Im Angesicht der Schuld
befragt? «
» Um nichts außer Acht zu lassen. «
» Ich habe gestern noch einmal mit Frau Lorberg gesprochen. Sie sagte, es sei eine Ausnahme gewesen, dass Gregor über die beiden Termine mit Frau Overbeck keine Notizen verfasst habe. Wenn ich mir dazu noch vergegenwärtige, dass er sich die Presseartikel übe r T onja Westenhagen heimlich hat zuschicken lassen, dann frage ich mich, ob … «
» Ob es zwischen beiden Personen eine Verbindung gibt. Das haben wir uns natürlich auch schon gefragt, Frau Gaspary. Aber Frau Overbeck steht in keinerlei verwandtschaftlichem Verhäl t nis zu der Toten, die beiden sind sich, wie es scheint, nie über den Weg gelaufen, und Frau Overbeck hat, als das Mädchen zu Tode kam, nachweislich ein Seminar besucht. Sie kann also mit ihrem Tod nichts zu tun haben. «
» Vielleicht gibt es eine Verbindung, die wir alle nicht sehen. Sie hat diese Vaterschaftsklage angestrengt. Wäre es nicht möglich, dass der Vater ihres Kindes etwas mit Tonja Weste n hagen zu tun hat? «
» Frau Gaspary, jetzt geht Ihre Fantasie mit Ihnen durch. Das sind so vage Vermutungen, damit … «
» Aber Frau Overbeck muss einen Grund haben, warum sie Ihnen nichts von der beruflichen Verbindung zu Joost erzählt hat «, fiel ich ihr ins Wort. » In meinen Augen ist das keine normale Reaktion. Und mein Mann muss einen Grund gehabt haben, warum er von den Gesprächen mit ihr kein Wort schrif t lich festgehalten hat. Damit ist er von seinem üblichen Verhalten völlig abgewichen. «
Ich atmete gegen meinen aufgeregten Puls an. » Frau Kluge … bitte … überlegen Sie mal: Kurz vor seinem Tod geschehen zwei so ungewöhnliche Dinge. Halten Sie das wirklich für einen Zufall? «
» Es könnten Zufälle sein … «
D ies ist der Anschluss von Barbara Overbeck. Bitte hinterla s sen Sie Ihre Nachricht auf dem Band. Beim dritten Versuch, sie persönlich zu erreichen, sprach ich ihr mein e T elefonnummer auf den Anrufbeantworter und bat sie möglichst bald um einen Rückruf.
Dann ging ich mit Jana zum Spielplatz im Innocentiapark. Während sie unzählige Male ihre geliebte Elefantenrutsche hinuntersauste, setzte ich mich auf eine der Schaukeln und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Ich glaubte nicht an Zufälle. Dafür glaubte ich mehr und mehr daran, dass es zwischen Barbara Overbeck und Tonja Westenhagen eine Verbindung gab. Felicitas Kluge hatte gesagt, meine Fantasie ginge mit mir durch. Aber wenn der Vater von Barbara Overbecks Kind tatsächlich etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun hatte? Dann hatte sie ihn in der Hand, was sie gegen ihn ausspielen konnte. Ich dachte über diese Möglichkeit nach, kam jedoch zu dem Schluss, dass Gregor bei so etwas keinesfalls mitgemacht hätte. Es war zum Verzweifeln! Ich musste möglichst bald einen brauchbaren Hinweis finden, damit die Kripo ihre Ermittlungen nicht einstellte, aber die einzelnen Bruchstücke ließen sich nicht zu einem sinnvollen Ganzen verbinden.
Jana kam zu mir gelaufen, kletterte auf meinen Schoß und wollte mit mir schaukeln. Sie redete ohne Unterlass, während ich versuchte, mich auf meine Gedanken zu konzentrieren. Als ich merkte, dass ich keine Chance gegen sie hatte, nahm ich Schwung und begann kräftiger zu schaukeln.
» Du hast mal wieder gewonnen, meine Süße «, sagte ich ihr ins Ohr und drückte sie an mich.
Zehn Minuten später machten wir uns auf den Heimweg. Jana hatte dunkelrote Wangen und sah aus wie das blühende Leben.
» Dein Papa hätte seine Freude an dir! «
Sie sah aufmerksam zu mir hoch. » Papa? «
» Ja, dein Papa. Wo immer er jetzt ist –er hat dich sehr, sehr lieb. «
Sie lachte und lief übermütig ein Stück voraus. Ich eilte ihr hinterher, hob sie hoch und hielt sie ein Stück über meinen Kopf. » Und ich habe dich auch lieb! «
Mit Jana auf dem Arm ging ich auf unser Haus zu. Ich hatte Annette nicht gleich gesehen, weil sie auf den Treppenstufen sitzend von der Gartenhecke verborgen gewesen war. Jetzt erhob sie sich und sah mir ausdruckslos entgegen.
» Warte einen Moment «, sagte ich anstelle einer Begrüßung. » Ich bringe Jana nur schnell zu meiner Nachbarin. « Ich hoffte, dass Mariele Nowak zu Hause war und mir Jana abnehmen konnte. Ich wollte nicht, dass mein Kind bei dem Gespräch mit Annette dabei war.
Zum Glück war sie da. Ich brauchte gar nicht viel zu sagen. Sie breitete die Arme aus und ließ Jana hineinlaufen. Als die Tür hinter den beiden zugefallen war, straffte ich meine Schultern
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