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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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den Mittelfingern beide Schläfen in einer kreisenden Bewegung. Er musste eine Lösung finden, wie er mit Angela Kontakt aufnehmen konnte, ohne dass Henderson eingreifen konnte. E-Mails zensierte er mit ziemlicher Sicherheit. Das Handy hatte keinen Empfang, damit fielen SMS aus. Engels Gedanken blieben an diesen drei Buchstaben hängen. Natürlich! SMS konnte man nicht nur von Handys, sondern auch aus dem Internet verschicken. Er hatte vor Jahren ein Konto bei einem Onlineanbieter eröffnet, weil er es hasste, Nachrichten mit der Telefontastatur zu schreiben. Hanna liebte SMS und schrieb ihm zeitweise mehrere am Tag. Während sie eine komplette Nachricht in zehn Sekunden tippte, brauchte er Minuten. Also kam Engel die Idee, seine Antworten über einen Onlinedienst zu versenden.
    Würde Henderson das verhindern können? Engel versuchte, sein gesamtes Wissen über die Funktionsweise von Computernetzwerken abzurufen. Allzu schwer war das nicht, seine Kenntnisse waren überschaubar. Er ging davon aus, dass es keine Probleme bereiten dürfte, ihre Internetnutzung genau zu beobachten und zu protokollieren. Er öffnete den Internetbrowser und schlug wahllos einige Begriffe in Wikipedia nach. Die gesuchten Seiten tauchten genauso schnell auf, wie er es von seinem Internetzugang im Institut gewöhnt war. Würde er die Informationen zeitversetzt bekommen, weil ein Zensor dazwischengeschaltet wäre, müssten sich die Seiten langsamer aufbauen. Vermutlich wollte Henderson nur verhindern, dass sie Verbindung nach draußen aufnahmen. Das ließe sich einfach realisieren, indem sie die Onlineverbindung in dem Moment kappten, wo jemand ein E-Mail-Programm aufrief. Sie konnten die E-Mails unbemerkt zensieren, ihren Inhalt beliebig verändern oder sie überhaupt nicht versenden. Das Gleiche galt für eingehende Nachrichten. Technisch ginge das mit seinem SMS-Onlineprogramm genauso, die Frage war, ob die Überwacher damit rechneten. Wenn ihnen das Programm unbekannt war und sie Online-SMS nicht auf der Rechnung hatten, brauchten sie eine Weile, um zu merken, was vor sich ging. Vielleicht könnte man sie mit einem Überraschungscoup überlisten. Er musste sich die Nachricht genau überlegen, sie im Textsystem offline schreiben und in den Zwischenspeicher kopieren. Wenn er erst anschließend das Programm öffnete, die Nachricht aus dem Zwischenspeicher einfügte und sofort den Sende-Button drückte, dauerte das Ganze nicht mehr als eine, höchstens zwei Sekunden. Wenn er Glück hatte, waren die Überwacher zu überrascht, um einzugreifen. Damit das gelang, durften sie aber vorher nicht misstrauisch werden, weil sie mitlesen konnten, was er offline schrieb. Er beugte sich unter den Schreibtisch und drehte den PC so, dass er die Rückseite sehen konnte. Vorsichtig entfernte er das Netzwerkkabel und griff sofort zum Telefon.
     
    ***
     
    Der Job war noch langweiliger, als Steve gedacht hatte. Die Typen waren den ganzen Tag nicht im Haus, und abends hockten sie stundenlang beieinander in der Bibliothek. Nur vor dem Schlafengehen wurden sie für zwei oder drei Stunden aktiv. Aber was soll’s, er war noch nie zuvor so gut fürs Nichtstun bezahlt worden.
    «Nun schau dir das an!»
    Er deutete auf den Bildschirm mit der Nummer vier.
    «Jeden Abend zieht sich der Kerl einen dreckigen Porno nach dem anderen rein.»
    Der Aufforderung hätte es nicht bedurft, Joe starrte gebannt auf die Blondine mit gigantischen Brüsten.
    «Mein Gott», stöhnte er, «die macht Sachen.»
    Steve lachte laut und kehlig auf.
    «So was kriegst du von deiner Mathilda nicht geboten, was?»
    «Bist du verrückt? Die glaubt, dass man später in der Hölle schmort, wenn man nur an so was denkt. Dreh den Ton auf.»
    Gerade als Steve sich in Richtung seiner Tastatur drehte, wurde Bildschirm Nummer eins schwarz, und es ertönte ein durchdringender Alarmton. Er drückte auf eine rote Taste unter dem Monitor, und es war augenblicklich wieder still.
    «Scheiße», fluchte Joe, «gerade jetzt, wo es spannend wird.»
    Er stand auf und ging zu Steve hinüber, der wild auf seiner Tastatur hämmerte.
    «Was ist los, Mann?»
    «Keine Ahnung, aber ich denke, du gehst besser hoch.»
    Joe hatte die Tür erreicht, als das Telefon klingelte. Steve nahm den Hörer ab und meldete sich. Eine Sekunde später zeigte er seinem Kollegen mit einer Geste an, er solle bleiben.
    «Alles klar», sagte er, «wir gehen in einer Viertelstunde hoch.»
    Nachdem er aufgelegt hatte, drehte er sich der

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