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Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Titel: Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph W. Bauer
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die Angerzellgasse, würdest du bei der Universität landen, sie befindet sich mit allen Fakultäten neben der Jesuitenkirche, wo heute nur noch die –
    Ich weiß, wo die Theologische Fakultät ist!
    Also gut, rasch über den Burgraben, vorbei am Haus des Huthändlers Karl Souczek, vorbei an den ehemaligen k.k. Hofstallungen, jenem Gebäudekomplex, in dem sich heute die Tourismusinformation befindet und das lange Zeit auch als Hauptwachgebäude der Polizei diente. Wo du in die Altstadt einbiegst, siehst du das Haus des Kunsthändlers Carl Czichna. Seine Familie ist erst zwei Jahrzehnte vor dir in die Stadt gekommen, sie stammt ursprünglich aus Mähren, hat sich mittlerweile mit der Kunsthandlung einen Namen gemacht. Tritt Carl Czichna vor sein Geschäft, erblickt er auf der gegenüberliegenden Seite das Haus, in dem sich ebenerdig einst der Laden der Uffheimer befand, heute kauft man dort Schuhe. Schon 1506 soll sich hier am Eingang zur damaligen Neustadt ein Holzhaus von geringer Höhe befunden haben, das einer Agnes Schluxin gehörte. In dem Bau war eine Werkstatt eingerichtet, die zeitweise von Huf-, aber auch von Goldschmieden genützt wurde. Daraus ergibt sich ein Erzählstrang, der dir über die Hobbys der damaligen Hofdamen Auskunft geben könnte. Beliebt waren neben dem Musizieren auch Handarbeiten wie die Perlenstickerei. Für diese brauchte es diverse Materialien, Goldfäden zum Beispiel, die die adelige Klientel von Hermann Dum bezog, Goldschmied und Eigner des Hauses Anfang des 16. Jahrhunderts. Konz Speiser wird ihn gekannt haben, nicht wahr? Auch Conrad Seusenhofer und Niklas Türing, die Ipphofer und die Tänzl, du siehst, die Geschichten der Häuser bevölkern die Stadt. Eine davon hält das Stocker-Haus fest, beachtenswert ist auch das Buch, das es geschrieben hat. Wenn du darin blätterst, stößt du mitunter sogar auf ein – nun ja, sagen wir – auf ein Gedicht. Lies!
    Sonst wanderte man täglich aus,
    Um Herz und Geist zu laben,
    Man setzt’ sich hin ins Kaffeehaus,
    Schlürft ein die guten Gaben.
    Jetzt aber ist der Kaffee teuer,
    Drum ißt man lieber weiche Eier,
    Legt sich bei Wind und kaltem Schnee
    Behaglich auf das Kanapee
    Und ißt zum Trotz auch nie mehr Eis –
    Felice Notte, Herr Andreis!
    Herr Andreis ist Italiener und um 1840 Pächter eines nach ihm benannten Cafés im Haus Maria-Theresien-Straße 1. Abgesehen von den sich nie ändernden Preiserhöhungen erzählt das Haus, dass auch wir hierzulande, vielleicht nur aus gedichtrhythmischen Gründen, das Wort Kaffee einst wie unsere deutschen Nachbarn ausgesprochen haben. Ausdrücklich aber berichtet es, welchen Einfluss die Medien bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatten, denn nur einen Tag nach Erscheinen des Gedichts in den Innsbrucker Nachrichten setzt Herr Andreis den Kaffeepreis wieder herab.
    Die Innsbrucker Nachrichten sind ein Nachfolgeprodukt der ersten Innsbrucker Ordinari Zeytung , sie werden 1888 noch im Precht-Haus gedruckt, Chef der Firma ist damals Anton Schumacher. Er muss am Ende des Jahres mit ansehen, wie die Druckerei abbrennt, auch davon erzählt das Precht-Haus, eine typische Innsbrucker Häusergeschichte, denk an Hans Malleprey, das Haus, in dem du deine Nikotinsucht fütterst. Nach dem Brand der Wagner’schen Druckerei in der Pfarrgasse verlegt Schumacher den Betrieb in die Erlerstraße 7. Nur vier Monate nach deiner Ankunft in Innsbruck wird er dieses Haus dem Möbelfabrikanten Johann Brugger abkaufen, der Umzug scheint also ohnehin in Planung gewesen zu sein.
    Wann wurde die Zeitung gegründet?
    1854, sie erscheint zunächst im Oktavformat und hat einen Umfang von vier Seiten. Sechs Jahre zuvor ist in Wien Die Presse gegründet worden, sie kämpft mit ähnlichen Problemen wie das Innsbrucker Blatt. Die Argusaugen eines neoabsolutistischen Systems erschweren die Drucklegung einer Zeitung erheblich. Ein Jahr nach der Gründung beträgt die Auflage der Zeitung 300 Stück, sie steigert sich mit dem Aufstieg des Verlags, um die Jahrhundertwende beträgt die Auflagenhöhe bereits 10.000 Exemplare, die Nachrichten avancieren zur Stammzeitung der Innsbrucker.
    Dann wird die Zeitung auch im Café Andreis aufliegen.
    Du kommst zu spät, dieses Kaffeehaus gibt es nur bis 1861.
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    Aber du findest genügend andere Kaffeehäuser in der Stadt, wo möchtest du hin, ins Café Baumann unter den Lauben? Auch schon frühere Generationen von Innsbruckern sind dort in einem Lokal ein- und ausgegangen, das den sonderbaren

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