Im Abgrund der Ewigkeit
mich.
Wir verließen den Wald, gelangten auf eine kleine Anhöhe. Unter uns, bis zum Horizont, schlängelte sich ein breiter, gemächlich dahinfließender Strom. Seine Wasser plätscherten leise und glänzten wie flüssiges Silber in den untergehenden Strahlen der Sonne. An seinen Ufern dehnten sich liebliche Wiesen aus, unterbrochen von vereinzelten majestätischen Bäumen.
Ich war stumm vor Staunen.
„Wie heißt dieser Fluss“, fragte ich schließlich.
„Lilith, das ist die Loire. Darf ich euch beide bekannt machen?“
Ich konnte mich an dem Anblick nicht satt sehen. Als ich aufblickte, erhob sich am Horizont ein Schloss, fast eine kleine Burg. Wehrhafte Türme strebten nach oben. Rauch quoll verstohlen aus einem der vielen Kamine.
Mit ausgestrecktem Arm deutete ich auf das Gebäude. „Papa! Das ist märchenhaft“, flüsterte ich. „Wie heißt dieses Schloss?“
„ Château de Papillon , wir sind endlich daheim.“
Vor der Ewigkeit: Lilith-Saga 4 – Ankündigung
Lilith kommt wieder!
Band 4 ist 2014 erhältlich.
Bonusmaterial – Leseprobe - Wo die toten Kinder leben
Der erste Fall von Anne Steinbach und Paul Wagner
Prolog
Die junge Frau saß auf einer einsamen Lichtung. Es war ein herrlicher Sommertag, die warme Luft duftete nach frischem Gras. Bis auf das Summen von Bienen, die auf der Blumenwiese ihrer Arbeit nachgingen, und einem gelegentlichen Vogelruf aus dem angrenzenden Wald, herrschte absolute Ruhe.
Die junge Frau hatte langes Haar, ein hübsch geschnittenes Gesicht und blaue Augen. Ein Lächeln lag um ihre Lippen, als sie aufstand und sich reckte. Mit der linken Hand strich sie sich ihren weißen Kittel glatt, der ihr bis knapp unter das Knie reichte. Ihr Blick schweifte zufrieden über die Dinge, die sie mitgebracht hatte.
Alles war vorbereitet.
Sie hob ihre Rechte, in der sie eine Schere hielt, nahm eine ihrer Haarsträhnen und betrachtete sie gleichsam nachdenklich. Dann begann sie mit dem Schneiden. Ihre Schnitte fielen krumm und hastig aus. Die Schere machte ein trockenes metallenes Geräusch, als sie das Haar durchtrennte. In der Stille klang es endgültig.
Bald umgab die bloßen Füße der Frau ein Haufen brauner Locken. Das ihr verbliebene Haupthaar bestand jetzt aus unregelmäßig kurzen Zacken. Teilweise konnte man die Kopfhaut sehen.
Die Frau atmete tief durch und ging zu einem Stück Holz hinüber, das am Boden lag. Sie nahm es auf, schloss für einen Augenblick bedächtig die Lider, bevor sie den Gegenstand genauer betrachtete. Mehrere lange Nägel, rostig und alt, waren durch das Brett getrieben und ragten beinahe bösartig grinsend heraus.
Behutsam, um sich nicht zu verletzten, prüfte die Frau die gefeilten Spitzen mit ihrem Zeigefinger. Dann legte sie ihre linke Handfläche auf das Nagelbrett und presste beide Arme so fest sie konnte zusammen. Die Nägel bohrten sich tief in ihr Fleisch, drangen durch die Innenfläche hindurch, um blutverschmiert auf ihrem linken Handrücken wieder auszutreten.
Kein Laut kam von den Lippen der Frau.
Sie hob ihren Arm und blickte beinahe teilnahmslos auf die Wunden und das Blut, das aus ihnen tropfte. Längere Zeit verharrte sie in dieser Position, bevor sie das Brett langsam herauszog. Es gab ein saugendes Geräusch, als sich die Nägel von ihrem Fleisch lösten.
Auch jetzt blieb die Frau stumm.
Schräg gegenüber wuchsen zwei Birken eng nebeneinander. Nur ein kleiner Spalt hatte sich zwischen ihnen aufgetan. Die Frau richtete ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Baumstämme. Sie schritt auf sie zu und blieb direkt vor ihnen stehen, den Kopf zur Seite geneigt. Dann steckte sie ihren unverletzten rechten Arm in die Öffnung, wartete eine Weile und vollführte schließlich einen heftigen Ruck. Es knackte hölzern, als ihr Arm brach.
Wieder gab die Frau keinen Laut von sich.
Stattdessen befreite sie ihren Arm vorsichtig aus der Nische. Mit klinischer Neugier studierte sie den Bruch. Die Wucht ihrer Bewegung hatte die Knochen splittern lassen, einzelne Teile stachen aus der Haut. Auch diese Wunde blutete.
Die Frau senkte ihren Arm. Jetzt kam der schwierige Teil.
Sie wandte sich einem Stapel Holz zu, den sie aufgeschichtet hatte. Zahlreiche große Scheite hatte sie zusammengetragen. Der Haufen war fast einen Meter hoch.
Mühsam kletterte sie hinauf, bemüht, ihr Gleichgewicht zu halten. Dennoch strauchelte sie zweimal und fiel auf ihre verletzten Arme, mit denen sie sich reflexartig abzustützen
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