Im Auftrag der Liebe
einen Stapel Mappen.
»Keine Suz?«, fragte ich.
»Sie hat angerufen, sie kommt heute später.«
»Du stellst doch nicht etwa Paare zusammen, oder?« Ich deutete auf die Mappen.
»Neeeeein. Ich schaue nur, ob vielleicht jemand für mich dabei ist.«
Ich lachte. »Ich dachte, nach Grandpas Tod hättest du den Männern abgeschworen.«
»Ich habe der Ehe abgeschworen – nicht den Männern. Vielleicht ist es endlich an der Zeit, sich dem Thema ernsthaft zu widmen. Immerhin werde ich auch nicht jünger.«
Was gar nicht stimmte – dank plastischer Chirurgie.
»Erst Raphael, dann du. Offensichtlich liegt zurzeit Liebe in der Luft.«
Sie hielt ein paar Dossiers hoch. »Willst du nicht auch einmal für dich selbst gucken? Denn dein Date mit Butch ist ja nicht so gut verlaufen, wie ich gehört habe.«
Wie schnell sich so etwas doch herumsprach. »Wir haben die Sache verschoben, weil ich losmusste. Aber er ist sowieso nicht mein Typ, Dovie.«
»Und wer ist dein Typ?«
Sean.
Ich vermied eine direkte Antwort. »Es hat ohnehin keinen Sinn, dass ich mich verabrede. Nicht, wenn man bedenkt, wie es in unserer Familie mit dem Thema Ehe aussieht.«
»Wer hat denn von Heiraten gesprochen?«, fragte sie. »Es ist völlig in Ordnung, von Zeit zu Zeit ein wenig Spaß zu haben. Es mal so richtig krachen zu lassen.«
»Nein danke.« Ich glaube, krachen würde es bei mir selbst dann nicht, wenn ich es darauf anlegte.
Ihre Armreifen klimperten melodisch, als sie einen Finger in meine Richtung erhob. »Ich habe da letztens einen Mann getroffen, der wäre perfekt für dich. Den bringe ich mal mit.«
Widerstand zwecklos. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Büro. »Oh, und das mit Lauschen, das lässt du heute besser.«
»Spielverderberin.«
Ich blieb wie angewurzelt stehen, als mein Blick auf den Fernseher fiel. Das Bild war zweigeteilt, auf der einen Seite sah man das Porträt einer Frau, die mir verdächtig ähnelte, auf der anderen Seite die Schuhe, die ich im Park zurückgelassen hatte.
Ich schaltete den Apparat aus und hoffte nur, dass Dovie das nicht mitbekommen hatte. »Wie wäre es, wenn wir heute mal eine CD einlegen?«
»Na gut«, murmelte sie. Sie war bereits wieder in eine der Mappen vertieft.
Ich ging zur Stereoanlage und drückte auf den Start-Knopf. Mein Vater hatte einen CD-Wechsler, der fünf Scheiben nacheinander abspielte. Während sanfter Jazz die Büroräume durchflutete, redete ich mir ein, dass die Phantomzeichnung mir in Wirklichkeit gar nicht so ähnlich sah. Nur ein kleines bisschen. Vor allem um den Mund herum. Und ich war mir sicher, dass Hunderte von Frauen solche Stöckelschuhe besaßen.
In meinem Büro setzte ich mich hinter den Schreibtisch und suchte nach Michael Laffertys Telefonnummer. Bei ihm zu Hause erreichte ich nur den Anrufbeantworter. Ich legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, und versuchte es bei ihm auf der Arbeit, in einer Autolackiererei in der Nähe des Jackson Square in Weymouth. Die Person, die dranging, erklärte mir, dass Michael gerade beschäftigt sei und mich zurückrufen würde. Ich gab Namen und Handynummer an und erklärte, es sei dringend.
Ich musste ihn warnen, bevor die Polizei bei ihm auftauchte.
Um mir die Wartezeit zu verkürzen, griff ich nach der Mappe von Lola Fellows. Nervös wählte ich ihre Nummer. Nach dem dritten Klingeln antwortete sie mit einem knappen, gehetzten »Ja?«.
»Hi, Lola, hier ist Lucy Valentine. Ich rufe nur an, um zu hören, wie es so läuft. Haben Sie sich bei Adam gemeldet?«
»Das habe ich.«
»Und.«
Sie schniefte. »Ich habe ihm vorgeschlagen, uns mal zum Abendessen zu treffen.«
»Und?«
»Er hat abgelehnt.«
Ich ließ den Kopf hängen. »Tatsächlich. Warum?«
Sie räusperte sich. »Er hat gesagt, dass ihm meine Einstellung nicht passt.«
Das Schicksal konnte so gemein sein.
»Ich wollte Sie sowieso nachher anrufen«, fuhr sie fort. »Sie müssen mit ihm reden. Bringen Sie ihn dazu, dass er seine Meinung ändert.«
Ich lehnte mich im Stuhl zurück und fragte: »Warum, Lola?«
»Darum. Was, wenn er meine große Liebe ist? Wir müssen es doch zumindest versuchen. Außerdem möchte ich nicht, dass er mich für eine Zicke hält. Ja, obwohl ich eigentlich eine bin.« Sie seufzte.
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich rufe ihn an und melde mich dann noch einmal bei Ihnen.«
»Danke«, grummelte sie.
Ich legte auf und wählte die Nummer, die Adam uns gegeben hatte. Es war keine einfache
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