Im Auftrag der Liebe
Lucia wohnen? Wie das neue Hotel heißt?«
»Nein, Uva. Stimmt irgendwas nicht?«
»Nein, nein«, log ich. »Wir sehen uns nachher.«
Ich beendete das Gespräch und wählte Seans Handynummer. »Ich brauche dich«, verkündete ich, als er ranging.
»Gefällt mir, wie das klingt!«
Verlangen überkam mich heiß und drängend. Ich gab mein Bestes, um es zu unterdrücken. »Also, deine Hilfe«, stellte ich klar.
»Was auch immer es ist«, verkündete er. »Ich bin für dich da.«
Ich schloss die Augen und versuchte, nicht an die Vision von uns beiden im Bett zu denken. Immer schön atmen. »Du, äh, müsstest für mich herausfinden, wo meine Eltern sich auf St. Lucia aufhalten.«
»Ich melde mich bei dir«, versprach er, nachdem ich ihn kurz ins Bild gesetzt hatte.
»Ruf mich auf dem Handy an, ich bin für heute im Büro fertig.«
Ich atmete tief durch und sagte mir noch einmal, dass die Polizei durchaus dazu in der Lage war, dieses Verbrechen aufzuklären. Ich wusste ja, dass ich unschuldig war. Und mir war klar, dass auch Michael nichts damit zu tun hatte. Ich musste einfach darauf hoffen, dass die Polizei Beweise finden würde, die uns beide entlasten und Hinweise auf Rachel Yurios Mörder liefern würden.
Aber auch wenn ich mich am liebsten völlig aus den Ermittlungen heraushalten wollte, ging das einfach nicht. Ich hatte Michael versprochen, dass ich Jennifer finden würde, und das war das Mindeste, was ich für ihn tun konnte. Jetzt war mein Hauptziel nicht mehr, ihn zu vermitteln, sondern seinen Namen reinzuwaschen. Und wenn Jennifer auch noch ein paar Fragen über Rachel Yurio beantworten konnte, umso besser, oder?
Ich humpelte ins Porcupine. Die ersten Gäste kamen zum Mittagessen, und es war schon einiges los. Ich wollte endlich hören, wie es Raphael in Maggies Küche verschlagen hatte, ich war wirklich gespannt. Immerhin hatten sich die beiden gestern nicht gerade blendend verstanden.
Ich hielt nach Maggie Ausschau, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Deshalb sprach ich einen Kellner an und fragte nach ihr.
»Die ist irgendwo dahinten«, informierte er mich und wies in Richtung Küche. »Aber pass auf. Unser Chefkoch hat heute Morgen gekündigt, und dahinten herrscht ziemliches Chaos.«
Ich schob mich durch die Schwingtür in die Küche. Man hatte mich ja vorgewarnt. Zwischen langen Arbeits- und Herdplatten, Öfen und Fritteusen rannten sechs Menschen hin und her und schnippelten, würfelten und brutzelten.
Kein Raphael. Keine Maggie.
Einer der Köche warf einen Blick in meine Richtung. Das war meine Chance: »Ich suche nach Raphael.«
»In der Kühlkammer.« Er deutete mit dem Kinn auf eine Tür neben dem Gefrierschrank.
Rechts von mir flatterten Plastikstreifen vor dem Zugang zur Kühlkammer, in die ich hineinspähte. Raphael und Maggie waren in einen so heißen Kuss versunken, dass die Tiefkühlwaren um sie herum aufzutauen drohten.
Mir klappte die Kinnlade herunter, und ich machte ein paar Schritte rückwärts.
Raphael und Maggie?
»Haben Sie ihn gefunden?«, fragte der Koch.
Ich schüttelte den Kopf.
Er runzelte die Stirn. »Wirklich nicht?«
»Das ist schon okay«, sagte ich. »Könnten Sie ihm bei nächster Gelegenheit einfach sagen, dass er Lucy nicht zu fahren braucht?«
»Ja. Klar.«
»Danke.«
Noch immer fassungslos verließ ich das Restaurant. Nicht in einer Million Jahre wäre ich auf die Idee gekommen, Maggie und Raphael zusammenzubringen – und trotzdem hatte es zwischen ihnen offensichtlich gefunkt.
Entmutigt nahm ich mir ein Taxi.
Vielleicht lag mir die Heiratsvermittlung doch nicht im Blut.
Em sah von ihrem Platz auf dem Sofa auf, als ich mein Häuschen betrat. Sie ließ das Buch sinken, in dem sie gelesen hatte, und versuchte, sich aufzusetzen, sank dann aber mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck wieder zurück. Ihre himmelblauen Augen waren verquollen, aber sie hatte ihr wildes Haar zu einem hübschen Zopf geflochten.
»Du siehst besser aus«, bemerkte ich und stellte meine Sachen neben der Tür ab.
»Wie komisch, ich fühle mich nämlich viel schlechter.«
»Wie viel hast du getrunken?«
»Zu viel. Danke, dass ich hier übernachten durfte.«
Ich setzte mich ihr gegenüber auf einen Stuhl. Grendel sprang auf meinen Schoß. »Du brauchst dich doch nicht bei mir zu bedanken. Du bist mir immer willkommen.«
»Was das angeht … Könnte ich vielleicht noch eine Weile hierbleiben?«
Grendel schnurrte laut. Odysseus schlief in seinem Käfig, er hatte
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