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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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hundertprozentige Garantie gibt es nie. Zu viel kann passieren und übrigens bin ich auch nicht mehr der Jüngste.“
    Asmodeo wollte etwas erwidern, aber der Abt unterbrach ihn. „Bevor du dir unnötig Sorgen machst, solltest du noch einmal die Vergangenheit studieren.“
    Gemeinsam wandten sie sich dem linken Gemälde zu, das gegenwärtig lediglich milchige Umrisse aufwies. Sie starrten darauf. Farben, Konturen flossen zusammen. Bilder erschienen. Bald konnten sie den Zug sehen, wie er sich durch das grüne Band am Ufer des Flusses hindurchschlängelte.
    Sie konzentrierten sich auf die Wagons und kurz darauf erschien das Innere des Passagierraums. Lilith saß in einem der abgeschabten Ledersitze und schlief.
    „Sie ist wunderschön“, flüsterte Asmodeo.
    Als hätte Lilith seine Worte gehört, öffnete sie die Augen. Sie drehte den Kopf zuerst in die eine, dann in die andere Richtung, in dem Versuch, ihre Umgebung zu erkunden. Anschließend verharrte sie und blickte direkt aus dem Bild auf die beiden Zuschauer.
    „Lilith“, entfuhr es Asmodeo.
    „Sie kann dich nicht hören. Und sie kann dich auch nicht sehen. Das ist eine Aufzeichnung, eine Wiederholung“, sagte der Abt mit einer Stimme, in der Verständnis und Mitleid schwangen.
    Asmodeo schluckte, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und blieb stumm.
    Die Tür von Liliths Abteil öffnete sich und ein alter weißhaariger Mann kam herein. In seiner Rechten trug er eine große Reisetasche.
    „Siehst du, Asmodeo“, bemerkte der Abt unnötigerweise. „Das bin ich.“
    Der alte Mann in dem lebendigen Gemälde setzte sich auf den leeren Platz gegenüber von Lilith. Nach einigem Zögern öffnete er den Mund und fing an, zu sprechen. Lilith antwortete und sie lächelte dabei. Ihr schien die Gegenwart des Weißhaarigen angenehm zu sein.
    „Kein Ton“, sagte der Abt bedauernd. „Das einzige, was wir haben, sind die Bilder. Ich hatte ihr hier erzählt, wie sie aus dem Zug entkommen kann. Ich hatte ihr Wasser und eine Kopfbedeckung mitgebracht, damit sie die ersten Tage in der Wüste überleben würde.“
    „Diese Wüste ist die reinste Hölle“, sagte Asmodeo während er sich kurz dem mittleren Gemälde zuwandte, das noch immer die leeren Bahngleise in flirrender sonnendurchglühter Luft zeigte.
    „So gut wie jeder kommt darin um“, bestätigte der Abt. „Aber rein zufällig besitzt mein Kloster eine exakte Karte mit den Wasserstellen dieser Einöde.“ Der Abt hob abwehrend eine Hand. „Frage mich bitte nicht, woher wir sie haben. Aber sie ist zu hundert Prozent zuverlässig. Mit ihr und dem Inhalt der Tasche, die ich jetzt Lilith bringen werde, hat sie eine reelle Chance, diesen Backofen unbeschadet zu durchqueren und ich hoffe sehr, dass sie auch noch Johannes retten wird.“
    Asmodeo biss sich auf die Lippen und senkte den Kopf. „Ich fühle mich nutzlos. Ich bin zum Nichtstun verdammt.“
    „Rede keinen Unsinn“, kam die barsche Erwiderung des Abtes. „Ohne dich wären wir alle verloren. Du hast hinter Clement aufgeräumt und seinen Körper hierher gebracht, damit wir ihn begraben konnten. Du hast Johannes und Lilith in die Klinik geschafft und sie somit erst einmal vor Samael gerettet. Dann hast du die beste Ärztin engagiert, die man sich vorstellen kann. Und morgen schon ist der Klinikcontainer in unserem Klosterhof einsatzbereit. Du brauchst dir wirklich keine Vorwürfe machen.“
    „Ja“, knurrte Asmodeo. „Ich bin so eine große Hilfe. Wenn du alter Mann nicht dein Leben riskieren würdest, wäre alles, was ich bisher gemacht habe, vollkommen sinnlos.“
    „Schön, dass du das einsiehst!“ Der Abt kicherte leise.
    Asmodeo sah scharf auf, doch dann musste er gequält lächeln. „Mach dich nur über mich lustig. Du hast dazu jedes Recht.“
    Der Abt langte nach oben und legte Asmodeo die Hand auf die Schulter. „Du hilfst Lilith gerade in diesem Moment.“
    „Wie meinst du das?“
    Der Blick des Abtes wirkte entschuldigend. „Nun, als ich das erste Mal bei Lilith war, habe ich ihr einen Brief zugesteckt. Er enthielt Anweisungen für sie und ich habe mir erlaubt, ihn mit Asmodeo zu unterschreiben. …Der besseren Nachhaltigkeit wegen.“
    Asmodeos Gesicht glich einer Maske. „Was soll das bringen? Du hast mir doch erklärt, dass sich die Seelen im Fegefeuer nicht an ihr irdisches Leben erinnern können. Mein Name wird ihr nichts sagen.“
    „Generell stimmt das auch. Aber…“ – der Abt machte eine Pause. „…eure Liebe

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