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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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eine Macht. Fast wie vor tausend Jahren.»
    Er stand auf und reichte Angela die Hand.
    «Komm, gehen wir rein. Maria hat einen Tee gekocht, und hier draußen wird es kalt.»
    Angela wandte den Blick vom Meer und folgte Jannis. So sah sie nicht, wie auf einer anderen Dachterrasse, nicht einmal dreihundert Meter entfernt, das Display eines Handys aufleuchtete. Andreas legte das Fernglas zur Seite und drückte die Wahlwiederholung. «Ich bin es noch mal, Chef. Hier ist alles ruhig. Ich denke, sie gehen jetzt schlafen.»
     
    ***
     
    In der Bibliothek saß die komplette Mannschaft beisammen. Die Spannung war fast greifbar. Henderson hatte sie im Restaurant zum Abendessen mit den Worten begrüßt:
    «Heute werden Sie atemberaubende Dinge erfahren, liebe Freunde. Mir liegt viel daran, dass Sie diese Informationen in einem würdigen Rahmen erhalten und nicht nebenbei während des Essens. Lassen Sie uns also unser bescheidenes Mahl schweigend genießen.»
    Tatsächlich war es während der ganzen Zeit fast gespenstisch still gewesen, als müssten sich alle in einer Art Meditation auf etwas Besonderes vorbereiten. Engel bemerkte, dass Sarah ihn aufmerksam musterte.
    Als sich alle in ihre schweren Ledersessel gesetzt hatten und mit Getränken versorgt waren, ergriff erneut Henderson das Wort.
    «Nun, meine Herrschaften, ich denke, dass wir uns jetzt die aktuellen Ergebnisse der einzelnen Disziplinen anhören sollten. Beginnen wir mit Ihnen, Monsieur Latour.»
    Der Franzose erhob sich, in der Hand einige Blätter.
    «Ich kann es kurz machen: Die detaillierten Analysen, Schlussfolgerungen und Beweise finden Sie in der schriftlichen Ausarbeitung, die Ihnen Sanika in Kürze zur Verfügung stellen wird. Aus meiner Sicht gibt es keinen Zweifel daran, dass die Inschriften aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert stammen.»
    Latour blickte über den Rand seiner Lesebrille in die Runde. Als keinerlei Reaktionen kamen, fuhr er fort:
    «Dominic wird Ihnen meine Schlussfolgerung gleich bestätigen.»
    Wie aufs Stichwort erhob sich Matin aus seinem Stuhl.
    «So ist es. Die Analyse der Patina in den Inschriften ist ebenso eindeutig und über jeden Zweifel erhaben wie die Begutachtung durch den verehrten Kollegen. Die Ablagerung in den Rillen stammt ebenfalls aus dem 1. Jahrhundert. Die Inschriften sind echt!»
    Er setzte sich, und im gleichen Moment begann Henderson zu klatschen. Die Übrigen taten es ihm gleich, sogar Engel ertappte sich dabei, den beiden Kollegen ganz unwissenschaftlich Beifall zu zollen. Es war wie eine Befreiung. Sie arbeiteten nicht an einer Chimäre, sondern hatten es wirklich mit einem der spannendsten Grabfunde der letzten hundert Jahre zu tun. Latour erhob sich fast verschämt von seinem Stuhl, legte die Hände wie zum Gebet zusammen und verneigte sich wie ein Schauspieler vor seinem Publikum.
    «Es freut mich, dass Ihnen unser Ergebnis gefällt. Wir, Kollege Matin und ich, haben damit unseren Teil zu diesem Projekt beigetragen. Damit können wir dann ja wohl gehen.»
    Beim letzten Satz hatte er sich fragend zu Henderson umgedreht, der als Einziger noch leise klatschte. Jetzt hörte er abrupt auf.
    «Aber mein lieber Latour, wir wollen doch diese Diskussion nicht jeden Tag aufs Neue führen. Dieses Unternehmen ist eine Weltsensation, und wir werden alle zusammenbleiben, bis wir die Bombe platzen lassen. Da möchten Sie doch sicherlich dabei sein.»
    Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich Stone zu:
    «Nun sind Sie an der Reihe, Theresia.»
    Die Anthropologin räusperte sich, ordnete einige Papiere und sah in die Runde.
    «Wie ich weiß, konnte unser Freund Henderson die Klappe nicht halten und hat Ihnen bereits berichtet, dass wir eine unglaubliche Menge an DNS-Material sichergestellt haben. Besonders erstaunlich ist, dass wir in allen Ossuarien verwertbares Material gefunden haben, in sechs Fällen sogar Zellkern-DNS. Vor dem Abendessen habe ich noch mit dem Leiter des Labors telefoniert. Die Vervielfältigungen werden morgen abgeschlossen, und in spätestens fünf Tagen werden erste Abgleiche vorliegen. Wir brauchen also noch ein bisschen Geduld, ehe wir mit Sicherheit sagen können, ob es sich um eine Familie handelt.»
    Theresia nahm einen großen Schluck von ihrem Weißwein und hielt anschließend das leere Glas in die Höhe, um Audrey zu signalisieren, es erneut mit eiskaltem Chardonnay zu füllen.
    «Ein paar Ergebnisse liegen uns allerdings bereits vor.»
    Sie wartete, bis die Kellnerin das Glas

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