Im Angesicht der Schuld
Gesicht machten sich rote Flecken breit.
» Lassen Sie mich in Ruhe mit diesem Scharlatan. Der behau p tet viel, trotzdem stimmt es nicht! «
» Meinen Sie mit Scharlatan Professor Kogler? «, fragte ich überrascht. Man konnte über Joost viel sagen, aber ein Scharl a tan war er ganz sicher nicht. Im Gegenteil, er war eine Kapazität auf seinem Gebiet.
» Wen sollte ich sonst meinen! « Sie setzte sich ins Auto und wollte die Tür zuschlagen.
Blitzschnell lehnte ich mich gegen die Innenseite der Autotür. » Erklären Sie mir das bitte! «
» Lassen Sie es sich von ihm erklären, ich habe keine Zeit. «
» Nein! Sie erklären es mir. Ich habe es satt, von einem zum Nächsten geschickt zu werden. Also los! «
Vor Wut schlug sie mit den flachen Händen aufs Steuer und schüttelte fluchend den Kopf. » Was glauben Sie, wer Sie sind, dass Sie mich hier festhalten können? Verschwinden Sie! «
» Ich werde nicht verschwinden, Frau Overbeck. Wenn Sie jetzt nicht den Mund aufmachen, dann komme ich wieder. Ich werde so oft wiederkommen, bis ich herausbekommen habe, worum es hier eigentlich geht. «
» Und wenn Sie das ganz einfach nichts angeht? «, schnauzte sie mich an. » Woher nehmen Sie sich da s R echt, in meinen Priva t angelegenheiten herumzuschnüffeln? «
» Mein Mann ist aus dem fünften Stock in den Tod gestürzt. Und ich glaube, dass ihm jemand einen Stoß versetzt hat. Ich will wissen, wer dieser Jemand ist. «
» Ich ganz bestimmt nicht! «, schleuderte sie mir entgegen. » Es war halb sieben, als ich die Kanzlei verließ. Dafür gibt es Zeugen. Fragen Sie die Kripo, oder am besten fragen Sie die Frau von diesem Scharlatan. Die glaubt allen Ernstes, ich hätte was mit ihrem Mann. Als litte ich an Geschmacksverirrung. «
Ich hatte es auch geglaubt. » Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum Sie Professor Kogler für einen Scharlatan halten. «
Sie stieg wieder aus und baute sich mit vor der Brust ve r schränkten Armen vor mir auf. » Ich habe eine Vaterschafts fest stellungsklage angestrengt, damit Phillips Vater endlich Unterhalt für seinen Sohn zahlt. Das Gericht hat Professor Kogler als Gutachter bestellt. Und dieser Experte kommt tatsächlich zu dem Ergebnis, dass Mark Simon nicht Phillips Vater sein kann. Ich dachte, ich höre nicht richtig, als das Gutachten verlesen wurde. Wissen Sie, als was ich plötzlich dastand? Als eine, die jemandem ein Kind unterschieben will, um abzukassieren. Als eine, die für sich und ihr Kind die Rosinen herauspicken will. Mark Simon ist nicht gerade unvermögend. « Sie ballte die Hände zu Fäusten. » Ich habe den Richter angefleht, mich anzuhören. Ich habe ihm vorgehalten, dass ich nie im Leben so blöd wäre, eine solche Klage anz u strengen, wenn ich genau wüsste, dass Mark Simon nicht der Vater sein könne. Und wissen Sie, was der Richter mir gean t wortet hat? « Sie starrte mich böse an. » Er sagte, di e D NA-Analyse habe zweifelsfrei bewiesen, dass Mark Simon nicht der Vater sei. Bei unliebsamen Ergebnissen solcher Abstammung s untersuchungen würde häufig unterstellt, der Gutachter habe geschlampt oder sei gar bestochen worden. Aber mein Anwalt habe das Gutachten von Professor Kogler bis ins Detail prüfen lassen und sei dabei auf keinerlei Mängel gestoßen. «
» Wie kommen Sie dann dazu, Professor Kogler einen Scharl a tan zu nennen? «
» In den Wochen um den Zeugungstermin von Phillip herum habe ich nur mit einem einzigen Mann geschlafen. Und das war Mark Simon! Also muss Professor Kogler geschlampt haben. Aber eine Koryphäe wie er ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Irrtum ausgeschlossen. Da muss sich schon dieses zweifelhafte Subjekt, das sich bei einem One-Night-Stand von irgendeinem Kerl ein Kind andrehen lässt, irren. So ein Gutac h ten gilt als Beweis. «
» Geben Sie ein Gegengutachten in Auftrag. «
Sie lachte bitter. » Genau das hat Ihr Mann mir auch vorg e schlagen. «
Also darum ging es in den beiden Gesprächen, überlegte ich.
» Ein Gegengutachten … dass ich nicht lache. Wissen Sie, wie viel das kostet, wie langwierig das alles ist? Erst mal muss ich einen Detektiv beauftragen, der Mark Simon in ein Restaurant verfolgt und dort unbemerkt ein von ihm benutztes Glas mitgehen lässt. Denn Phillips Vater wird mir freiwillig keine Haar-oder Speichelprobe von sich überlassen, nicht nach diesem Gutachten, das ihm Recht zu geben scheint. Dann muss ich den DNA -T est in Auftrag geben. Da jedoch ein privat
Weitere Kostenlose Bücher