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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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schrie es fast in den Apparat, beendete die Verbindung, drehte sich auf dem Absatz um und griff nach ihrem Mantel. Sie nahm den Schlüssel aus der Schale und ging zur Tür. Als sie sich erinnerte, dass Thomas noch Wohnzimmer saß, winkte sie mit der rechten Hand.
    «Komm mit! Wir fahren zu Hannah!»
     
    ***
     
    Wolfram Engel saß am Schreibtisch seiner Suite und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Die anderen waren zum Mausoleum gefahren, einschließlich der beiden Rekonstrukteure. Sie sollten die Arbeit am Skelett von Anfang an begleiten. Sarah hatte ihn beim Frühstück gebeten, mit ihr die bisher vorliegenden Ergebnisse zu dokumentieren. Engel hatte sich zwar gewundert, denn so viel war noch nicht zusammengekommen, aber trotzdem zugestimmt. Vielleicht könnte er von Sarah mehr über Hendersons Pläne erfahren.
    Zum Frühstück hatte der Brite sichtlich bester Laune als Letzter das Restaurant betreten.
    «Guten Morgen, allerseits! Ist heute nicht ein wunderbarer Tag?»
    Obwohl als Frage formuliert, wartete er keine Antwort ab, sondern setzte sich zu Engel, Deary und Sarah Goldberg.
    «Na, Wolfram, gut geschlafen? Oder hast du wieder die halbe Nacht am Computer gesessen und gearbeitet?»
    War da ein Anflug von Spott in seiner Stimme? Engel war sich nicht sicher, schließlich hatte er in der Nacht zuvor noch einiges im Internet recherchiert und Henderson am anderen Morgen davon berichtet.
    «Nein, ich bin wie ein Stein ins Bett gefallen.»
    «Dann bist du ja fit für die vielen Herausforderungen, die dieser Tag bringen wird.»
    Anschließend plätscherte das Gespräch dahin. Kein Wort über die SMS. Engel war sich nicht sicher, was das bedeutete. Hatte seine Überrumpelungstaktik funktioniert? Oder war die Nachricht abgefangen worden, und Henderson vermied das Thema deshalb?
    Engel wusste, dass er keine Antwort auf diese Frage bekommen würde, und nahm sich vor, nicht mehr daran zu denken. Es hatte keinen Sinn, wenn er sich verrückt machte vor Angst um seine Frau und seine Tochter. Er musste sich vielmehr darauf konzentrieren, Hendersons Pläne herauszubekommen. Und außerdem wartete noch eine wissenschaftliche Herausforderung auf ihn.
    Es klopfte an der Tür, und Engel öffnete.
    «Ich hoffe, ich bin nicht zu früh, aber ich habe alle Unterlagen zusammen.»
    Engel bat Sarah in seine Suite und wies ihr mit einer knappen Handbewegung das Sofa als Platz zu. Er vertiefte sich augenblicklich in das Studium der Aktenmappe, die sie ihm überreicht hatte.
    «Hätten Sie etwas dagegen, uns eine Tasse Kaffee zu kochen, während ich das schnell überfliege?»
    «Gerne, Professor.»
    Sarah stand auf und ging zur Anrichte neben der Bar, auf der ein Wasserkocher und eine Box mit diversen Kaffee- und Teesorten standen. Sie brühte einen Instantkaffee, und als sie mit zwei Kaffeebechern in der Hand zur Sofaecke zurückkehrte, war Engel in die Akten vertieft.
    Sie stellte das Getränk vor ihn und setzte sich in den Sessel gegenüber. Er ließ sich nicht stören, brummte nur ein kurzes Danke, ohne die Lektüre zu unterbrechen.
    Nach zehn Minuten klappte er die Mappe zu.
    «Perfekt, Sarah!»
    «Danke für das Kompliment!»
    Engel trank einen Schluck Kaffe. Wie konnte er das Gespräch unverdächtig auf die Überwachung der E-Mails bringen? Er entschied sich für die Wahrheit.
    «Henderson hat mir gestern einen ordentlichen Schreck eingejagt mit seiner Bemerkung über den Vatikan.»
    «Das war beabsichtigt, Wolfram. Er wollte uns allen klarmachen, wie bedrohlich die Situation werden kann.»
    Engel erzählte ihr, dass er etwas Ähnliches nach der Veröffentlichung seines Buches erlebt hatte.
    «Damals war die Polizei besorgt, und meine ganze Familie bekam Polizeischutz. Wäre das nicht jetzt auch angebracht?»
    «Ja, vielleicht.»
    Sarah schlug die Beine übereinander und trank ebenfalls einen Schluck Kaffee, ehe sie fragte:
    «Haben Sie mit Harold darüber gesprochen?»
    Engel verneinte kopfschüttelnd, und Sarah fuhr fort:
    «Vielleicht wäre das besser gewesen als Ihr Verwirrspiel mit der SMS heute Nacht.»
    Engel war perplex.
    «Hat Henderson Ihnen das erzählt?»
    «Nicht Harold, sondern Sanika Nuri, und die wusste es von Russel Mc Craw, unserem Sicherheitschef. Er war stinksauer, fast hätte er die beiden Mitarbeiter gefeuert, die Ihre Nachricht durchgelassen haben. Was haben Sie Ihrer Frau eigentlich mitgeteilt?»
    Engel fiel ein Stein vom Herzen, die Nachricht hatte Angela erreicht. Jetzt hieß es, auf der Hut zu sein. Ein

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