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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Besucherin mir ihr Profil zuwandte. Und mit einem Mal wusste ich, warum sie mir bekannt vorgekommen war: Sie war die Frau, mit der Joost sich am Abend meines Geburtstags vor dem Restaurant gestritten hatte.
    » Ich sage es Ihnen heute zum letzten Mal «, hörte ich die Em p fangsdame mit erhobener Stimme sagen. » De r P rofessor wird Sie nicht mehr empfangen. Bitte akzeptieren Sie das und gehen Sie! «
    Die Blonde schlug mit der flachen Hand auf den Tre sen und erwiderte etwas, das ich nicht verstehen konnte.
    Völlig unbeeindruckt griff ihr Gegenüber nach dem Telefo n hörer. » Die Polizei kann in fünf Minuten hier sein, falls Sie auf einer Eskorte beim Verlassen des Instituts bestehen. «
    » Irgendwann werden auch Ihnen die Augen aufgehen «, wette r te die Blonde, während sie zwei Schritte vom Empfang zurückwich. » Sie werden noch an mich denken. « Beim Hinau s gehen versetzte sie der Tür einen Stoß.
    Ich sah ihr durch die Glastür hinterher. Eigentlich hätte ich mich für Annette freuen sollen, dass Joost sein Verhältnis ganz offensichtlich beendet hatte. Aus Erfahrung wusste ich jedoch, dass es nicht sein letztes bleiben würde.
    » Sie können jetzt zu ihm hineingehen «, sagte die Empfang s dame in meine Gedanken hinein.
    Ich löste meinen Blick von der Tür und betrat Joosts Büro. Als er mich sah, kam er sofort hinter seinem Schreibtisch hervor.
    » Helen … « Er nahm mich in die Arme und hielt mich seku n denlang fest. » Komm, setz dich. « Er führte mich zu einer Sitzgruppe und setzte sich mir gegenüber. » Was hast du auf dem Herzen? «
    » Die Kripo kommt kein Stück weiter. Sie suchen immer noch nach dem letzten Besucher. «
    » Und du meinst, ich könne das gewesen sein? «, fragte er mit hochgezogener Braue. » Weil Gregor und ich a m F reitag vor seinem Tod diesen kleinen Disput hatten? Ich kann dich beruhigen, Helen, der war längst beigelegt. Außerdem … «
    » Darum ging es mir nicht «, unterbrach ich ihn. » Ich wollte … «
    » Mir geht es aber darum, dass eine solche Frage nicht zw i schen uns steht. Ich habe für den Abend von Gregors Tod ein Alibi. Ich habe mich … «
    » Joost, bitte! «
    » Nein, Helen, das ist mir wichtig. Ich war an dem Abend mit einer Bekannten verabredet. Sie hat das bereits der Kripo bestätigt. « Er beugte sich näher zu mir und griff nach meiner Hand. » Ich wünschte, ich wäre an jenem Abend bei ihm gew e sen. «
    » Da geht es dir wie mir. « Ich kämpfte gegen meine Tränen an. Ich wollte loswerden, weswegen ich gekommen war. » Joost, kannst du bitte noch mal darüber nachdenken, wer dieser letzte Besucher gewesen sein könnte. Vielleicht hat Gregor dir irgendetwas erzählt, was du nicht als wichtig eingestuft hast. Vielleicht gab es mit jemandem Ärger … «
    » Ich habe längst darüber nachgedacht, Helen. Aber die einzige ärgerträchtige Sache in Gregors Leben, von der ich weiß, ist die mit dem Unfall. Und davon weiß auch die Polizei. «
    » Sie geben zu, dass Beate Elverts ein Motiv hat und kein Alibi, aber das reicht angeblich nicht, um sie zu überführen. «
    » Das stimmt «, sagte Joost.
    » Spricht da der Gerichtsgutachter aus dir? «, fragte ich mit kaum verhohlener Enttäuschung in der Stimme.
    » Nicht nur der, auch der gesunde Menschenverstand.
    Ginge es in diesem Fall nicht um Gregor, würdest du mir ohne Zögern zustimmen. «
    Ich schloss die Augen und versuchte, Ordnung in meine Gedanken zu bringen, aber für den Moment herrschte ein zu großes Chaos. » Ich bin völlig durcheinander, Joost. «
    » Das ist kein Wunder. Erwarte nicht zu viel von dir in dieser Situation. Die würde die meisten Menschen in die Knie zwi n gen. «
    Ich griff nach Gregors Anker. » Diese Angst, wieder in eine Depression zu fallen, begleitet mich jeden Tag. Und dann sage ich mir wieder und wieder: Du darfst nicht schlapp machen. Was soll denn dann aus Jana werden? «
    » Du wirst nicht schlapp machen, Helen «, sagte er mit Nac h druck.
    » Woher nimmst du deine Zuversicht? «
    » Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es ohne sie ganz anders um mich bestellt wäre … glaube mir. «
    » Hast du auch schon einmal so eine Phase gehabt, in der du überzeugt warst, du würdest es nicht schaffen? «
    » Ja «, antwortete er knapp. Von einer Sekunde auf die andere verschloss sich seine Miene.
    » Und wie hast du diese Phase überwunden? «
    » Durch Arbeit. « Er sah auf seine Uhr und erhob sich.
    » Sei mir nicht böse, Helen, aber … «
    »

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