Im Angesicht der Schuld
hat großes Unglück über meine Familie gebracht. Ich wollte einen Blick auf das Unglück in seiner Familie werfen. «
Meine Hand umklammerte den Anker um meinen Hals. » Sind Sie für dieses Unglück verantwortlich? «
» Sind Sie so naiv oder tun Sie nur so? Glauben Sie allen Ernstes, ich würde ja sagen, wenn es so wäre? «
» Warum sagen Sie nicht einfach nein? «
» Weil Sie mir nicht glauben würden. Sie glauben viel lieber an meine Schuld als an die Ihres Mannes. « Sie öffnete ihr Port e monnaie, holte einen Fünf-Euro-Schei n h eraus und legte ihn unter ihre Kaffeetasse. » Der Tod Ihres Mannes wischt seine Schuld nicht hinweg. Sie bleibt bestehen. « Sie nahm ihren Mantel und ging grußlos davon.
I n dieser Nacht wälzte ich mich von einer Seite auf die andere. Ich dachte an Fee, stellte sie mir in einem Kloster auf dem Dach der Welt vor, abgeschieden von dieser Welt, die mir so sehr zusetzte. Ich wünschte, dorthin fliehen zu können.
Je mehr ich versuchte zu schlafen, desto aufgewühlter fühlte ich mich. Das Leben wird schwer, wenn man seinen inneren Frieden verloren hat, hatte Beate Elverts gesagt. Gregor war weit mehr als mein innerer Friede gewesen. Ich stand auf, ging ins Kinderzimmer und setzte mich neben Janas Bett.
Die acht Wochen bis zu meiner Hochzeit waren wie im Fluge vergangen, Jana. Ich hatte Gregor während dieser Zeit nur ein einziges Mal gesehen. Patrick, mein Zukünftiger, hatte ihn als Anwalt seines Vertrauens auserkoren und ihn gebeten, einen Ehevertrag für uns aufzusetzen. Drei Wochen vor der Trauung stand die Unterzeichnung dieses Vertrages an. Patrick und ich hatten uns in Gregors Kanzlei verabredet. Ich kam eine halbe Stunde zu früh.
Gregor wirkte distanziert. Ich schrieb es der Umgebung und dem Anlass zu. Er schob den Vertrag über den Schreibtisch, forderte mich auf, ihn in aller Ruhe zu lesen, und vertiefte sich in die vor ihm liegende Unterschriftenmappe.
Da ich mit Juristendeutsch nichts anfangen konnte, blätterte ich den Vertrag lediglich durch und schob ihn dann wieder in Gregors Richtung.
Er bedachte mich mit einem erstaunten Blick. » Hast d u z w i schenzeitlich einen juristischen Schnellkurs absolviert, von dem ich nichts weiß? «
» Ich vertraue dir. «
» Und wenn Patrick nun versuchte, dich für den Fall einer Trennung … sagen wir, zu übervorteilen? «
» Versucht er das? «
» Nicht mit mir als Anwalt! «
» Worüber reden wir dann hier? « , fragte ich eine Spur gereizt.
» Über deinen verantwortungsbewussten Umgang mit deiner Eheschließung. «
» Und ich habe angenommen, wir reden über einen Eheve r trag. «
» Vertraust du Patrick? «
» Würde ich ihn sonst heiraten? «
» Zuzutrauen wäre es dir. «
Langsam bewegte sich unsere Unterhaltung in eine Richtung, die mir nicht behagte. Anstatt sie jedoch an dieser Stelle abzubrechen, zeigte ich ihm meine Verstimmung.
» Du hast ein merkwürdiges Bild von mir. «
» Ein realistisches. « Sein Blick hatte etwas Sezierendes, gleic h zeitig aber auch etwas irritierend Liebevolles. » Ich nehme an, du bist verliebt in Patrick und hast wegen der Geschichten, die du über ihn gehört hast, den Ehrgeiz entwickelt, die einzige Frau zu sein, die ihn knackt. Die Aussicht zu schaffen, was anderen Frauen bisher verwehrt geblieben ist, ist sicher reizvoll. Aber reicht das für eine Ehe? «
Meine Überheblichkeit war in diesem Augenblick kaum zu übertreffen. Ich war so dumm! » Dir scheint einiges entgangen zu sein, Gregor: Ich bin nicht nur die einzige Frau, die Patrick geknackt hat, wie du es ausdrückst, ich bin auch die Einzige, die er liebt. «
Gregors Lachen schallte durch den ganzen Raum.
» Ich weiß wirklich nicht, was daran so amüsant ist « , sagte ich pikiert.
Er versuchte, sein Lachen zu unterdrücken. » Also entweder bist du das Opfer einer gelungenen Gehirnwäsche oder deine Menschenkenntnis weist noch größere Lücken auf, als ich dachte. «
Ich schnappte hörbar nach Luft. » Sag mal, Gregor, warum vertrittst du Patrick eigentlich? Gibt es nicht so etwas wie eine Anwaltsehre? Solltest du nicht ein wenig besser über deine Mandanten sprechen? Immerhin finanzieren sie deinen Leben s unterhalt. «
Als Antwort erntete ich nur einen hintergründigen Blick.
» Sollte ich mich so in dir getäuscht haben? « Ich war gerade dabei, mich richtig in Rage zu reden. » Bis jetzt habe ich dich immer für anständig gehalten. «
» Aus deinem Mund klingt das wie langweilig. Aber
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