»Das kostet eine Menge Energie. Ich hoffe, dass Sie das mit dem Dekan abgesprochen haben.«
»Ich spreche morgen mit ihm. Mein Budget reicht aber für den heutigen Versuch auf jeden Fall aus.«
»In Ordnung, dann gehen Sie dort rein. Sie kennen es ja. Scannen Sie sich gründlich mit den Metallscannern und legen alle – wirklich alle Metallteile in die Sicherheitsboxen. Spezielle Kleidung liegt bereit.«
Eva öffnete eine schwere Sicherheitstür und deutete hinein.
»Gehen Sie hinein, Rainer. Ich folge auf dem Fuße.«
Als Eva das Schott hinter sich geschlossen hatte, sprang automatisch die Deckenbeleuchtung an. Inolak
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