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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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bei dir da drinnen?“, rief einer.
    Johannes antwortete nicht. Seine Waffe blieb im Anschlag, seine Augen auf die Tür geheftet.
    Die Zeit floss dahin. Nichts geschah.
    Auf einmal hörten wir ein schwaches Trommeln, das allmählich lauter wurde. Ein einzelnes Pferd kam näher. Wir vernahmen Stimmen. Mehrere Männer unterhielten sich. Und dann knallten draußen rasend schnell drei Schüsse. Geschrei folgte.
    Wieder ein Schuss.
    Ein Körper fiel schwer zu Boden. Jemand rannte über die Veranda. Erneut zwei Schüsse. Etwas Schweres krachte auf Holz.
    Stille.
    Die harten Absätze von Stiefeln pochten über die Bretter der Terrasse. Johannes hob seine Maschinenpistole, den Kolben gegen seine Schulter gepresst.
    Ein großer Mann in einem schneeweißen Anzug erschien im Gegenlicht der Tür. Er drehte uns den Rücken zu und hielt beide Hände erhoben. In der Mitte des Eingangs blieb er stehen. Langsam wandte er sich um. Sein Kopf war gesenkt, sein Gesicht durch die Krempe des Hutes verdeckt. Zentimeterweise hob er seinen Blick. Ich erkannte eiskalte grüne Augen, Gesichtszüge, wie aus Fels gehauen.
    „Hallo, Lilith“, begrüßte er mich.
    Halb benommen hockte ich auf dem Boden, sah zu ihm auf und alles in mir wollte sich an ihn erinnern. Ich kannte ihn von irgendwoher.
    Der Fremde richtete seine Aufmerksamkeit auf Johannes, der ihn immer noch über den Lauf seiner Maschinenpistole hinweg anvisierte. „Aber, aber, Johannes. Begrüßt man so ein Mitglied der Familie?“
    Zögernd ließ Johannes die Waffe wenige Zentimeter sinken. Seine Augen weiteten sich in grenzenlosem Erstaunen. „Familie?“
    Der Mann lächelte milde. „Sicher, Johannes. Ich bin dein Bruder. Dein Bruder Clement.“
     

Kapitel 3
- Elisabeth und Cunningham
     
     
    1
     
    I n dem großen Zimmer brannte nur eine einzige Lampe, die zudem stark heruntergedimmt war. Die dicken Brokatvorhänge verdeckten jedes Fenster, sodass man im gesamten Raum die Umrisse der Möbel bestenfalls erahnen konnte. Aber Cunningham fand seinen Weg dennoch mit schlafwandlerischer Sicherheit, weil er ihn in den letzten Tagen mehrere hundert Male zurückgelegt hatte.
    Er setzte sich auf den Rand des großen Bettes. Das Gestell unter der dicken Matratze protestierte quietschend. Seine Augen hatten sich an das schummrige Halbdunkel gewöhnt und er vermochte, den Körper, der sich vor ihm befand, grob zu erkennen.
    Es handelte sich um eine Frau. Sie lag auf ihrem Rücken unter einer leuchtend weißen Decke. Ihre Arme waren unnatürlich angewinkelt. Von ihren Handgelenken baumelten dicke Schnüre herab, die an den massiven Bettpfosten endeten. Immer, wenn sich die Frau bewegte, ertönte ein leises Klirren. Schwere Kettenglieder stießen aneinander. Die Person war ans Bett gefesselt. Die eisernen Ringe um ihre Handgelenke hatte er festschmieden lassen – ebenso wie auch um ihre Füße. Er hatte so handeln müssen. Eine Alternative gab es nicht. Nicht in dieser Situation.
    „Bist du es, mein lieber Charles?“ Die Stimme glich mehr einem heiseren Flüstern.
    Cunningham beugte sich zu der Frau nieder, wobei er darauf achtete, dass ihm der Teller und das, was darauf lag, nicht aus der Hand rutschte.
    „Ja, ich bin es, Elisabeth“, flüsterte er voller Zärtlichkeit zurück.
    „Meine Medizin. Hast du sie dabei?“
    Cunningham zögerte. „Nein… Du bekommst sie erst, nachdem du gegessen hast.“
    „Ich will meine Medizin.“ Die Stimme klang noch leiser als vorhin.
    Cunningham seufzte. „Sei nicht unvernünftig, Elisabeth. Du weißt genau, dass du nichts mehr essen wirst, sobald ich dir das Serum gegeben habe. Dann dämmerst du weg. Aber du brauchst auch Kraft. Dein Körper benötigt richtige Nahrung.“
    „Charles, du willst doch nicht, dass ich bettele. Du weißt, ich brauche meine Medizin.“
    Cunningham schüttelte den Kopf, obwohl er wusste, dass Elisabeth ihn im Dunkeln nicht sehen konnte. Nicht mit ihren Verletzungen und nicht in diesem Zustand.
    „Zuerst essen wir und dann hole ich dir deine Medizin. Ich verspreche es.“ Er spürte, wie Elisabeths Körper zu zittern begann, wie sie sich in ihren Fesseln aufbäumte. Dann fiel sie zurück und wurde ruhig.
    „In Ordnung“, presste sie nach einer Weile hervor. „Ich werde essen. Bitte löse meine Ketten vom Bett. Du hast doch die Schlüssel dabei, um sie an den Bettenden zu öffnen. Ich will mich aufsetzen.“
    „Ich stelle dir den Kopfteil hoch. Das geht auch.“
    „Nein! Hast du mich nicht verstanden? Du machst

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