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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Was für ein perfides Spiel. Er sah für den Moment aber keinen anderen Ausweg, als mitzuspielen.
    »Gut. Wie geht es weiter?»
    Di Lucca antwortete wieder leise:
    «Sie halten sich zu unserer Verfügung. Vor allem sorgen Sie dafür, dass wir Sie jederzeit erreichen können. Es kann sein, dass wir Sie innerhalb weniger Stunden auf die Reise schicken. Haben Sie verstanden?
    Es war wie ein Reflex, über den sich Thomas Engel später ärgerte, doch er antwortete ohne Zögern und mit fester Stimme, wie es sich für einen gehorsamen Hirten der Kirche gehörte:
    «Selbstverständlich. Sie können auf mich zählen.»
     
    ***
     
    Di Lucca reichte seinem Sekretär Morena zufrieden lächelnd den Hörer. Er drehte sich wortlos um, ging in sein Büro und schloss die Tür. Ohne zu zögern griff er zum Telefon und wählte.
    «Guten Tag, Exzellenz. Die Aktion ist erfolgreich angelaufen. Jetzt brauchen wir ihn. Er sollte mit seinem Anruf nicht zu lange warten.
    Der Kardinal sagte zu, sich darum zu kümmern.
    Di Lucca legte auf und setzte sich an den Computer. Was er jetzt schrieb, musste von ungeheurer Kraft sein. Niemand durfte dieses Angebot ablehnen. Niemand.
     
    ***
     
    Wolfram Engel saß am Schreibtisch und surfte durchs Internet. Das Gespräch mit Sarah Goldberg hatte ihn beruhigt und aufgewühlt zugleich. Angela hatte seine Nachricht bekommen und wahrscheinlich längst den Italiener gemacht . Wo sie wohl hingefahren war? Nach Süden vermutlich. Sie liebte die Sonne, und wenn sie schon Hals über Kopf abreisen musste, würde sie es sich so angenehm wie möglich machen. Was Sarah wohl bewogen hatte, ihm von der erfolgreich versendeten SMS zu erzählen? Oder steckte etwa doch Henderson dahinter? Was wusste Sarah von ihm? Was war mit seiner Vergangenheit? Wieso war sie der Schlüssel zu seinem Verhalten?
    Engel kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn kurz nachdem Sarah ihn verlassen hatte, rief Hawley an. Sie hätten sich gerade über die letzten Stunden von Jesus unterhalten. Ob er wohl in den nächsten Tagen einen kleinen Vortrag über die Kreuzigung als Hinrichtungsform halten könne? Es war nicht sein Spezialgebiet, also recherchierte er im weltweiten Netz. Erstaunlich, wie viele präzise Informationen man hier finden konnte.
    Er öffnete die fünfte Folie seiner Präsentation, als es an der Tür läutete. Henderson lachte ihn an.
    «Wunderbare Nachrichten, Wolfram. Darf ich reinkommen?»
    Henderson wartete nicht, bis Engel von der Tür zurückgetreten war, sondern stürmte direkt herein und setzte sich auf das Sofa.
    «Aber gerne.»
    Engel klang genauso verwundert über dieses Verhalten, wie er war. Dem Engländer schien das nicht aufzufallen, er sprach unbeirrt weiter.
    «Das Labor hat angerufen. Sie haben massenweise DNS in allen Ossuarien gefunden. Bei der Mutter Maria nur Mitochondrien-DNS, genauso bei zwei der drei nichtbeschrifteten Kästen sowie bei Salome und der anderen Maria.»
    Henderson rückte auf die Kante des Sofas und prustete laut.
    «Was aber völlig wahnsinnig ist: In allen andern war Zellkern-DNS, und zwar in auseichender Menge, um sie zu benutzen. Sie arbeiten bereits an der Vervielfältigung.»
    Engel hatte sich während dieses atemlos vorgetragenen Redeschwalls auf die Schreibtischkante gesetzt. Er wollte eine möglichst große Distanz schaffen. Als er schwieg, fuhr Henderson fort.
    «Ist dir klar, was das heißt? Bei Josef, Simon, zwei Unbekannten und bei Judas haben wir Zellkern-DNS. Und natürlich bei Jesus, was am wenigsten verwundert, schließlich haben wir sein komplettes Gebiss.»
    «Hört sich gut an.»
    Engel bemühte sich, so sachlich wie möglich zu klingen, obwohl ihn gerade zum wiederholten Male das Jagdfieber packte. Das Laborergebnis war in der Tat sensationell. Es kam selten vor, dass man bei einem Grabungsfund derart viel verwertbares genetisches Material fand. Wenn das Labor nicht übertrieben hatte, konnten sie die Familienverhältnisse der Menschen im Grab genau klären. Wenn es eine Familie ist, versuchte er sich wieder abzuregen.
    Henderson blickte ihn entgeistert an.
    «Was bist du nur für ein Typ, Wolfram. Da bringe ich dir die aufregendste Nachricht, die es in der Archäologie in den letzten Jahrzehnten gegeben hat, und du tust so, als interessiere es dich genauso wie der Wetterbericht von gestern.»
    Kopfschüttelnd stand er auf.
    «Ein bisschen mehr Enthusiasmus erwarte ich schon, mein Lieber.»
    Immer noch leicht mit dem Kopf wackelnd ging er zur Tür und

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