Im Auftrag der Liebe
gegangen?«
»Nein«, antwortete ich.
»Und warum haben Sie sich gerade diesen Park ausgesucht?«
»Eine Freundin hat ihn mir empfohlen.«
»Wer?«
Mist! »Marisol Valerius.« Ich musste sie so schnell wie möglich anrufen.
»Finden Sie es nicht merkwürdig, dass ein Hund eine Leiche findet, die dort schon so lange vergraben ist?«
»Wie lange liegt sie denn schon da?«
Er zögerte, antwortete aber nicht auf meine Frage.
»Kennen Sie eine Frau namens Rachel Yurio?«
Rachel Yurio? Irgendwo in den Tiefen meines Gehirns klingelte es bei dem Namen. Über diese Rachel hatte Michael mit mir bei unserem Termin gesprochen. Das war die Freundin der bösen Elena gewesen.
War Rachel die Tote? Wie das? Warum? Und weshalb trug sie Michaels Ring?
»Ich habe von ihr gehört«, gab ich zu.
»Wie?«
»Durch einen Kunden.«
»Durch wen?«
Ich zögerte.
»Ich kann auch mit einer richterlichen Anordnung wiederkommen, Ms Valentine.«
»Michael Lafferty.«
»Und woher kennt er sie?«
»Alte Freunde, glaube ich.«
»Waren die beiden ein Paar?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht.«
»Seit wann ist Mr Lafferty ein Kunde von Ihnen?«
»Seit ein paar Tagen.«
»Sie kennen diesen Mann seit ein paar Tagen, und trotzdem buddeln Sie und Ihr Privatdetektiv-Freund plötzlich rein zufällig seine tote Freundin aus?«
So ausgedrückt klang es wirklich furchtbar. »Ich glaube, sie waren eher Bekannte«, wandte ich matt ein.
»Wie gut kennen Sie Michael Lafferty?«
Es gefiel mir gar nicht, welche Wendung dieses Gespräch jetzt nahm. »Er hat nichts mit ihrem Tod zu tun«, versicherte ich.
Der Polizist starrte mich lange an. Von mir aus.
Schließlich sagte er: »Und woher wollen Sie das wissen?«
Wie sollte ich ihm das erklären? Das konnte ich nicht, wenn ich mein Geheimnis nicht preisgeben wollte, und selbst dann war es zweifelhaft, dass mein Gegenüber – oder überhaupt irgendjemand – mir glauben würde.
»Er ist einfach – einfach nicht der Typ dafür.«
Mit zusammengekniffenen Augen notierte er sich etwas auf seinen Block. »Ich denke, das ist im Moment alles. Gibt es eine Nummer, unter der ich Sie erreichen kann, wenn ich noch Fragen habe?«
Ich gab ihm meine Festnetznummer, dann brachte er mich zurück in Seans Büro. Er legte seine Karte auf den Schreibtisch und verkündete: »Sie dürfen die Stadt nicht verlassen. Sie beide.«
Sean brachte die Beamten noch zur Tür. Ich saß auf seinem Schreibtischstuhl, als er zurückkam. »Entzückend, die beiden, nicht wahr?«
»Die Tote heißt offensichtlich Rachel Yurio«, erklärte ich.
»Ja. Man hat ein Portemonnaie mit ihrem Ausweis bei der Leiche gefunden, sie wird wohl schon seit Jahren vermisst.«
Ich fuhr mit den Zehen den Teppich entlang. »Sie ist eine Freundin eines Valentine-Kunden. Oder war es zumindest.«
Sean erstarrte. »Von einem Kunden? Von welchem?«
Ich wiederholte weitestgehend all das, was ich auch dem Detective gesagt hatte, inklusive der Geschichte, wie Elena Hart und Rachel laut Michaels Schilderungen Jennifer gequält hatten. »Und du wusstest rein zufällig, wo diese Frau begraben lag?«
»Wirklich ein seltsamer Zufall, nicht?«, erwiderte ich.
»Zufall?«
»Ja.«
Er schüttelte den Kopf. Um seinem stechenden Blick zu entkommen, rief ich Marisol in der Klinik an. Sie ging nicht ans Handy. Ich hinterließ ihr eine Nachricht.
»Falls sich ein Detective bei dir meldet und nach mir fragt: Du hast mir gesagt, dass der Great Esker Park ganz toll ist, um da mit dem Hund spazieren zu gehen. Und überleg dir am besten auch noch, woher du den Park kennst. Und vielleicht solltest du diese Nachricht lieber löschen, für alle Fälle.«
Nachdem sie das abgehört hatte, würde ich mich so einigen Fragen stellen müssen.
»Lucy …«, begann Sean.
Ich hob die Hand. »Ich kann es dir nicht erklären.«
»Du musst mir jetzt sagen …«
Ich schnitt ihm das Wort ab. »Vielleicht irgendwann. Im Moment brauche ich erst einmal Hilfe.«
»Du hast vielleicht Nerven, Lucy Valentine.«
Das war mir durchaus klar.
»Was brauchst du?«
»Ich will dich engagieren.«
»Wofür?«
»Ich glaube, ich habe gerade einen meiner Kunden zum Mordverdächtigen gemacht. Ich muss unbedingt Licht in die Sache bringen, bevor mein Vater zurückkommt.«
Ehe ich unter Seans prüfendem Blick womöglich doch noch einknickte, verließ ich lieber schnell sein Büro. Unten stieß ich die Tür zur Valentine Inc. auf und sah Dovie an Suzannahs Tisch sitzen, vor sich
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