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Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Titel: Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph W. Bauer
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Hier hatte man eben so brillante Kreationen wie den eisernen Faltenrock zu feiern.
    Die Plattnerkunst ist nur eine der Vorlieben Maximilians. Als Meister der Selbstinszenierung sorgt er nicht nur für erstrangige Texte wie Freydal , Theuerdank oder Weißkunig , sondern umgibt sich auch gern mit einem Kreis von Buchdruckern, Hofmalern und Graphikern, die sein Leben effektvoll in Wort und Bild umsetzen. Die älteste Nordtiroler Buchdruckerei wird aber erst zwei Jahre nach Maximilians Tod im Jahre 1521 auf Schloss Siegmundslust bei Schwaz eingerichtet. Wieder vergehen einige Jahrzehnte, bis die Druckerkunst in der Regierungszeit Ferdinands I. in unsere Stadt kommt. Als ersten Hofdrucker bestellt man den gebürtigen Basler Leonhard Rossnagel. Ihm folgt Mitte des 16. Jahrhunderts Rupert Höller, ein Schwabe aus Rottenburg am Neckar. 1581 wird dann Hans Paur zum Hofdrucker ernannt. Rasch arbeitet er sich empor, in seine Ära fällt der Druck des ersten Tiroler Flugblatts, mehrerer deutscher Gesangsbücher und eines Katalogs der Ambraser Rüstkammer. Später führen sein Sohn Daniel und dessen Frau Maria den Laden weiter. Als Daniel Paur 1642 stirbt, fällt die Geschäftsführung an Maria Paur, unter ihr erscheint im Todesjahr ihres Mannes eine modifizierte Form der Feuerordnung von 1578.
    16
    Kannst du mir etwas über diesen Engenlender sagen?
    Ich weiß nur, dass er von England aus sein Haus verkaufte. Und ich könnte mir vorstellen, dass ihm ein Blick aus dem Fenster seiner ehemaligen Behausung in der Innstraße den Verkauf erleichtert hat.
    Drück dich bitte präziser aus!
    Gregor Türing war als Stadtbaumeister ein viel beschäftigter Mann; um seinen Aufträgen nachkommen zu können, ließ er 1522 eine Werkstatt für Steinmetzarbeiten errichten, einen Ziegelstadl, wie der Volksmund sagt, die feinere Variante lautet Hofstein- und Ziegelhütte. Und die dürfte sich ziemlich genau dort befunden haben, wo heute das Altersheim –
    Direkt gegenüber meinem Wohnzimmerfenster!
    In diesem Betrieb entsteht ein Großteil der Erkerreliefs und Portaleinfassungen, die das heutige Bild der Altstadt bestimmen. Sie verursachen einigen Krach, die Steinmetze, Lärm, der sich mit dem der Wegmacher und Nagelschmiede verbrüdert, deren Betriebe die türingsche Werkstatt umrahmen. Und gleich neben der Wegmacherhütte hebt tagein, tagaus das nervige Geräusch der Brunnenbohrer an, denn über das Gebiet der heutigen Berufsschule am Innsteg erstreckt sich einst die Stadtbrunnenrohrhütte.
    Die Installateure haben alle Hände voll zu tun, eine Folge des Bevölkerungszustroms, mit dem der Wasserbedarf wächst. Zwar ist Wasser als Getränk im Mittelalter alles andere als beliebt, wer es sich leisten kann, kocht sogar mit Wein, aber der Großteil der Bürger ist auf Wasser angewiesen. Bald reichen die herkömmlichen Brunnen nicht mehr aus, um den täglichen Bedarf abzudecken, ferner treten durch die Verjauchung des Grundwassers zahlreiche Krankheiten auf. An den Brunnen werden Speisen gesäubert und gekühlt, Tiere ausgeweidet, Frauen waschen Windeln dort, generell: Latrinen und Brunnen sind eins.
    Unfassbar!
    Dabei gibt es durchaus mahnende Stimmen. Eine der anerkannten mittelalterlichen Autoritäten, der Theologe und Philosoph Aegidius Romanus, hat Ende des 13. Jahrhunderts vor den Gesundheitsrisiken riechenden Wassers gewarnt. Ins gleiche Horn bläst um 1350 der Regensburger Gelehrte Konrad von Megenberg, es sei töricht, lehrt er, auf Reisen jedes Wasser zu trinken, denn gar manches füge Schaden zu, wie man an den vielen Menschen mit Kropf in Kärnten erkennen könne. Die Warnungen verstreichen ungehört, was Seuchen und Epidemien hervorruft. Die werden allerdings nicht auf die eigenen hygienischen Versäumnisse zurückgeführt, sondern sorgen für Gerüchte, an denen sich der Volkszorn entzündet.
    Als 1348 der „schwarze Tod“ in Europa wütet, sind die Schuldigen dafür rasch gefunden: die Juden, sie haben die Brunnen vergiftet. Das Gerücht nimmt in Spanien seinen Ausgang und wird Anlass für eine Antisemitismuswelle, die auf Deutschland, Italien und Frankreich überschlägt. Zumindest was die Trinkwasserversorgung angeht, setzt allmählich ein Umdenken ein. Schon im 15. Jahrhundert verfügen einige Städte über Wasserleitungen, deren Ausgangspunkt meist außerhalb der Stadt liegt, so auch in Innsbruck. Vom „Kesselbrunnen in der Spreng“ oberhalb von Büchsenhausen führt ab 1485 die erste Innsbrucker Pipeline herab. Sie nimmt ihren

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