Iloo - Die andere Welt (German Edition)
schaute sich überwältigt um. Sie standen in einer überraschend geräumigen Halle, in deren Mitte ein rätselhafter Apparat stand, in dem dicke Bündel von Kabeln verschwanden. Im Zentrum des Apparates befand sich eine Konsole mit einer Vielzahl von Hebeln und Schaltern. Um die Anlage herum waren noch weitere Geräte installiert, die jedoch mit diesem nichts zu tun zu haben schienen. An einer Wand waren schwere Schränke angeschraubt. Eva ging auf einen dieser Schränke zu und öffnete ihn. Darin fanden sie Kombinationen aus Kunststofffasern, an denen keinerlei Metall angebracht war. Inolak sah Eva etwas ratlos an.
»Und was tun wir jetzt?«, fragte er.
»Wir ziehen uns nun aus und werden nackt durch den Metalldetektor gehen – nur um sicherzugehen«, erklärte sie. »Anschließend zieht jeder von uns eine der Spezialkombinationen an. Unsere normale Kleidung enthält immer irgendwo Metallbestandteile – das ist zu unsicher. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, sich vor mir auszuziehen. Umkleidekabinen haben wir in dieser Anlage leider nicht.«
»Das ist kein Problem«, sagte Inolak gleichmütig und begann, seine Sachen auszuziehen und in den Schrank zu hängen. Er konnte allerdings nicht verhindern, dass sein Blick immer wieder zu Eva schwenkte, die sich neben ihm entblätterte. Er fand, dass sie – auch wenn sie nur wenig jünger war, als sein Körper – noch sehr gut in Form war. Inolak fand es erstaunlich, dass er so empfand, da er ja kein gebürtiger Mensch, sondern ein Felide war. Erst hatte ihn ihr Lachen irritiert, jetzt hatte er sie nackt vor sich, was ihn nicht sicherer machte. Eva schritt nun zum großen Scanner-Rahmen und trat langsam hindurch. Eine grüne Lampe am Rahmen zeigte an, dass sie keinerlei Metall am Körper trug. Als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, kam sie zu ihm zurück und griff nach einer Kombination ihrer Größe. Dabei sah sie ihn an und ließ ihren Blick über seinen Körper gleiten. Wenn er den Ausdruck in ihren Augen richtig deutete, war eine gewisse Anerkennung darin erkennbar. Inolak fühlte sich irgendwie zweigeteilt. Der eine Teil war von einem gewissen Stolz erfüllt, der andere Teil fühlte sich auf eine unbestimmte Art unwohl, obwohl ihm Evas Anwesenheit sehr angenehm war.
Eva spürte, dass Inolak irritiert war. »Entschuldigen Sie, aber ich hatte mir nichts dabei gedacht. Seit Monaten beantragen wir immer wieder eine Umkleidekabine, aber wir bekommen einfach keine. Alle, die regelmäßig hier arbeiten, haben sich inzwischen an diesen Missstand gewöhnt.«
»Nein, es ist alles in Ordnung«, beeilte Inolak zu versichern.
Als sie sich wieder angezogen hatten, sagte Eva: »Können wir dann anfangen?«
Sie wandte sich nach oben, wo sie ein Mikrofon und eine Kamera wusste. »Würden Sie dann bitte das Zyklotron starten? Wir sind so weit.«
»Ist dort eine Kamera?«, fragte Inolak. »Hat man uns die ganze Zeit über beobachtet?«
»Aber sicher. In diesem Raum herrschen während der Experimente extreme Verhältnisse. Da ist es unerlässlich, dass eine ständige Überwachung erfolgt. Es dient unserer eigenen Sicherheit. Haben Sie ein Problem damit, Rainer?«
Sie stiegen ein paar Stufen zu dem Apparat in der Mitte des Raumes hinauf und stellten sich an die Kontrollkonsole. Eva drückte ein paar Tasten, worauf einige Anzeigeinstrumente zum Leben erwachten.
»Dieser Zeiger hier zeigt uns die Stärke des uns umgebenden Magnetfeldes an«, erklärte Eva. »Zurzeit sind es nur knapp Hundertausend Gauß. Das bedeutet, dass das Zyklotron zwar bereits in Betrieb ist, aber noch nicht seine volle Leistung erreicht hat.«
»Achtung, ich starte nun Phase zwei des Teilchenbeschleunigers«, tönte es aus einem Lautsprecher.
Der Zeiger, der die Stärke des Magnetfeldes zeigte, schnellte plötzlich in die Höhe. Nach kurzer Zeit stabilisierte er sich bei drei Millionen Gauß. Inolak glaubte, ein merkwürdiges Gefühl im Magen zu verspüren, sonst deutete noch nichts darauf hin, dass sie sich in einem enorm starken Magnetfeld aufhielten. Eine Lampe machte darauf aufmerksam, dass nun Phase drei gestartet würde.
»Wieso sagt er uns das nicht über den Lautsprecher?«, wunderte sich Inolak.
»Bei drei Millionen Gauß funktioniert kein Lautsprecher mehr«, sagte Eva. »Und jetzt legt die Anlage noch einmal zwei Millionen Gauß zu.«
Im Raum begann es nun, an verschiedenen Stellen zu knacken.
»Es wird Zeit, unseren Apparat zu starten«, sagte Eva. »Sonst
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