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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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schnappen würde, aber nichts davon geschah. Sie zog lediglich die Brauen hoch. » Er hat mich sehr verletzt mit dem, was er gesagt hat. Aber ich habe es ihm ausschließlich mit Worten heimgezahlt. «
    » Mit Worten, die du mir hier noch nicht wiederholt hast. «
    Sie nickte. » Und die ich auch nicht wiederholen werde. Sie waren zutiefst beschämend. Nicht für Gregor, sondern für mich. Und ich bereue, dass ich sie nicht für mich behalten habe. « Sie wich meinem fragenden Blick aus. » Es gibt tatsächlich Dinge, die man nicht sagen darf. Wenn sie erst einmal ausgesprochen sind, kann man sie nicht mehr zurücknehmen. Sie haben eine erschreckende Zerstörungskraft «, sagte sie rau.
    Sie brauchte mir kein einziges zu wiederholen. Ich brauchte sie nur anzusehen, um sie mir vorzustellen.
    » Du hast über mich gesprochen … über meine Depression, die du für Schwäche hältst. Du hast Gregor vorgehalten, ich habe mich ihm und vor allem Jana gegenüber aus der Affäre gezogen, als mir der Wind endlich mal ei n w enig härter um die Nase geweht sei. Als das Leben Anforderungen an mich gestellt habe, hätte ich versagt. Und damit könne er nicht umgehen. Weil seine Frau einen Therapeuten bitter nötig gehabt habe, würde er dir empfehlen, einen aufzusuchen. Er würde meine Probleme auf dich projizieren, anstatt vor seiner eigenen Haustür zu kehren. Und das einzig und allein, weil er die sen Makel nicht ertrage. « Ich zwang sie, mich anzusehen. » Kommt das dem nahe, worüber du nicht reden willst? «
    » Wenn es so wäre, glaubst du allen Ernstes, ich würde dir das auf die Nase binden? Hältst du mich für völlig gefühllos und unsensibel? «
    Statt einer Antwort stand ich auf, brachte das Teewasser noch einmal zum Kochen und goss es in zwei Be cher. Dann aß ich ein Stück Brot, um meinen Magen zu beruhigen. Als der Tee fertig war, nahm ich die Becher mit zum Tisch. » Gregor hat weder meine Depression noch meinen Klinikaufenthalt als Makel angesehen, Annette. Er wusste, dass ich krank war, und er wollte, dass mir geholfen wird. «
    » Bei dir ist immer alles glatt gelaufen «, brach es aus ihr he r aus. » Gregor hat dich stets so angesehen, als gebe es nichts Wichtigeres für ihn auf der Welt. Andere Frauen haben ihn einfach nicht interessiert. Als dann Jana auf die Welt kam, wart ihr die geborene Bilderbuchfamilie. Es war alles so … so heil. «
    » Und als unsere heile Welt wegen meiner Depression Risse bekam, da … «
    » Nein, so etwas darfst du nicht einmal denken, Helen. « Eine Träne lief über ihre Wange. » Ich war keinen Moment lang froh darüber. Ich habe dich nur nicht ver standen. Du hattest alles, was man sich wünschen kann. Warum solltest du dem entfliehen wollen? «
    Sie hatte es immer noch nicht begriffen. » Niemand entscheidet sich für eine Depression, Annette. Das ist kein selbst gewähltes Leid. Das ist eines, das über dich kommt, mit einer Macht, der du erliegst. Du erleidest unvorstellbare Qualen, und du kannst dir nicht vorstellen, dass sie je wieder enden. Und dann b e kommst du zu hören, du sollest dich zusammenreißen. Du bekommst es sogar von jenen zu hören, die es eigentlich besser wissen müssten. «
    » Ich bin Gynäkologin und keine Psychiaterin. « Ihre Mun d winkel versteiften sich.
    » In erster Linie bist du Ärztin! « Vorsichtig trank ich von dem heißen Tee. Ich fühlte mich ausgebrannt und leer.
    Sie erhob sich. » Ich glaube, wir beide brauchen in der näc h sten Zeit ein wenig Abstand. «
    » Eine Frage habe ich noch, bevor du gehst. Joost und Barbara Overbeck behaupten übereinstimmend, kein Verhältnis mitei n ander zu haben. Sie kennen sich angeblich ausschließlich beruflich. Wieso hast du angenommen, dass sie …? «
    Sie ließ mich nicht ausreden. » Du hast es genau wie ich ang e nommen. Es stand dir ins Gesicht geschrieben. «
    » Wieso ich? «, fragte ich verwirrt.
    » An dem Abend in der Brücke, als wir deinen Geburtstag gefeiert haben. Erinnerst du dich nicht? Da stand sie draußen vor dem Restaurant und hat sich mit Joost gestritten. Gregor ist noch hinausgegangen und … «
    » Und hat ihr seine Visitenkarte gegeben. Natürlich erinnere ich mich daran. Und diese Frau ist …? «
    » Diese Frau heißt Barbara Overbeck. Sie habe ich an dem Abend, als Gregor starb, aus dem Haus in der Isestraße kommen sehen. Sie habe ich nach Hause verfolgt. Und weder sie noch Joost haben den Mumm, ihr Verhältnis zuzugeben. «
    » Das ist Barbara Overbeck? « Ich

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