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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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suchen, sie hatte sie im Kopf. » Auch im Hinblick auf die Hämatome können sie keine der beiden Möglichkeiten au s schließen. Der Versuch, auf diese Weise einen Suizid zu verschleiern, liegt nach Meinung der Experten genauso im Bereich des Möglichen wie ein Tötungsdelikt. «
    » Und bei all dem spielt es überhaupt keine Rolle, wie Me n schen, die meinen Mann kannten, diese Möglichkeiten einschätzen? «
    » Sind Sie immer noch hundertprozentig davon überzeugt, dass ein Suizid auszuschließen ist, Frau Gaspary? «
    » Ja! «
    Ihr Blick war eindeutig. Sie glaubte mir nicht.
    » Nein … « Ich sah auf meine ineinander verschränkten Hände. » Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr mi r d iese Überze u gung helfen würde. Die Ungewissheit ist nur sehr schwer zu ertragen. «
    » Doch, Frau Gaspary, das kann ich mir vorstellen. Und ich kann Ihnen versichern, dass wir große Anstrengungen unte r nehmen, um Licht in dieses Dunkel zu bringen. «
    » In alle Richtungen ermitteln –sind das Ihre Anstrengu n gen? «, fragte ich.
    Sie ließ sich durch meinen vorwurfsvollen Unterton nicht aus der Ruhe bringen. » Angenommen, es war Mord, dann stellt sich die Frage, ob es sich um ein Beziehungsdelikt handelt oder ob das Motiv in anderen Lebensbereichen Ihres Mannes zu suchen ist. Gab es jemanden, der sich durch seine Existenz so stark bedroht fühlte, dass er keinen anderen Weg sah, als ihr ein Ende zu setzen? Ist Ihr Mann möglicherweise in den Besitz von Informationen gelangt, die einem anderen gefährlich werden könnten? Oder gibt es Hinweise, die auf einen Suizid hinweisen, hat Ihr Mann also möglicherweise irgendjemandem gegenüber entsprechende Gedanken geäußert? «
    » Und gibt es schon Antworten auf eine dieser Fragen? «
    » Nein. «
    » Wie stehen die Chancen, dass Sie überhaupt eine Antwort finden? «
    » Das kann ich Ihnen nicht sagen. « Sie legte die Blätter, die sie immer noch in der Hand hielt, vor sich auf den Schreibtisch. Mit gerunzelter Stirn sah sie auf. » Ich kann Ihnen noch nicht einmal versprechen, dass wir diesen Fall tatsächlich aufklären werden. Ich kann Ihnen lediglich versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende dafür tun. «
    Ich fühlte mich wie ein Häufchen Elend. Auch der letzte Rest an Kraft schien mich verlassen zu haben. Wenn Felicitas Kluge noch nicht einmal sicher war, dass es diese mir so wichtige Antwort eines Tages geben würde, wie sollte ich mir dann sicher sein? Ich konnte mir ein Leben in dieser Ungewissheit nicht vorstellen. Würde ich mich ihm genauso stellen müssen wie einem Leben ohne Gregor?
    » Wann kann ich meinen Mann begraben? «, fragte ich leise.
    » Sie können jetzt einen Termin machen, Frau Gaspary. Die Leiche ist freigegeben worden. «
    7
    Wir hatten steinalt zusammen werden wollen. Stattdessen hatte ich nun einen alten Stein ausgewählt, der auf Gregors Grab liegen und über seinen Namen, seinen Geburtstag und seinen Todestag Auskunft geben würde. Diese Angaben waren über jeden Zweifel erhaben. Aber was sollte ich in seine Todesanze i ge schreiben? Dass er in den Tod gestürzt (worden) war? Sicher kursierten längst die wildesten Gerüchte über Gregors Tod. Und ebenso sicher würde eine ungeschickte Formulierung in der Anzeige diesen Gerüchten neue Nahrung liefern.
    » Am besten gehst du überhaupt nicht darauf ein «, sagte Joost, als ich ihn am Samstag anrief. » Gregor ist gestorben –unter welchen Umständen, geht niemanden etwas an. «
    » Die Beamtin von der Kripo hat mir keine großen Hoffnungen gemacht, dass diese Umstände jemals aufgeklärt werden. Das Ergebnis der Obduktion ist nicht eindeutig. «
    Joost schnaubte hörbar. » Auch das noch. «
    » Hat Gregor mit dir über diesen Unfall gesprochen? «
    » Sie haben es dir also gesagt «, meinte er nach einem kurzen Zögern.
    » Natürlich haben sie es mir gesagt. Auf diesen Unfall stützen sie schließlich ihre Suizidtheorie. «
    » Du darfst es ihm nicht übel nehmen, dass er dir die Sache verschwiegen hat, Helen. Er wollte dich dadurch lediglich schonen. Zu dem Zeitpunkt, als es geschah, ging es dir immer noch nicht wieder gut. Im letzten halben Jahr hat er oft vorg e habt, dir davon zu erzählen, aber irgendwie war wohl nie der richtige Zeitpunkt. «
    » Wie sehr hat ihn dieser Unfall gequält, Joost? So sehr, dass er deswegen …? «
    Er schnitt mir das Wort ab. » Dieser Unfall war ein wirklich schlimmes Erlebnis für ihn, er ist ihm lange nachgegangen. Manchmal

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