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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Bildschirmwand zu.
    «Nummer eins hat ein Problem mit dem Netzwerkkabel, hat es aus Versehen rausgezogen. Jetzt will er aber erst duschen. Wir sollen später zu ihm raufkommen.»
    «Super!»
    Joe setzte sich bequem in seinen Sessel.
    «Dann sind die beiden wohl auch fertig.»
    Steve grinste und legte den Ton von Bildschirm vier auf den Raumlautsprecher. Das Gestöhne und Gestammel des kopulierenden Paares erfüllte das Zimmer. Die beiden näherten sich dem Höhepunkt ihrer Darbietung, als Monitor eins wieder hell wurde. Es erschien der Internetbrowser, in dem ein Programm namens «SMS-billig-online.de» geöffnet war.
    «Verdammt noch mal, was ist das denn», grunzte Steve. Er hatte den Namen der Seite noch nicht richtig erfasst, als ein kompletter Satz in einem Feld erschien, das wie ein Eingabefeld aussah. Bevor er den Satz lesen konnte, sah er, wie in einem weiteren Eingabefeld eine Nummer erschien. Nur den Bruchteil einer Sekunde später wurde der Button mit der Aufschrift «Senden» gedrückt. Der Satz und die Nummer verschwanden, und es erschien die Meldung «Nachricht erfolgreich versendet».
    «Scheiße, Mann!»
    Joe sprang von seinem Stuhl auf.
    «Dreh den verdammten Ton aus. Der Typ hat uns gelinkt und eine beschissene SMS verschickt!»
    Steven hackte wie verrückt auf seiner Tastatur herum. Endlich hatte er es geschafft, und auf dem Bildschirm seines PCs erschien die bereits wieder verschwundene Eingabemaske. Beide Männer beugten sich vor und lasen.
    «Was soll das sein, irgendein verdammter Code, oder was?»
    Steve zuckte die Schulter und griff zum Telefon.
    «Hallo Chef. Nummer eins hat uns überlistet und eine SMS verschickt.»
    Selbst Joe hörte aus gut zwei Metern Entfernung, wie der Chef tobte. Steve hörte sich das Gewitter schweigend an und stand dabei wie in Zeitlupe von seinem Stuhl auf. Er hatte sich gerade vollständig aufgerichtet, als er sich ruckartig zum Bildschirm herunterbeugte und sagte:
    «Okay, Chef, ich lese den Text vor.»
    Er machte eine Pause und fuhr dann fort, wobei er jedes einzelne Wort deutlich betonte, als müsse er auf eine verborgene Bedeutung hinweisen.
    «Bin in okay. Gefahr für H. und Dich. Macht den Italiener. W.»
    Nachdem er den Satz beendet hatte, ließ er sich in den Stuhl fallen.
    «Nein, das ist alles, Chef.» - «Ja, die Nummer haben wir.» - «In Ordnung, Chef, ich schicke es Ihnen rauf.»
    Steve gab einige Befehle auf seiner Tastatur ein und drehte sich um.
    «Und?»
    Joe sah in gespannt an.
    «Stinksauer», sagte Steven. «Noch so ein Fehler, und wir sind gefeuert.»
     
    ***
     
    Angela saß in der Badewanne. Auf der Ablage stand ein Glas von dem sündhaft teuren Chianti, den Wolfram von seiner letzten Italienreise mitgebracht hatte. Er hatte eine Flasche für die Wiedersehensfeier nach seiner Reise aus dem Karton genommen und die anderen Flaschen mit dem Kommentar «nur für ganz besondere Anlässe» in den Keller gebracht. Angela fand, dass jetzt so ein Anlass war. Sie nahm einen Schluck und spürte den intensiven Aromen von Pflaumen und Kirschen nach, die sich in ihrem Mund ausbreiteten. War das Leben schön! Sie hatte einen akzeptablen Mann und eine liebe Tochter. Sie wohnte in einem herrlichen Haus, und von nun an hatten sie dank dieses spleenigen Engländers auch keine Geldsorgen mehr. Angela hob das Glas.
    «Auf dich, du Spinner!»
    Was hatte Wolfram gesagt? Möglicherweise würden die Ergebnisse der Ausgrabung in Israel die Kirche aufschrecken. Was soll’s! Sie hatten das schon einmal erlebt, nachdem Wolframs Buch erschienen war. Die zwei Monate, als sie Personenschutz hatten, waren zwar nicht angenehm gewesen, aber irgendwann war wieder alles ruhig geworden. Genauso würde es jetzt sein.
    Angela setzte das Glas ab, als ihr Handy piepste. Sie hatte es mit ins Bad genommen, weil sie immer noch hoffte, Wolfram würde sie anrufen. Sie wischte die rechte Hand am Handtuch ab und öffnete den Nachrichteneingang. Obwohl sie durch das Bad und den Rotwein erhitzt war, erblasste ihr Gesicht binnen Sekunden. Wie in Trance stieg sie aus der Wanne und schlang sich ein Badetuch um den Körper. Sie hatte sofort erkannt, wie ernst es Wolfram war. Er musste große Angst um sie haben, warum sonst sollte er eine Nachricht verschlüsseln. Und der Inhalt war glasklar. Sie sollte Hannah nehmen und wegfahren. An einen unbekannten Ort, wo sie noch niemals war. Sie sollte niemandem sagen, wohin sie ging und auch nicht, wann sie wiederkam. Genauso wie es Frederico damals

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