Im Auftrag der Liebe
Aufgabe, ich musste mich auf schamlose Schmeichelei verlegen und an sein schlechtes Gewissen appellieren, aber schließlich erklärte er sich bereit, am nächsten Abend mit Lola im Faneuil Hall essen zu gehen.
Zu meiner großen Überraschung stellte ich fest, dass es mir Spaß machte, zwischen den beiden zu vermitteln.
Lola wirkte erleichtert, als ich sie zurückrief, um sie auf den neuesten Stand zu bringen. Vielleicht gab es nach allem ja doch noch Hoffnung für die beiden.
Ich traf mich mit zwei weiteren Kunden, zwei Frauen, beides neue Kundinnen. Ich ließ sie alle Formulare ausfüllen und war fest entschlossen, für sie einen guten Partner zu finden. Ich konnte es schaffen – wie Raphael mir versichert hatte, musste ich nur fest daran glauben.
Möglicherweise lag mir die Partnervermittlung ja doch im Blut, auch wenn ich keine Auren lesen konnte.
Mein Handy klingelte. Es war Michael Lafferty.
◊ 14 ◊
M s Valentine? Haben Sie Jennifer gefunden?«
Ich fuhr mit meinem Stuhl herum und starrte das Gebäude auf der anderen Seite der Gasse an. »Noch nicht so ganz.« Ich räusperte mich und erklärte: »Aber ich habe Rachel Yurio gefunden. Sie ist tot, Michael, und zwar schon seit Jahren.«
Am anderen Ende der Leitung blieb es lange still. »Was reden Sie denn da? Rach? Was hat sie damit zu tun? Und was soll das heißen, dass Sie sie gefunden haben? Wenn sie doch schon seit Jahren tot ist …«
»Haben Sie die Nachrichten nicht gehört? Über die Leiche, die im Great Esker entdeckt wurde?«
»Doch. Ganz schön unheimlich. Da gehe ich doch andauernd mit Foo spazieren. Wollen Sie damit etwa sagen … Rachel?«
»Leider ja. Und dummerweise hat man eine Verbindung von mir zu Ihnen hergestellt, und von Ihnen zu Rachel.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich will damit sagen, dass man Sie jetzt des Mordes verdächtigt, weil ich Rachel gefunden habe und Sie mein Kunde sind.«
»Sie machen Witze! Ich habe doch nichts mit ihrem Tod zu tun.«
»Ich weiß.«
»Wie ist es überhaupt dazu gekommen? Wieso haben Sie sie gefunden? Ich bin völlig verwirrt.«
»Ich kann es Ihnen auch nicht erklären, Michael. Ich wollte Sie nur vorwarnen, weil die Polizei vermutlich bald bei Ihnen auftauchen wird.«
»Zwei Typen in billigen Anzügen, einer kahlköpfig, der andere mit Brille?«
»Die sind schon da?«
»Ja.«
»Haben Sie einen Anwalt?«
»Nein. O Gott, brauche ich etwa einen?«
»Wenn Sie mich fragen, legen Sie sich so schnell wie möglich einen zu. Und reden Sie ohne Rechtsbeistand nicht mit der Polizei.«
»Aber ich hab doch gar nichts gemacht! Ich habe nichts zu verbergen.«
»Ich weiß. Aber die haben Sie jetzt im Visier, und sie werden nicht eher Ruhe geben, bis Sie aussagen, was die hören wollen. Besorgen Sie sich einen Anwalt. Ich hole Sie aus dem ganzen Schlamassel raus, das verspreche ich Ihnen. Geben Sie mir nur ein wenig Zeit, alles zu entwirren.«
Ich legte auf und ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. Ich zweifelte sehr daran, dass Dad je solche Dinge passiert waren. Wenn die Zeitungen die Affäre meines Vaters bereits schockierend fanden, wie würden sie sich denn dann erst aufführen, wenn oder falls sie das herausfanden? Wie viel Zeit hatte ich? Nicht mehr lange, dann würde in der Presse überall zu lesen sein, dass ich es gewesen war, die Rachel Yurios Leiche gefunden hatte. Die Valentine Inc. würde mit vollem Einsatz Schadensbekämpfung betreiben müssen. Es war nicht gut, dass man jetzt Michael in die Zange nahm. Er hatte sich an mich gewandt, weil er eine Frau suchte – und nicht, weil er hinter Gittern landen wollte.
Eine schlechtere Werbung konnte es fürs Geschäft kaum geben.
Keine Panik, keine Panik.
Ich wählte zuerst die Handynummer meiner Mutter. Es war kein Freizeichen zu hören, und auch die Mailbox sprang nicht an. Dann versuchte ich es bei meinem Vater – wieder nichts. Entweder gab es auf der Insel keinen Empfang, oder sie hatten ihre Telefone ausgestellt.
Leider hatte ich keine Ahnung, wie ihr Hotel hieß, aber ich musste sie unbedingt erreichen. Als ich Raphael anrief, ging er beim dritten Klingeln ans Handy. Im Hintergrund hörte man Töpfe und Pfannen klappern.
»Wo bist du?«, fragte ich.
»Unten.«
Unten? »Im Porcupine?«
»Das ist eine lange Geschichte, Uva. Ich springe hier für den Chefkoch ein.«
Diese Geschichte würde ich nur zu gerne hören.
»Ich kann jetzt nicht reden«, sagte er.
»Nur ganz schnell – weißt du, wo meine Eltern auf St.
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