Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
Vom Netzwerk:
Portionen zu formen, ohne dabei an das zu denken, was er gerade berührte. Aber er war tapfer, er war loyal, und in den Jahrhunderten in Elisabeths Diensten hatte er gelernt, den Ekel, den er manchmal verspürte, zu unterdrücken. Während sie schmatzte, röchelte und schlürfte, beobachtete er liebevoll ihre Umrisse.
    Es dauerte wie immer lange, bis ihre Mahlzeit beendet war.
    Schließlich ließ sich Elisabeth zurückfallen und seufzte tief. „Reinige mein Gesicht, mein lieber Charles. Und dann hole meine Medizin.“
    „Dazu brauche ich Licht.“
    Elisabeth antwortete zunächst nicht und stieß dann unwirsch hervor. „Wenn es denn unbedingt sein muss.“
    Cunningham nahm seinen gesamten Mut zusammen und berührte den Schalter. Sofort flutete warme Helligkeit den Raum.
    Er zog ein weiteres Taschentuch mit eingesticktem Monogramm aus seiner Jackentasche und wandte sich Elisabeth zu. Wie immer in den letzten Tagen war ihr Anblick ein Schock für ihn. Über ihr Gesicht liefen zahlreiche wulstige Nähte. Widerborstig wie schwarze Stacheln lugten die Enden der Fäden daraus hervor. Die langen Wunden waren rot angeschwollen und verkrustet. Ihr linkes Auge wirkte leblos und tot. Cunningham wusste, dass ihr gesamter Körper zerschunden und zerschlagen war und nur noch durch das Serum, das sie bekam, am Leben blieb.
    Cunningham zwang sich zu einem Lächeln. Er streckte den Arm aus und tupfte mit seinem Damasttuch großzügig und ungemein zärtlich über Elisabeths mit Blut und Geweberesten beschmierten Mund.
    In diesen kostbaren Momenten der Zweisamkeit liebte er sie ganz besonders, denn sie war völlig auf ihn angewiesen.
    Sie war sein.
     

 
    2
     
    C unningham hatte den Gutshof erst vor wenigen Tagen gekauft. Alles hatte sehr schnell gehen müssen. Aber die Lage des schlossartigen Gebäudes direkt vor den Toren Berlins und doch völlig abgeschieden war für seine und Elisabeths Bedürfnisse einfach ideal. Den ehemaligen Rittersaal mit seinen über dreihundert Quadratmetern hatte er kurzerhand umfunktioniert. Alle Wände, der Boden und die Decke, waren mit dicken Isolierplatten versehen. Kein noch so geringer Laut drang von hier nach außen. In der Mitte des Raums, hinter einer provisorisch aufgestellten feuerfesten Panzerglasscheibe, befand sich ein wahrhaft monströses Reagenzglas.
    Die zwei Spender lagen zusammengeschnürt wie überdimensionale Pakete am Boden. Ein Mann und eine Frau. Cunningham hatte sie bei einem bekannten Drogenumschlagplatz aufgelesen, ihnen Rauschgift und Geld für einen flotten Dreier versprochen und sie damit hierhergelockt.
    Er seufzte. Nichts blieb ihm erspart. Noch hatte er das Netzwerk der Studentenverbindung nicht vollständig aktivieren können. Und vor Ort gab es keine Helfer. Dieses Risiko war er nicht bereit, einzugehen. Also hatte er die zwei Spender selbst betäubt und gefesselt.
    Aber er machte große Fortschritte. Er lernte hinzu. Im Gegensatz zu gestern hatte er die Neuankömmlinge außerdem sehr sorgfältig geknebelt. Die lästigen Schreie ihrer Vorgänger waren ihm doch sehr auf die Nerven gefallen. Das musste man sich ja nicht auch noch antun.
    Er packte den Mann – dieser mochte vielleicht Ende zwanzig sein – und zerrte ihn quer durch den Raum. Der Typ war inzwischen bei Bewusstsein und grunzte und zappelte wie ein angestochenes Schwein. Cunningham zog ihn seitlich an der Panzerglasscheibe vorbei, rollte ihn die letzten Meter bis vor das Reagenzglas, indem er wiederholt gegen dessen Körper trat und ließ ihn dort liegen.
    Mit der Frau hatte er nicht so viel Mühe. Sie war leichter und wehrte sich nicht derartig stark.
    Gleich kam der schwierige Teil seiner Aufgabe. Zur Vorbereitung zog Cunningham sein Jackett aus, ging hinter das Panzerglas und hängte die Jacke sorgfältig über den einzelnen Sessel, der neben einem Steuerpult stand. Er strich den teuren Stoff glatt und richtete seine Aufmerksamkeit anschließend auf die Regler. Er betätigte einen der Schalter und die schwere Glasröhre, neben der die zwei Spender lagen, wurde mit einem surrenden Ton rund einen Meter in die Höhe gezogen.
    Cunningham kehrte zu dem Spenderpaar zurück. Die Frau, die er vorhin noch recht problemlos handhaben konnte, hatte es in der Zwischenzeit geschafft, einige Meter weit wegzurobben. Cunningham packte sie an den Haaren und zerrte sie kurzerhand in die Mitte des Raums zurück.
    Circa fünfzig Zentimeter über dem Boden war jetzt ein Edelstahlrost zu erkennen. Er ließ die Haare der Frau

Weitere Kostenlose Bücher