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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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los und sie plumpste geräuschvoll auf den Rücken. Mit entschlossener Miene bückte er sich, hob sie an und hievte sie auf den Rost. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, indem sie sich umherwälzte. Kurzerhand schlug er ihr mehrmals ins Gesicht, bis sie sich nicht mehr rührte.
    Dann wandte er sich dem Mann zu. Auch der machte ihm Schwierigkeiten. Aber wieder setzte sich Cunningham durch.
    Schließlich lagen die Spender auf dem stählernen Gitter.
    Fast wie Brathähnchen bei einem Barbecue – schoss es Cunningham durch den Kopf. Er musste verkrampft lächeln. Es wurde Zeit, dass die Studentenverbindung ihre Arbeit aufnahm. Er brauchte zuverlässige Mitarbeiter. Diese Handlangerdienste waren wirklich eine Zumutung. Das Hemd klebte schweißnass an seinem Rücken und seine Knöchel waren aufgesprungen, dort, wo seine Fäuste die Spender getroffen hatten.
    Cunningham begab sich zum Sessel, nahm Platz und streckte die Beine aus. Behutsam betätigte er den Schalter. Die schwere Glasröhre senkte sich über den Rost herab, bis sie ihn vollkommen umschlossen hatte. Ein weiterer Knopf bewegte eine dicke Abdeckplatte aus Titan, die die Röhre nach oben hin hermetisch abdichtete.
    Geschafft – Cunningham atmete erleichtert durch. Er setzte den Ohrenschutz auf und legte seine Hand auf den Regler. Die gigantische Gasleitung und die Installation des dazugehörigen Tanks hatten wirklich Unsummen verschlungen. Dafür funktionierte das Equipment zufriedenstellend. Selbstverständlich hätte dieses Provisorium einem Vergleich mit der Frankfurter Anlage niemals standhalten können, aber für die Übergangszeit erfüllte es seinen Zweck.
    Cunningham bewegte den Regler millimeterweise. Eine breite Flamme erschien unter den Spendern. Sie war noch zu weit entfernt und zu klein, um Schaden anzurichten, aber den beiden wurde bestimmt schon mächtig heiß. Sie fingen an, sich zu bewegen. Sie versuchten aufzustehen, traten mit ihren zusammengebundenen Füßen gegen die Innenwände der Röhre. Ihre Augen wirkten panisch, weit aufgerissen und von einem unbeschreiblichen Horror erfüllt.
    Einen weiteren Millimeter fuhr der Regler nach oben. Noch ein Stückchen und Kleidung sowie Haare des Spenderpaares würden Feuer fangen und sie selbst wie an unsichtbaren Gummibändern nach oben schnellen und dabei einen grotesken Todeskampf vollführen. Diese Phase gefiel Cunningham eigentlich ganz besonders, aber heute hatte er es wirklich eilig. Sowohl Elisabeth als auch er selbst brauchten dringend Nachschub. Also zeigte er sich gnädig und schob den Regler sofort bis zum Anschlag hoch.
    Die Flamme erfüllte explosionsartig den Innenraum des Zylinders. Die Körper lösten sich nahezu zeitgleich auf. Zwei dünne magere Schatten erschienen sekundenlang im gleißenden Zentrum des Feuers.
    Cunningham seufzte erneut. Wie er es erwartet hatte, waren die Seelen nicht schwarz, sondern von einem schmutzigen Grau. Das Elixier, das man aus ihnen gewinnen konnte, würde nicht einmal für zwei Ampullen reichen. Und es würde auch nicht annähernd so stark sein, wie er und Elisabeth es gewohnt waren. Aber es herrschten harte Zeiten, und da musste man mit dem zurechtkommen, was vorhanden war.
    Wenigstens gab es in Berlin genügend Kleinkriminelle und Junkies, um sich eine lange Zeit unbemerkt über Wasser zu halten.
    In ihrer Situation konnten sie es sich nicht leisten, wählerisch zu sein. Die Masse macht’s - war ihr neues Motto. Das ging auch.
     

 
    3
     
    A ls er zu ihr zurückkam, lag sie unbeweglich in der Dunkelheit. Kaum vermochte er, ihren flachen Atem zu hören. Sie wartete.
    „Mir ist kalt“, sagte sie. Und als er nicht sogleich antwortete, fügte sie hinzu: „Mach ein Feuer. Ich brauche die Wärme.“
    Er gehorchte wortlos, schichtete einige Buchenscheite im offenen Kamin auf und zündete sie an. Nach kurzer Zeit fraß sich eine hellgelbe Flamme durch das trockene Holz und warf ihren Schein flackernd über die goldverzierten Wände. Licht und Schatten huschten wie lebendige Wesen über Elisabeths Gesicht und verzerrten ihre Verletzungen ins Grässliche.
    „Hast du meine Medizin, mein lieber Charles? Hast du das Elixier?“
    Er nickte, durchquerte den Raum, und setzte sich neben sie aufs Bett.
    „Zeig mir die Farbe.“
    Er zog die zwei Ampullen aus seiner Jackentasche, deren Inhalt er soeben aus seinen Opfern herausgekocht hatte. Fast wagte er es nicht, Elisabeth seine Ausbeute sehen zu lassen.
    „Ich kann es nicht erkennen“, zischte

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