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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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würde ich sie schlafen lassen. Wenn ich die Familiengeheimnisse der Valentines bewahren wollte, durfte ich niemandem verraten, dass ich heute Abend in Wompatuck gewesen war. Durch meine Anwesenheit dort hatte ich bereits zu viel riskiert. Jetzt musste ich einfach hoffen, dass man mich nie damit in Verbindung bringen würde.
    Das alles ging mir durch den Kopf, als ich mir endlich den Schlafanzug anzog und mich mit einem Kissen und einer Decke auf die Couch legte. Ich musste früh raus, und dann wollte ich Em nicht wecken.
    Noch immer umspielte ein Lächeln meine Lippen. Max war gesund und munter. Ich hatte ihn gefunden.
    Grendel sprang auf mich und begann, auf meinem Bauch zu treteln. Odysseus lief in seinem Rad einen Marathon. Ich versuchte, jeden Gedanken an das Skelett zu verdrängen. Heute Nacht wollte ich mich nur im Glanz der Glückseligkeit sonnen.
    Während ich langsam eindöste, ging mir durch den Kopf, dass ich Em in einem Punkt Recht geben musste. Das verdammte Rädchen war wirklich furchtbar laut.

◊ 13 ◊
    A m nächsten Morgen war Em noch immer k. o. Ich wusste ja, dass sie sich krankgemeldet hatte, also ließ ich sie schlafen. Grendel hatte aufgehört, mir auf Schritt und Tritt zu folgen, während ich mich fertig machte, und sich stattdessen an sie gekuschelt.
    Es war nicht schwer, seine Zuneigung zu gewinnen.
    Ich zog Grendels nicht verspeisten Twinkie unter dem Tisch hervor und warf ihn weg, dann schrieb ich eine Nachricht für Em und bat sie, nicht zu gehen, bevor wir nicht die Gelegenheit hatten, uns zu unterhalten. Irgendwas war mit ihr los, und ich wollte herausfinden, was das war, und sehen, ob ich ihr vielleicht helfen konnte. Ich würde heute nur den halben Tag arbeiten und hatte vor, in ein paar Stunden wieder zurück zu sein. Ich wollte mich bei Lola melden und mich bei Raphael erkundigen, ob er sich inzwischen um seine Verabredung gekümmert hatte.
    Meine Füße taten immer noch höllisch weh. Ich nahm zwei Aspirin und versorgte meine Wunden, so gut es ging. Dabei verbrauchte ich fast eine ganze Tube der Antibiotikasalbe. Ich sollte vermutlich dankbar dafür sein, dass ich mir an den Zehen keine Erfrierungen zugezogen hatte, aber es war nicht so einfach, Dankbarkeit zu empfinden, wenn jeder einzelne Schritt so wehtat.
    Ich fischte eine frische Jeans aus dem Trockner, schlängelte mich hinein und zog ein Unterhemd, ein T-Shirt und einen Blazer aus Wildlederimitat an, den Marisol mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war heute kälter, knapp unter null Grad, und die düsteren Wolken am Horizont ließen vermuten, dass es bald schneien würde.
    Ich fuhr zum Fähranleger und verdrängte jeden Gedanken an den vorherigen Abend. Heute war ein neuer Tag. Ich würde zur Arbeit gehen, einige Paare zusammenführen und nur hoffen, dass mich nicht noch mehr Kunden feuern wollten.
    Raphael wartete beim Long Wharf Marriott auf mich. Er beäugte mich, als ich mich auf den Sitz schob.
    »Eine lange Nacht, Uva?«
    »Könnte man so sagen.«
    »Hm-hm.«
    Dem konnte ich nicht widersprechen.
    Er bremste, um einem unachtsamen Fußgänger auszuweichen. »Humpelst du etwa?«
    »Ich habe mir heute Morgen den Zeh gestoßen.«
    »Der könnte gebrochen sein. Soll ich ihn mir mal ansehen?«
    Früher hatte er mich immer verarztet. »Nein. Das geht schon.«
    Im Radio war WEEI eingestellt, ein Sportsender. Anrufer sprachen über Football, Patriots-Fans gaben sich großspurig.
    »Hast du gestern Abend noch mit Marcia telefoniert?«, fragte ich.
    »Das habe ich.«
    »Und?«
    »Sie scheint nett zu sein.«
    Vor uns reihten sich die Bremslichter. Passanten rauschten vorbei. Alle schienen es eilig zu haben, irgendwo hinzukommen, je schneller, desto besser. »Und, geht ihr zusammen aus?«
    »Dieses Wochenende.«
    »Du klingst nicht sehr glücklich«, stellte ich fest.
    »Ich bin nur nervös, Uva.«
    »Das wird sicher super laufen!«
    »Es ist eben lange her.«
    »Sei einfach du selbst. Wer kann dir dann schon widerstehen?«
    Wir krochen im Schneckentempo Stück für Stück voran. Die Wolken hingen tief, und ich wünschte, es würde endlich schneien. Es gab nichts Schöneres als die Stadt unter einer weißen Schneedecke.
    Er stellte das Radio leiser. »Hast du schon gehört, dass sie endlich den kleinen Jungen gefunden haben?«, fragte er beiläufig.
    Zu beiläufig.
    »Das ist ja toll!«, formulierte ich vorsichtig meine Antwort. »Wie denn das? Wo?«
    »In dem Park, wo er verloren gegangen war. Eine Frau ist wie aus dem Nichts

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